Gericht: Versicherung darf Malware nicht als Kriegsakt definieren
Die Versicherung von Merck wollte nicht zahlen, weil es sich beim Notpetya-Angriff um Krieg gehandelt habe. Das sah ein Gericht jedoch anders.

Die Versicherung Ace American wollte die durch die Malware Notpetya verursachten Schäden bei dem Pharmaunternehmen und Ace-Kunden Merck nicht übernehmen und verwies darauf, dass Kriegshandlungen nicht versichert seien. Doch vor einem US-Gericht in New Jersey kam das Unternehmen mit dieser Begründung nicht durch.
Geklagt hatte das Pharmaunternehmen, das zum Zeitpunkt des Schadsoftwarebefalls laut dem Onlinemagazin The Record eine All-Risk-Versicherung in Höhe von 1,75 Milliarden US-Dollar abgeschlossen hatte, die auch softwarebedingte Datenverluste abdeckte. Die Versicherung argumentierte jedoch, dass diese Schäden durch Notpetya bei Merck nicht abdecke, da es sich bei dem Schadsoftware-Angriff um einen Teil der russischen Aggressionen gegen die Ukraine handle und dieser daher unter die standardmäßige Ausschlussklausel "Kriegshandlungen" falle.
Daraufhin verklagte Merck die Versicherung und hat nun recht bekommen. Das Gericht argumentierte, dass es sich bei dem Angriff nicht um eine "offizielle Staatshandlung" handelte und daher auch nicht unter diese Klausel falle. Obwohl die Versicherung wusste, dass es sich bei Cyberangriffen um Kriegshandlungen handeln könne, habe sie ihre Ausschlussklauseln nicht aktualisiert. Das sei nicht geschehen, obwohl die Möglichkeit dazu bestanden habe.
"Da sie es versäumt haben, den Wortlaut der Police zu ändern, konnte Merck mit Recht davon ausgehen, dass die Ausschlussklausel nur für traditionelle Formen der Kriegsführung gilt", erklärte Richter Thomas J. Walsh über Ace American. Das US-Gericht ist allerdings nicht die letzte Instanz, entsprechend könnte die Klage noch weitergeführt werden.
Notpetya sorgte für umfangreiche Schäden
Der Angriff mit der Schadsoftware Notpetya fand im Juni 2017 statt und hatte weltweit den Betrieb von Tausenden Unternehmen und Behörden lahmgelegt. Der Notpetya-Angriff hatte bei Merck, wie bei vielen anderen Unternehmen, zu Produktionsausfällen geführt. Die Malware tarnte sich als Ransomware, war allerdings nur auf die Zerstörung der Daten ausgelegt und damit ein sogenannter Wiper. Notpetya verbreitete sich vor allem über eine Schwachstelle in der ukrainischen Buchhaltungssoftware Medoc. Für die Verbreitung in Unternehmensnetzwerken wurden aber auch SMB-Schwachstellen genutzt.
Erst vor wenigen Tagen entdeckten Sicherheitsforscher von Microsoft eine ungewöhnliche Schadsoftware auf Dutzenden Computern in der Ukraine. Auch diese tarnt sich als Ransomware, überschreibt die Daten jedoch schlicht. Zuvor waren etliche Webseiten von ukrainischen Behörden und Unternehmen Opfer eines Angriffs geworden.
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