Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Gericht: 500.000 Dollar Strafe, weil Google Link nicht entfernt hat

Google muss ein Suchergebnis entfernen, das einen kanadischen Geschäftsmann wahrheitswidrig als verurteilten Pädophilen beschreibt. Dafür musste er jahrelang kämpfen.
/ Moritz Tremmel
4 Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)
Logo von Google (Bild: REUTERS/Charles Platiau)
Logo von Google Bild: REUTERS/Charles Platiau

Mehrere Jahre hat ein Mann aus Montreal (Kanada) versucht, einen verleumderischen Beitrag aus den Suchergebnissen von Google entfernen zu lassen. Nun hat der Oberste Gerichtshof in Quebec das Unternehmen zur Entfernung des Ergebnisses und einer Zahlung von 500.000 kanadischen Dollar verurteilt.

Google habe das kanadische Recht falsch ausgelegt, als es die Löschanträge des Mannes ablehnte, urteilte das Gericht. In der richterlichen Verfügung wird der Mann laut einem Bericht des Onlinemagazins Ars Technica(öffnet im neuen Fenster) als "prominenter Geschäftsmann" in der Immobilienbranche genannt. Er sei sowohl in den USA als auch in Kanada tätig.

Den verleumderischen Beitrag entdeckte der Mann demnach bereits im April 2007, als er seinen Namen mit Google suchte, nachdem mehrere Kunden nach einer Reihe von guten Vorgesprächen plötzlich keine Geschäfte mehr mit ihm machen wollten. Auf der von Google angezeigten Webseite wurde wahrheitswidrig behauptet, dass er ein Betrüger und "1984 wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden" sei.

Kläger durchlebte modernen Internet-Albtraum

Der Betreiber der Seite weigerte sich auf Nachfrage, den Artikel aus dem Netz zu nehmen. Für eine Klage wegen Verleumdung war es nach kanadischem Recht allerdings zu spät. "In Kanada muss die Klage innerhalb eines Jahres nach Erscheinen des Beitrags eingereicht werden, unabhängig davon, wann das Opfer der Verleumdung die Veröffentlichung sieht," hieß es in der Verfügung des Richters.

Damit der Beitrag wenigstens nicht mehr so leicht gefunden werden kann, wandte sich der Mann an Google, um ihn aus den Suchergebnissen zu entfernen. Darauf folgte ein jahrelanges Hin und Her mit Google, das auf einem Widerspruch zwischen kanadischem Recht und einem Freihandelsabkommen beruhte. Währenddessen erlitt der Geschäftsmann erhebliche Einbußen und sein Sohn, der ebenfalls in der Immobilienbranche arbeitete, distanzierte sich von seinem Vater.

Der Richter folgte Googles Argumentation nicht und beschrieb die Erfahrung des Klägers als einen "wahrgewordenen Alptraum" . Da Google sich weigerte die Beiträge zu entfernen, habe sich der Mann "hilflos in einem surrealen und qualvollen zeitgenössischen Online-Ökosystem befunden, während er eine Odyssee durchlebte, um die verleumderischen Beiträge zu entfernen" .


Relevante Themen