Geplante Obsoleszenz: Reparatur von Elektronik wird verhindert

Hersteller sollten laut Verbraucherschützern Ersatzteile und Reparaturanleitungen zur Verfügung stellen müssen, um geplante Obsoleszenz zu verhindern. Elektronik könnte dann erheblich länger halten.

Artikel veröffentlicht am ,
Elektronikschrott in China
Elektronikschrott in China (Bild: Tyrone Siu/Reuters)

Laut einer aktuellen Studie haben 74 Prozent der Verbraucher ein Elektrogerät schon einmal entsorgt, weil die Reparatur möglich, aber zu teuer gewesen wäre. Das ergab eine repräsentative Umfrage von Kantar Emnid im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (VZBV), die am 6. Juni 2017 vorgestellt wurde. "In vielen Fällen ist eine Reparatur fast so teuer wie ein neues Gerät. Das ist weder ökologisch noch wirtschaftlich für Verbraucher", sagte Ingmar Streese, Geschäftsbereichsleiter Verbraucherpolitik des VZBV.

Die nächste Bundesregierung solle dafür sorgen, dass es sich für Verbraucher lohnt, sich für eine Reparatur zu entscheiden. Zurzeit sei eine Reparatur oft nur direkt beim Hersteller möglich. Nach der Garantiezeit kann das kostspielig werden. Die Gewährleistung ist gesetzlich festgeschrieben und gilt zwischen dem Händler und dem Kunden. Garantie wird meist vom Hersteller zusätzlich und freiwillig für ein Produkt angeboten.

Hersteller sollten laut Verbraucherschützern Ersatzteile und Reparaturanleitungen zur Verfügung stellen müssen. Das gelte auch für Softwareupdates, denn 30 Prozent der Befragten haben schon einmal ein Gerät ersetzen müssen, weil sie aktuelle Programme nicht mehr installieren konnten.

Streese: "Mit einem Recht auf Reparatur sollte die Bundesregierung die Hersteller verpflichten, Verbrauchern und Dienstleistern originale Ersatzteile zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung zu stellen und Reparaturanleitungen zu veröffentlichen."

81 Prozent der Verbraucher wollen laut der Umfrage eine verbindliche Kennzeichnung zu Lebensdauer und Reparaturfähigkeit (82 Prozent) von Elektrogeräten.

Eingebaute Sollbruchstellen

Holger Krumme, Technikchef beim Bensheimer Testhaus HTV, hatte im Juni 2013 konkrete Beispiele für geplante Obsoleszenz in der Elektronik genannt. HTV vergibt für langlebige Modelle ein Gütesiegel.

"Wir haben eine Vielzahl von Beispielen für Produkte, die unserer Meinung nach eingebaute Sollbruchstellen enthalten: Besonders auffällig ist zum Beispiel die Verwendung besonders hitzeempfindlicher Bauteile in direkter Nähe zu Hitzequellen. Bei einer Vielzahl der unterschiedlichsten Bildschirme oder LCD-Fernseher befinden sich Elektrolytkondensatoren unmittelbar neben Leistungsbauteilen, die über 100° C warm werden", sagte Krumme. Die Betriebsdauer der Kondensatoren betrage dann nur noch wenige Tausend Stunden. "Nach zwei bis drei Jahren fallen diese aus, mit dem Resultat, dass der gesamte Bildschirm aufgrund zu hoher Reparaturkosten auf den Müll wandert."

Die starke Alterung von Kondensatoren bei hoher Temperatur wird seiner Ansicht nach auch gezielt bei Computerplatinen renommierter Hersteller angewandt, bei denen sich diese Bauteile genau im Heißluftstrom der Prozessorkühlung befinden.

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bombinho 11. Jun 2017

Nix Aufwand, die Planung/Auslegung muss so oder so erledigt werden. Und wenn die...

Gormenghast 07. Jun 2017

...ein Konzern steckt unglaublich viel Energie in Software, die dazu in der Lage ist...

MrTridac 07. Jun 2017

"Geplante" Obsoleszens gibt es nicht. Die elektronischen und teilweise tatsächlich...

bombinho 07. Jun 2017

Gutes Argument, schlechtes Beispiel. So wahnsinnig viel hat sich an der Treiberstruktur...



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