München setzt auf Geothermie
Seit 2004 fördert eine Anlage in Riem über 90 Grad heißes Wasser aus rund 3.000 Metern Tiefe. Es deckt den größten Teil des Wärmebedarfs der benachbarten Messe München. Fünf weitere Erdwärmekraftwerke kamen im Laufe der Jahre hinzu. " Auf Basis einer guten Erkundung im Vorfeld wurden wir bei allen Bohrungen fündig ", sagt Karin Thelen, SWM Geschäftsführerin Regionale Energiewende.
Aktuell treiben die Stadtwerke das Projekt Michaelibad(öffnet im neuen Fenster) im Stadtteil Neu-Perlach voran. Im kommenden Herbst sollen die ersten Bohrungen beginnen.
Die Münchener erwarten etwa 90 Grad heißes Wasser – genug Wärme, um sie direkt in das Fernwärmenetz einzuspeisen. Doch auch das auf unter 60 Grad abgekühlte Rücklaufwasser soll noch einmal genutzt werden. Dazu ist eine Großwärmepumpe geplant, die die Temperatur wieder anhebt. Erst danach wird das erneut abgekühlte Wasser zurück in den Untergrund geleitet, damit es sich im heißen Tiefengestein wieder erwärmt.
2033 soll Geothermie 75.000 Menschen warmhalten
Ab der Heizperiode 2033 soll diese dann größte Geothermieanlage auf dem europäischen Kontinent die Wohnungen von 75.000 Bürgerinnen und Bürger heizen. "Bis 2040 könnte über einen weiteren Ausbau der Anlagen die Geothermie die Hauptlast der Münchener Fernwärme tragen" , sagt Thelen. Ergänzt um Müllverbrennung und grünen Wasserstoff hätte die bayerische Hauptstadt dann Klimaneutralität in diesem Sektor erreicht.
München ist zwar ein geothermischer Sonderfall, dennoch dient es vielen anderen Kommunen in Deutschland als Vorbild. Münster in Westfalen etwa setzt auch auf die tiefe Geothermie. Mit einem rund 200 Kilometer langen Fernwärmenetz, an das Innenstadt und einzelne Stadtteile angeschlossen sind, ist immerhin eine wichtige Voraussetzung erfüllt. Heute kommt die Wärme aus einem Gas- und Dampfturbinenkraftwerk, das über Kraft-Wärme-Kopplung sowohl Strom als auch Wärme liefert.
Bis Erdwärme aus der Tiefe eingespeist wird, ist der Weg allerdings noch weit und das Wissen über heiße Wasserreservoire im Boden zu gering. Doch erste Schritte sind jüngst erfolgt.



