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Geothermie: Grundlast aus der Tiefe und die Zukunft der Erdwärme

Zwischen unbegrenzter Energie, Erdbebenrisiko und kaum zu kalkulierenden Kosten fristet Geothermie ein Nischendasein. Das soll sich ändern.
/ Mario Petzold
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Neue Techniken könnten Geothermie auch dort etalieren, wo besonders tiefe Bohrungen nötig sind. (Bild: Pixabay/WikiImages)
Neue Techniken könnten Geothermie auch dort etalieren, wo besonders tiefe Bohrungen nötig sind. Bild: Pixabay/WikiImages

450 Wissenschaftler, Ingenieurinnen und Manager haben sich in Stanford(öffnet im neuen Fenster) zu aktuellen Projekten und zukünftigen Entwicklungen in der Geothermie ausgetauscht. Trotz ernüchterndem Status quo zeichnen sinkende Kosten und bessere Techniken ein optimistisches Bild für die nächsten Jahre.

So soll bereits in 2 Jahren der Preis für eine Megawattstunde aus Erdwärme in den USA bei 80 US-Dollar liegen. Damit wäre sie auf einem Niveau mit anderen Energieformen.

Gas- und Ölboom als Vorteil

Verantwortlich für die massiv sinkenden Kosten neu zu bauender Geothermiekraftwerke sind Bohrtechniken, die in den letzten 20 Jahren entwickelt wurden. Sie dienen zwar dazu, tiefer liegende Öl- und Gasfelder zu erreichen, erlauben jedoch gleichzeitig, an immer mehr Standorten auch die Erdwärme anzuzapfen.

In Kalifornien, wobei bereits jetzt 5 Prozent des Strombedarfs geothermisch erzeugt werden, könnte sich der Anteil annähernd verzehnfachen. Dieses Potenzial von 40 Gigawatt Leistung könnte fast die Hälfte des gesamten Stromverbrauchs abdecken und die gesamte Grundlast stellen. Auch in Deutschland wäre mit einer solchen Leistung fast die Hälfte des derzeitigen Strombedarfs gesichert, schließlich laufen die Kraftwerke rund um die Uhr. Zum Vergleich: Alle jemals hierzulande betriebenen Atomkraftwerke kamen in Summe nur auf 27 Gigawatt.

Weltweit finden sich viele Regionen, in denen eine preiswerte Stromerzeugung aus Erdwärme realistisch erscheint. Gutes Beispiel ist die Oberrheinische Tiefebene(öffnet im neuen Fenster) , ein Grabenbruchsystem mit hoher vulkanischer Aktivität.

Herausforderungen bleiben

Wo tief in die Erde gebohrt wird, können Erdbeben ausgelöst werden. Beim Fracking und anderen Tiefbohrungen verhält es sich nicht anders. Es gibt aber Techniken und Herangehensweisen, um das Risiko zu minimieren.

Am pragmatischsten wäre es, jene Gebiete mit hohem Risiko, aber auch nah an der Oberfläche liegende thermische Quellen zu meiden. Helfen soll außerdem ein Warnsystem, das bei registrierten Erschütterungen die Bohrung verlangsamt oder im Extremfall komplett stoppt.

Vielversprechend scheint zudem eine Methode zu sein, bei der auf große Bohrlöcher verzichtet wird. Stattdessen gleicht die Bohrung der feinen Verästelung von Blutgefäßen. Viele kleine Kanäle arbeiten dann wie ein großes Bohrloch, aber mit einem stark minimierten Erdbebenrisiko.

Der Artikel zu den Erkenntnissen ist in Nature Reviews Clean Technology(öffnet im neuen Fenster) erschienen. Er soll aufzeigen, dass Geothermie keinesfalls die Nebenrolle spielen muss, die sie derzeit innehat, sondern gerade mit Blick auf ihre permanente Verfügbarkeit ein wichtiger Baustein der zukünftigen Energiegewinnung sein kann.


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