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Geoengineering: Wissenschaftler erwägen Maßnahmen gegen Gletscherschmelze

Der Klimawandel bringt das Eis der Polkappen zum Schmelzen. Was tun, damit wir keine nassen Füße bekommen?
/ Werner Pluta
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Thwaites-Gletscher: Wenn er schmilzt, steigt der Meesspiegel deutlich. (Bild: Nasa Ice)
Thwaites-Gletscher: Wenn er schmilzt, steigt der Meesspiegel deutlich. Bild: Nasa Ice / CC-BY 2.0

Das Abschmelzen der Polkappen könnte zu einem starken Anstieg des Meeresspiegels führen und das Leben von Millionen Menschen beeinträchtigen, die an den Küsten leben. Wissenschaftler suchen nach Möglichkeiten, das zu stoppen. In einem Whitepaper(öffnet im neuen Fenster) wurden zwei Konzepte vorgestellt.

Das erste Konzept schlägt vor, das Abschmelzen der Gletscher zu verlangsamen, indem sie gegen warmes Wasser abgeschottet werden. Die Eisschilde werden weniger durch einen Anstieg der Lufttemperaturen bedroht als vielmehr durch wärmeres Meerwasser, das das Eis von unten schmilzt.

Das soll durch Vorhänge erreicht werden, die am Meeresboden verankert werden. Die sollen verhindern, dass das wärmere Wasser unter die Gletscher gelangt.

Der Aufwand könnte geringer sein als gedacht

"Nach vorläufigen Studien könnte der tatsächliche technische Aufwand geringer sein, als man denkt" , sagte Douglas MacAyeal(öffnet im neuen Fenster) , Geophysiker an der University of Chicago und einer der Autoren des Whitepaper. "So würde man beispielsweise für den Thwaites-Gletscher in der Antarktis nur 50 Meilen an Netzen und Vorhängen auf dem Meeresboden benötigen, um etwas zu bewirken."

Der Thwaites-Gletscher bremst zusammen mit dem Pine-Island-Gletscher den westantarktischen Eisschild. Sollte der Gletscher schmelzen, würde das den Meeresspiegel um etwa 60 Zentimeter steigen lassen, das Abschmelzen des westantarktischen Eisschildes um deutlich mehr, was wiederum zahlreiche Küstenstädte bedrohen würde.

Die zweite Maßnahme, die die Forscher vorschlagen, betrifft das Schmelzwasser: Wenn ein Gletscher schmilzt, bilden sich Flüsse, in denen das Schmelzwasser ins Meer abfließt. Die Forscher glauben, dass eine Verringerung der Wassermenge dazu führen kann, dass der Eisstrom gefriert und so der Schmelzprozess gestoppt wird.

Um das zu erreichen, erwägen sie, Löcher bis zum Gletscherbett zu bohren. Darüber könnte das Wasser unter dem Eis abfließen, ohne dass es den Gletscher beeinflusst. Oder man friert damit das Gletscherbett ein.

Ob eines der Konzepte funktionieren kann, ist nach Angaben der Forscher unklar, ebenso die möglichen Nebenwirkungen. So könnten beispielsweise die unterseeischen Sperren das warme Wasser zum nahegelegenen Schelfeis umleiten. Außerdem könnten sie das Leben im Meer stören. Bohrungen hätten weniger Auswirkungen auf das Ökosystem, wären aber wahrscheinlich weniger effektiv und mit einem hohen technischen Aufwand verbunden.

Das Whitepaper fordert mehr Forschung im Bereich der Glaziologie. "Jeder Wissenschaftler hofft, dass wir diese Forschung nicht machen müssen" , sagte MacAyeal. Das zu vernachlässigen könnte aber heißen, eine Chance zu vergeben, der Welt in Zukunft zu helfen. "Unser Argument ist, dass wir jetzt mit der Finanzierung dieser Forschung beginnen sollten, damit wir nicht erst dann panische Entscheidungen treffen, wenn uns das Wasser bereits bis zu den Knöcheln steht."


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