Geoengineering: Wasserpumpen sollen die Arktis wieder anwachsen lassen

In der tiefen kanadischen Arktis bohrt ein Forschungsteam Löcher ins Meereis(öffnet im neuen Fenster) , um das darunterliegende Wasser an die Oberfläche zu pumpen. Dafür wurden elektrisch betriebene Tauchpumpen unter dem Meereis angebracht. Während sich das Wasser wie eine riesige Pfütze über das Eis verteilt, gefriert es und bildet eine zusätzliche Eisschicht.
Dadurch soll das arktische Meereis wachsen und wiederhergestellt werden. Insgesamt möchte die Gruppe des britischen Start-ups Real Ice auf einer Fläche von etwa einer Million Quadratkilometern die Dicke des Eises erhöhen. Dies soll den Verlust des sommerlichen Meereises in der Arktis verlangsamen und laut dem Co-CEO von Real Ice, Andrea Ceccolini, sogar umkehren. Dafür wurden die ersten Bohrungen in dem winzigen Küstendorf Cambridge Bay in Nunavut (Kanada) durchgeführt.
Das abschmelzende Eis der Arktis
Ein Teil der Fachwelt sieht die Methoden von Real Ice als nicht bewiesen und ökologisch riskant an. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht(öffnet im neuen Fenster) werden die "schwerwiegenden unvorhergesehenen Folgen" durch den Einsatz von Geoengineering-Projekten wie einem Eisvorhang oder der Eisverdickung als Hauptproblem angesehen. Laut Liz Bagshaw (Universität Bristol) ist die Skalierbarkeit des Verfahrens "extrem fragwürdig" .
Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wird die Welt weiter aufgeheizt und dadurch schrumpft das arktische Meereis . Seit Mitte der 1980er Jahre ist die Menge an dickem, mehrjährigem Eis laut dem nationalen Schnee- und Eisdatenzentrum NSIDC der Universität Boulder (Colorado)(öffnet im neuen Fenster) um 95 Prozent geschrumpft. Am Ende der Schmelzsaison 2024 gab es nur noch 1,48 Millionen Quadratkilometer mehrjähriges Eis und nur 120.000 Quadratkilometer Eis, das älter als vier Jahre ist.
Im Sommer 2023 warnte eine Forschungsgruppe in ihrer Studie(öffnet im neuen Fenster) davor, dass es in der Arktis bereits in den 2030er Jahren zu einem eisfreien Sommer kommen könnte. Schon jetzt ist der Verlust des Meereises ein globales Problem: Seine strahlend weiße Oberfläche reflektiert die Sonnenenergie zurück ins Weltall und kühlt so den Planeten ab. Ohne Eisfläche absorbiert der darunterliegende dunkle Ozean mehr Sonnenlicht und es wird wärmer.
Die Arbeiten in Cambridge Bay
Seit knapp zwei Jahren führt das Start-up Feldversuche in der Arktis durch. Die ersten fanden letztes Jahr in Alaska(öffnet im neuen Fenster) statt. Mit diesen Versuchen wollte das Team überwiegend die Ausrüstung testen. Im Januar 2024(öffnet im neuen Fenster) begannen die Tests in Cambridge Bay. Das Testgebiet umfasste rund 4.000 Quadratmeter Eis; dort fügte das Team zwischen Januar und Mai im Vergleich zum Kontrollgebiet durchschnittlich einen halben Meter zusätzliche Dicke hinzu, erklärt Ceccolini dem Nachrichtensender CNN.
Im November begann eine neue Runde von Tests in Cambridge Bay. Diese umfasste eine Fläche von etwa 40.000 Quadratmeter. Nach den ersten zehn Versuchstagen war das Eis an den Teststellen bereits um zehn Zentimeter angewachsen. Im Mai 2025 wird das Team zurückkehren und die Veränderungen messen. Ceccolini geht basierend auf früheren Ergebnissen von einem Zuwachs von etwa 40 bis 80 Zentimetern aus.
Innerhalb der nächsten acht bis zehn Jahre möchte Real Ice expandieren. Dabei soll der Prozess der Unterwasserdrohnen automatisiert werden. Insgesamt sollen 500.000 Drohnen an der Eisunterseite zum Einsatz kommen - wobei Tierwanderungspfade oder Schifffahrtsrouten ausgespart werden sollen. Angetrieben mit grünem Wasserstoff, sollen die Drohnen das Eis von unten mit erhitzten Bohrern zum Schmelzen bringen.



