Gentoo Linux: KI-generierter Code ist unerwünscht

Der Gentoo Council, das siebenköpfige Führungsgremium der Linux-Distribution Gentoo, hat beschlossen(öffnet im neuen Fenster) , dass es ab sofort verboten ist, Inhalte zu dem Projekt beizusteuern, die mit Unterstützung durch KI-Werkzeuge erstellt wurden.
Hintergrund sind Bedenken bezüglich der unklaren Urheberrechtssituation und der Qualität von KI-produzierten Inhalten wie Sourcecode oder auch Text. Hinzu kommen noch ethische Bedenken rund um den Einsatz von KI-Systemen.
Angestoßen wurde die Diskussion und nun auch der Beschluss von Entwickler Michał Górny Ende Februar dieses Jahres. Górny ist laut seinem Github-Profil(öffnet im neuen Fenster) seit 2010 Gentoo-Entwickler, kümmert sich um Python-Pakete, um LLVM(öffnet im neuen Fenster) und Xfce(öffnet im neuen Fenster)
In seiner E-Mail(öffnet im neuen Fenster) mit dem Betreff "RFC: Verbieten von 'KI'-gestützten (LLM/GPT/was auch immer) Beiträgen zu Gentoo" an die gentoo-dev-Mailingliste forderte Górny, die Probleme der "jüngsten Verbreitung der KI-Blase" formal zu adressieren und "KI-gestützte Beiträge vollständig zu verbieten" . Er stellte aber auch klar, dass er nur über die "originalen" Gentoo-Inhalte spreche: "Wir können nicht viel machen, wenn Upstream-Projekte das verwenden."
Die Begründung der Forderung
Als Argumente für seine Forderung führte Górny bei den Bedenken zum Urheberrecht die rechtlichen Unklarheiten auf dem Sektor an. "Was ziemlich klar ist, ist, dass so ziemlich alle LLMs auf riesigen Korpora urheberrechtlich geschützten Materials trainiert werden und alle schicken KI-Unternehmen sich einen Dreck um Urheberrechtsverletzungen scheren" , schrieb er dazu.
In Sachen Qualität führte er weiter an, dass LLMs wirklich gut darin seien, "plausibel aussehenden Unsinn zu generieren" . Auch wenn sie bei vorsichtiger Anwendung eine gute Unterstützung bereitstellen könnten, könne man sich nicht darauf verlassen, dass "sich alle unsere Kontributoren des Risikos bewusst sind" .
Zu den ethischen Bedenken erklärte Górny, dass die KI-Firmen sich nicht nur "einen Dreck um das Urheberrecht" , sondern auch "einen Dreck um Menschen kümmern" würden. "Die KI-Blase verursacht enorme Energieverschwendung. Sie liefert eine großartige Ausrede für Entlassungen und die zunehmende Ausbeutung von IT-Mitarbeitern. Sie treibt die Verschlechterung des Internets voran, ermöglicht alle Arten von Spam und Betrug."
Nicht in seiner Mail, aber in einem Interview mit The Register(öffnet im neuen Fenster) gab Górny aber auch zu: "Ich denke, es ist im Moment ein guter PR-Schachzug für Gentoo." Während viele Projekte begeistert von KI seien, habe er das Gefühl, "dass viele Gentoo-Benutzer den altmodischen Ansatz zur Softwareentwicklung schätzen, bei dem Menschen mehr zählen als Produktivität."
Die Frage, wie die Gentoo-Leute eine KI-Beteiligung an Code nachweisen wollen, bleibt unbeantwortet. Klar, wenn KI-Code nicht nachbearbeitet wurde, kann es Anzeichen dafür geben, aber wenn KI nur zur Unterstützung eingesetzt oder spätestens, wenn Programmcode lediglich mit KI validiert wurde, sieht man diesem das nicht an. Und die Distribution ist ohnehin nicht frei von KI-Code, wenn Upstream-Projekte weiterhin übernommen werden.



