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Gene Roddenberrys andere Sci-Fi-Stoffe: Neben Star Trek leider fast vergessen

Der Name Gene Roddenberry steht vor allem für Star Trek . Nach dem Ende der klassischen Serie hat er aber noch andere Science-Fiction -Stoffe entwickelt.
/ Peter Osteried
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John Saxon (hier beim Feel Good Film Festival 2010) spielte Dylan Hunt in Planet Earth, einem der gefloppten Pilotfilme von Gene Roddenberry in den 70ern. (Bild: Alberto E. Rodriguez / Getty Images)
John Saxon (hier beim Feel Good Film Festival 2010) spielte Dylan Hunt in Planet Earth, einem der gefloppten Pilotfilme von Gene Roddenberry in den 70ern. Bild: Alberto E. Rodriguez / Getty Images

Als 1969 die originale Star-Trek-Serie zu Ende ging, war ihr Schöpfer Gene Roddenberry gerade einmal 48 Jahre alt. Viel zu früh, um sich zur Ruhe zu setzen natürlich, neue Projekte mussten her. Vieles, was Roddenberry seit den 1970er Jahren produziert hat, ist heute weitestgehend vergessen, hat aber durchaus seinen Reiz.

Genesis II(öffnet im neuen Fenster) von 1973 war das erste Projekt nach Star Trek. Der Fernsehfilm war als Pilot für eine ganze Serie geplant, für die Roddenberry auch schon einige Geschichten entwickelt hatte. Der Film beginnt mit den Worten: "Mein Name ist Dylan Hunt. Meine Geschichte beginnt an dem Tag, als ich starb."

Hunt - übrigens ein Name, der in Roddenberrys Geschichten mehrmals auftaucht - ist ein NASA-Wissenschaftler des späten 20. Jahrhunderts, der aufgrund eines Kälteschlafunfalls in die postapokalyptische Zukunft versetzt wird. Er wird von einer Organisation namens PAX geborgen, die alles daran setzt, eine idealistische neue Gesellschaftsform zu erschaffen - mit all dem, was in der Vergangenheit gut war. Dem entgegen stehen die wenig subtil benannten Tyranians, die über die Erde herrschen und ihre Feinde vernichten wollen.

Dylan Hunt wurde gespielt von Alex Cord, der später Archangel in Airwolf spielte, Mariette Hartley (bekannt aus einer der besten Star-Trek-Folgen, Portal in die Vergangenheit, aus Staffel 3), hatte die weibliche Hauptrolle. Auch Roddenberrys Frau Majel Barrett war dabei.

Es bleibt beim Pilotfilm, der Sender CBS entschied sich dagegen, eine Serie folgen zu lassen. Das macht Genesis II zum ersten von vier Flops, die Roddenberry in den 1970er Jahren hatte.

Das Leben eines Androiden

Zusammen mit seinem Star-Trek-Autor Gene L. Coon entwickelte Roddenberry danach Ein Computer wird gejagt(öffnet im neuen Fenster) (alternativ: Ein Android wird gejagt), der 1974 im US-Fernsehen lief. Robert Foxworth spielte einen Androiden mit unvollständiger Erinnerungsdatenbank, der nach seinem Schöpfer und dem Sinn seines Daseins suchte.

Am Ende des Films findet er seine Bestimmung und erfährt alles über seine Herkunft, die bis zur Frühzeit des Menschen zurückreicht. Roddenberry brachte hier biblische Elemente wie die Arche Noah ein und nutzte Ideen, die schon in der Star-Trek-Folge Ein Planet, genannt Erde vorhanden waren - über Kräfte von außen, die über das Schicksal der Menschheit wachen.

Anfangs wurde Leonard Nimoy für die Hauptrolle in Betracht gezogen. Er hatte auch zugesagt, Roddenberry entschied sich dann aber für Foxworth. Der Sender NBC bestellte eine Staffel mit 13 Folgen, bestand aber darauf, dass das Ende des Films praktisch völlig ignoriert werden sollte. Zusammen mit weiteren Änderungswünschen wurde Roddenberry das zu viel, so dass er das Projekt fallen ließ.

Pilotfilm auf Pilotfilm, aber keine neue Serie

Als nächstes folgte Planet Earth(öffnet im neuen Fenster) im Jahr 1974. Hierfür griff Roddenberry auf seine Ideen für Genesis II zurück, brachte den Pilotfilm nun aber bei ABC unter. Die Geschichte spielt im Jahr 2133 und John Saxon spielt Dylan Hunt - diesmal aber kein Mann des 20. Jahrhunderts, sondern der Anführer eines PAX-Teams, der in die Gefangenschaft einer Amazonengesellschaft gerät.

Roddenberry befasste sich hier mit Genderfragen - natürlich auf dem Level, das zur Mitte der 1970er Jahre eben zu erwarten war. Dennoch: Er zeigte auch hier, dass seine Science-Fiction immer mehr als nur bloße Unterhaltung sein wollte. Mit dabei ist hier auch Ted Cassidy als Isiah, eine Rolle, die er schon in Genesis II gespielt hatte.

Allerdings hatte auch dieser zweite Pilotfilm nicht die gewünschten Einschaltquoten. Es blieb bei dem Film, ABC präsentierte im Jahr darauf aber noch einen weiteren PAX-Film mit John Saxon namens Strange New World, der praktisch der dritte erfolglose Pilot war und mit dem Roddenberry nichts mehr zu tun hatte.

Auf nach England

Der letzte Pilotfilm, den Roddenberry in den 1970er Jahren machte und nach dem er sich praktisch nur noch auf Star Trek konzentrierte, war Spectre(öffnet im neuen Fenster) im Jahr 1977. Das Skript schrieb er mit dem Star-Trek-Kollegen Samuel A. Peeples.

Es geht um den früheren Kriminologen und okkulten Experten William Sebastian, gespielt von Robert Culp, und seinen Kollegen Dr. Ham Hamilton (Gig Young), einen Pathologen, die in Großbritannien den merkwürdigen Fall der aristokratischen Cyon-Familie untersuchen. Die Geschichte ist eine deutliche Abkehr von Roddenberrys übrigen Stoffen, keine Science-Fiction, sondern eher schon Grusel mit Dämonen und geheimen Kulten.

Die beiden Hauptfiguren waren von Sherlock Holmes und Dr. John Watson inspiriert. Der Film kam im US-Fernsehen nicht gut an und wurde in einer verlängerten Fassung in Großbritannien ins Kino gebracht - ohne großen Erfolg.

Nach Roddenberry Tod

In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre beschäftigte sich Roddenberry aber ohnehin mit einer Wiederbelebung von Star Trek: Zuerst als Serie, aus der nichts wurde, dann als Film, der 1980 schließlich in die Kinos kam. Bei den weiteren Filmen war er beratend tätig, 1986 entwickelte er dann die neue Serie Star Trek: The Next Generation.

Gene Roddenberry starb 1991 im Alter von 70 Jahren, seine Ideen lebten aber in neuen Projekten weiter. 1995 wurde zum Beispiel auf Basis von unbenutzten Ideen für den amerikanischen Comic-Verlag Tekno Comix(öffnet im neuen Fenster) die Reihe The Lost Universe, die später Xander in the Lost Universe hieß, entwickelt. Die Basis bildet auch Material, das später für Andromeda genutzt wurde.

Die erste Fernsehserie, die posthum produziert wurde, war jedoch Mission Erde(öffnet im neuen Fenster) , fünf Staffeln von 1997 bis 2002, von denen die letzte übrigens nie den Weg nach Deutschland fand.

Gene Roddenberry's Earth: Final Conflict (Trailer zur ersten Staffel)
Gene Roddenberry's Earth: Final Conflict (Trailer zur ersten Staffel) (01:03)

Die Serie basiert auf Unterlagen und Ideen, die Roddenberry ungenutzt ließ und die später von seiner Frau Majel Barrett-Roddenberry als Konzept für neue Serien freigegeben wurden. Die Ur-Idee von Roddenberry hieß noch Battleground: Earth, die Serie dann Earth: Final Conflict. Es geht um Außerirdische, die quasi in allen Bereichen des öffentlichen Lebens eindringen und behaupten, in Frieden zu kommen.

Die zweite Serie auf Basis eines Roddenberry-Konzepts ist Andromeda(öffnet im neuen Fenster) , das mit fünf Staffeln von 2000 bis 2005 lief. Die von Kevin Sorbo gespielte Hauptfigur ist Dylan Hunt, ein Mann aus der Vergangenheit, der in der Zukunft das Universum wieder richten will. Denn er kommt aus dem Commonwealth und wurde mit seinem Schiff mehrere hundert Jahre in die Zukunft geschleudert. Dort ist das Commonwealth längst untergegangen und er versucht, es wieder auferstehen zu lassen.

Im Grunde ist das eine Star-Trek-Idee, die mit der Frage spielt, was wäre, wenn die Föderation unterginge und ein Captain der Sternenflotte Jahrhunderte später versuchen würde, sie wieder zu erschaffen. Die Idee griff auch Star Trek: Discovery in den späteren Staffeln auf.

Bei diesen beiden Serien blieb es, ebenso gab es bislang keine Versuche, Roddenberrys 1970er-Fernsehfilme neu zu erdenken. Dabei sind einige der Konzepte durchaus immer noch interessant - und mit der Roddenberry-Provenienz hätten sie natürlich auch sofort einen klangvollen Namen. Bleiben also noch die Filme der 1970er Jahre, die zwar nie den Status von Star Trek erreichten, aber interessante Science-Fiction-Produktionen sind, die wiederzuentdecken sich durchaus lohnt.


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