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Gema-Vermerk: Youtube sperrt irrtümlich Acta-Video von Bruno Kramm

Nach den weltweiten Demonstrationen gegen Acta stiftet eine einzelne Kopie des bekannten Anonymous-Videos "Was ist Acta?" Verwirrung. Sie wurde mit dem üblichen Gema-Hinweis gesperrt. Laut dem Produzenten dieser Fassung, Bruno Kramm, und Youtube war das ein Irrtum.
/ Nico Ernst
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Keine Verbindung - auch schon ohne Acta (Bild: Anonymous)
Keine Verbindung - auch schon ohne Acta Bild: Anonymous

Seit dem Morgen des 13. Februar 2012 stiftet ein Blogeintrag(öffnet im neuen Fenster) Verwirrung. Der Blogger C. Hofmann hatte darauf hingewiesen, dass das inzwischen vielfach verbreitete Video "Was ist Acta?" bei Youtube mit dem üblichen Hinweis der Verwertungsgesellschaft Gema gesperrt sei. Bis zum Nachmittag des Tages war diese Fassung des Videos(öffnet im neuen Fenster) tatsächlich mit dem Hinweis versehen, dass es in Deutschland wegen der bekannten Gema-Problematik nicht verfügbar sei. Inzwischen funktioniert der Link wieder.

Schnell verbreitete sich unter anderem über Twitter die Theorie, dass die Gema Informationen über Acta unterdrücken wolle - obwohl der Clip, den der Musiker und Produzent Bruno Kramm(öffnet im neuen Fenster) mit einem deutschen Text versehen hatte, ständig unter zahlreichen Youtube-Links(öffnet im neuen Fenster) abrufbar war. Unter anderem auch auf dem Kanal(öffnet im neuen Fenster) von Bruno Kramm selbst, wo Kramm es zuerst veröffentlicht hatte.

 
Video: Die ursprüngliche Fassung aus dem Kanal von Bruno Kramm

Das Video hatte es inzwischen mit mehreren Millionen Abrufen zu einiger Berühmtheit gebracht und wurde unter anderem in Nachrichtensendungen von deutschen Fernsehsendern zur Illustration des Antipiraterieabkommens verwendet. Der Clip war Mitte 2011 von Anonymous erstellt worden und steht unter Creative Commons.

In einem Gespräch mit Golem.de bestätigte Bruno Kramm, dass er die deutsche Fassung inklusive der Hintergrundklänge in seinem Studio selbst produziert hat. Eine Beschwerde irgendeines Rechteinhabers hält er für ausgeschlossen, auch was die Klänge betrifft: Die habe seine zweijährige Tochter durch zufällige Tastendrücke auf einem Keyboard erzeugt. Überhaupt, so Kramm, "ist das gar keine Musik" .

'Die Plattenfirma bin ich selbst!'

Der Musiker bezeichnete die Töne als "Clustersounds" . Als musikalischer Cluster(öffnet im neuen Fenster) wird eine atonale Tonfolge bezeichnet, die nicht einem Akkord wie in der klassischen Harmonielehre entspricht. Kramm zufolge experimentierte der Komponist Karlheinz Stockhausen(öffnet im neuen Fenster) als einer der ersten mit derartigen Klängen. Kramm wollte für den Hintergrund seines Acta-Videos bedrohliche Klangflächen haben, stellte einen Sound am Keyboard ein und überließ den Rest dem Zufall beziehungsweise seiner Tochter.

Dass das Video trotz dieser Eigenleistungen gesperrt wurde, "kann eigentlich nur Zufall sein" , sagte Kramm Golem.de. Zwar sei er noch Mitglied der Gema, doch könne die Organisation Stücke - ob nun Musik oder nicht - nicht sperren, wenn diese nicht ausdrücklich bei ihr gemeldet seien. Eine Beschwerde von Dritten hält Kramm für ausgeschlossen: "Die Plattenfirma kann's diesmal nicht gewesen sein, die bin ich ja selbst" , sagte der Musiker. Er vertreibt über sein Label Danse Macabre schon lange seine Werke selbst.

Für das nächste Album seines Hauptprojekts " Das Ich(öffnet im neuen Fenster) " will Kramm aus der Gema endgültig austreten, auch um vergleichbare Scherereien zu vermeiden. Die Stücke sollen nicht nur wie von der Band aufgenommen vertrieben werden, sondern auch in Diensten wie Soundcloud(öffnet im neuen Fenster) mit einzelnen Spuren zur Verfügung stehen, damit Fans daraus leichter eigene Versionen oder Remixe erstellen können.

Eine Sprecherin von Youtube erklärte die Sperre des Videos gegenüber Golem.de mit einem "technischen Fehler" . Durch Automatismen in den Analysefunktionen von Youtube sei der Clip kurzfristig nicht verfügbar gewesen. Warum dabei der Gema-Vermerk auftauchte, konnte die Sprecherin nicht erklären. Sobald Youtube auf den Umstand hingewiesen worden sei, sei der Clip aber wieder verfügbar gemacht worden.


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