Geistiges Eigentum: Urheber gegen Urheber
Nächste Runde im Kampf ums Urheberrecht: Jetzt wehrt sich eine Netz-Initiative gegen den Aufruf "Wir sind die Urheber", mit dem 100 prominente Künstler und Autoren für einen Schutz ihres geistigen Eigentums kämpfen.

Charlotte Roche und Mario Adorf, Sven Regener und Frank Goosen - sie alle haben eine Erklärung unterschrieben, in der sie sich für den Schutz des Urheberrechts aussprechen: Der Appell "Wir sind die Urheber. Gegen den Diebstahl geistigen Eigentums" wurde am Donnerstag im Internet und in der Wochenzeitung Die Zeit veröffentlicht. 100 Erstunterzeichner wenden sich darin indirekt gegen Initiativen aus mehreren Parteien, das Urheberrecht an die veränderten Bedingungen im Netz anzupassen. Nach Angaben der Initiatoren sollen mittlerweile mehr als 1.500 Künstler und Wissenschaftler den Aufruf unterschrieben haben.
Die Antwort aus dem Netz ließ nicht lange auf sich warten: Zunächst per Google-Docs-Dokument sucht derzeit Anatol Stefanowitsch, Autor des Sprachlog, Mitstreiter, die sich seiner Gegen-Initiative "Auch wir sind Urheber!" anschließen. Sobald ausreichend Erstunterzeichner zusammengekommen sind, wird die Erklärung auf einer separaten Internetseite veröffentlicht. Dann würden sich noch mehr Blogger, Musiker und Videoproduzenten mit ihrer Unterschrift beteiligen, hofft Stefanowitsch.
50 Erstzeichnende habe man bereits, "150 wären gut", schrieb er am Freitagmorgen bei Twitter. Kurze Zeit später waren es bereits 80, die Stefanowitsch unterstützen wollen, darunter der IT-Journalist Detlef Borchers, Musikpirat Christian Hufgard und Daniel Domscheit-Berg, Gründer der Plattform Openleaks. Zwei Drittel der Erstunterzeichner seien "Hobby-Urheber", nur ein Drittel Profis, erklärt Anatol Stefanowitsch auf Anfrage von Handelsblatt Online. Für den Organisator absolut kein Problem: Um Urheber zu sein, müsse man nicht professionell, also hauptberuflich, als Texter oder Produzent anderer Kulturgüter arbeiten. Urheber sei natürlich jede und jeder, der irgendwie schöpferisch tätig sei. "Bloggen, Podcasten, Werbetexten, Webcomics-Zeichnen gelten genauso wie Journalismus, Schriftstellerei, Musik, Malerei", heißt es in Stefanowitschs Online-Aufruf. Und weiter: "Das Gesetz macht keinen Unterschied zwischen Profis, Amateuren und allem, was dazwischen liegt, und wir machen das erst recht nicht!"
"Diese Gruppe repräsentiert uns nicht"
Mit der Initiative, hinter der - das betont Stefanowitsch - keine Parteiinteressen stehen, will man bewusst Stellung gegen Charlotte Roche, Mario Adorf, Sven Regener und Co. beziehen. "Diese Gruppe repräsentiert uns nicht und wir distanzieren uns von ihrem Anliegen", heißt es in dem Aufruf, der kollaborativ erstellt wurde. Die Diskussion um vermeintliche Gefahren des Internets für Urheber blende Schaffensprozesse aus, die durch das Internet begünstigt oder überhaupt erst ermöglicht würden, begründen die Initiatoren von "Auch wir sind Urheber!" ihren Protest gegen den Protest. Sie fordern: "Die Möglichkeiten für eine echte Weiterentwicklung kultureller Prozesse dürfen nicht wirtschaftlichen Interessen geopfert werden." Vielmehr gelte es, die Interessen aller Urheber und Konsumenten "so zu stärken, dass sich ihr kulturelles Potenzial frei von Behinderungen durch ein rückwärtsgerichtetes Monopoldenken entfalten kann." Das Urheberrecht solle es Kulturschaffenden aller Art ermöglichen, über ihre Schöpfungen selbstverantwortlich zu verfügen. Die freie Entwicklung des Internets dürfe keineswegs einigen Verwertungsgesellschaften, Autoren und Künstlern untergeordnet werden.
In der ursprünglichen Erklärung "Wir sind die Urheber" wird das Urheberrecht hingegen als "historische Errungenschaft bürgerlicher Freiheit" und als "materielle Basis für individuelles geistiges Schaffen" bezeichnet. "Wir sind die Urheber" richtet sich dabei gegen das Argument, dass es einen Interessengegensatz zwischen den eigentlichen Urhebern kreativer Werke und den sogenannten Verwertern gibt, also etwa Verlage, Plattenfirmen und Verwertungsgesellschaften wie die Gema.
Das Thema Urheberrecht wird bereits seit mehreren Wochen kontrovers diskutiert. Im April hatte das Handelsblatt mit der Aktion "Mein Kopf gehört mir" in der Debatte vorgelegt: Online erschienen 160 Statements zum Urheberrecht, von Vertretern aus Kunst, Medien, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.
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Wie gesagt, ich mache die Regeln nicht. Aber dir scheint ja auch keine bessere Lösung...
... an diesem Beitrag! - Nur mal, damit bestimmte Leute sehen, dass es nicht immer die...
Im Grunde kann ich deine Ausführungen nachvollziehen, allerdings halte ich sie teils für...
Word. Diese Frau ist ein schönes Symbol für das, was in der heutigen Medienbranche...