Gehirnforschung: Licht programmiert Gedächtnis um
Mit Lichtimpulsen ändern Forscher den Gedächtnisinhalt von Mäusen - aus unangenehmen Erinnerungen werden angenehme.

Im Fachmagazin Nature haben Forscher erstmals gezeigt, dass sich die beiden Aspekte der Erinnerung - Ortsgedächtnis und Gefühlsgedächtnis - unabhängig voneinander manipulieren lassen. Und zwar nicht durch eine Art Verhaltenstherapie, bei der man versucht, die Probanden durch ein positiv besetztes Neudurchleben der Erinnerung anders zu konditionieren, sondern einfach mit einem Lichtimpuls - in diesem Fall mit Hilfe blauen Lichts.
Genveränderte Maus
Dafür mussten sie allerdings ihre Probanden einer Genveränderung unterziehen: Die Forscher erzeugten Mäuse, die ein lichtempfindliches Eiweiß produzieren, sobald man ihnen das Antibiotikum Doxycyclin aus der Nahrung entzieht.
Bei den derart veränderten Mäusen erzeugten die Forscher nun zwei unterschiedliche Arten von Erinnerung, die sich auf dasselbe räumliche Gebiet bezogen: einmal durch einen Stromstoß, bei anderen Exemplaren durch eine Belohnung in Form von Nahrung. Die kleinen Probanden verhielten sich denn auch ihrer Erinnerung entsprechend und mieden das fragliche Gebiet oder suchten es bevorzugt auf. Das änderte sich jedoch, als die Wissenschaftler blaues Licht einsetzten - die Mäuse erinnerten sich noch immer an den Ort, doch nun unter veränderter Konditionierung.
Erinnerungen sind höchst fragile Gebilde. Ihrer Natur sind die Forscher bisher nicht endgültig auf die Spur gekommen. Erinnerungen verändern sich mit der Zeit. Sie verblassen oder werden eindringlicher.
Beeinflussbare Erinnerung
Sie lassen sich auch von Dritten beeinflussen - durch geschicktes (oder ungeschicktes) Fragen zum Beispiel. Selbst Erinnerungen, die von anderen eingepflanzt wurden - beispielsweise von der Mutter, die immer wieder eine bestimmte Geschichte erzählt hat -, können mit der Zeit nur noch schwer von selbst Erlebtem unterschieden werden. Die Menschen müssen dann nach Indizien suchen, wie etwa "Das kann ich gar nicht so erlebt haben, da war ich erst anderthalb", die den implantierten Gedanken identifizieren.
Im Gehirn lässt sich beobachten, dass das gemeinsame beziehungsweise aufeinanderfolgende Feuern bestimmter Neuronen mit der Erinnerung zusammenhängen muss. Spannend ist dabei, dass die grauen Zellen Gedächtnisinhalte nicht wie in einer Bibliothek sortieren (frühe Kindheit hinten links, Schuleinführung vorn rechts), sondern in einem Klassifikationssystem, das etwa nach Ort und Art (angenehm, traurig und so weiter) der Erinnerung unterscheidet.
Ortsgedächtnis und Gefühlsgedächtnis
Das Ortsgedächtnis etwa haben die Neurologen im Hippocampus lokalisiert, das Gefühlsgedächtnis hingegen in der Amygdala. Beide gehören zu den evolutionär ältesten Strukturen des Gehirns und befinden sich auf den Temporallappen, die in der Seitenansicht des Gehirns mittig unten sind.
Tatsächlich ging es den Forschern bei ihrem Experiment nicht um die Erfindung eines Geräts zum Löschen der Erinnerungen. Derartige optische Techniken, glauben sie, könnten aber dabei helfen, die Funktionsweise des Gedächtnisses aufzuklären. Die Tatsache, dass sich die empfundene Natur einer schweren Erinnerung auch im Nachhinein anpassen lässt, ist für Psychologen jedenfalls eine gute Nachricht.
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