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Geheimdienstkrieg: China wirft NSA massive Cyberangriffe auf Zeitdienst vor

China beschuldigt die NSA gezielter Attacken auf kritische Infrastruktur. Seit 2022 soll die NSA das nationale Zeitdienstzentrum ausgespäht haben.
/ Andreas Donath
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National Security Agency in Fort Meade, Maryland (Bild: NSA)
National Security Agency in Fort Meade, Maryland Bild: NSA / CC0 1.0

China hat dem US-Geheimdienst NSA systematische Cyberangriffe auf das nationale Zeitdienstzentrum vorgeworfen. Das Ministerium für Staatssicherheit veröffentlichte die Anschuldigungen über seinen offiziellen Wechat-Kanal, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet.

Das betroffene Zeitdienstzentrum spielt eine zentrale Rolle für verschiedene Systeme in China. Wie die AP berichtet(öffnet im neuen Fenster) , ist die Einrichtung für die Generierung und Verteilung der chinesischen Standardzeit zuständig. Kommunikationsnetze, Finanztransaktionen, Stromversorgung, Transport und Verteidigung sind auf die Zeitdienste angewiesen. Eine Beeinträchtigung dieser Einrichtung könnte weitreichende Folgen haben.

Nach Angaben des Ministeriums reichen die gefundenen Beweise bis ins Jahr 2022 zurück. Die Ermittler stießen auf gestohlene Zugangsdaten und Datenspuren, die auf fremde Aktivitäten hindeuten. Das Ministerium gab laut AP an, Beweise zu besitzen, legte diese jedoch nicht vor.

Schwachstellen in Smartphones ausgenutzt

Die chinesischen Behörden berichten von einer Sicherheitslücke in den Messagingdiensten einer nicht näher benannten ausländischen Smartphone-Marke. Diese Schwachstelle sei 2022 der Einstiegspunkt für den Zugriff auf Geräte der Zentrumsmitarbeiter gewesen. Über die kompromittierten Mobiltelefone seien sensible Informationen gestohlen worden.

Zwischen 2023 und 2024 seien weitere Versuche unternommen worden, in ein zentrales Zeitmesssystem einzudringen. Die NSA habe dabei laut den chinesischen Angaben 42 verschiedene "spezielle Cyberangriffswaffen" gegen mehrere interne Netzwerksysteme des Zentrums eingesetzt, berichtet AP. Das Ministerium beschreibt ein Muster von Attacken, die bevorzugt in den späten Nacht- und frühen Morgenstunden Pekinger Zeit erfolgten.

Die Angreifer hätten virtuelle private Server in den USA, Europa und Asien verwendet, um die tatsächliche Herkunft der Cyberaktivitäten zu verschleiern.

Diplomatische Spannungen nehmen zu

In seiner Stellungnahme bezeichnet das chinesische Staatssicherheitsministerium die USA als das eigentliche "Hackerimperium" und als eine Hauptquelle der Instabilität im digitalen Raum. "Die USA beschuldigen andere für das, was sie selbst tun, und pushen wiederholt Behauptungen über chinesische Cyberbedrohungen" , zitiert AP aus der Mitteilung des Ministeriums.

Eine offizielle Reaktion aus Washington stand zunächst nicht zur Verfügung. Die neuen Anschuldigungen dürften die Spannungen zwischen Washington und Peking weiter verschärfen, die bereits durch Handels-, Technologie- und Taiwan-Fragen belastet sind.


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