Gegen Sicherheitsbehörden: Versorger vereint im Streit um 450-Megahertz-Funk
Strom-, Gas- und Wasserversorger stellen sich gemeinsam gegen die Blaulicht-Organisationen. Es geht auch um den Mobilfunk.

Im Streit um die Neuvergabe von Funk-Frequenzen im 450-Megahertz-Bereich bewerben sich die Strom-, Gas- und Wasserversorger in ihrem Gemeinschaftsunternehmen 450connect um die exklusiven Nutzungsrechte der Frequenzen. Nach Informationen der Welt am Sonntag soll das Gemeinschaftsunternehmen von vier gleichberechtigten Gesellschaften getragen werden. Jeweils 25 Prozent halten der niederländische Stromnetzbetreiber Alliander, ein Konsortium von deutschen Regionalversorgern, die E.on-Innogy-Gruppe sowie die Versorger-Allianz 450, ein Bündnis von Stadtwerken, Energie- und Wasserversorgern unter Beteiligung der EnBW.
Bis Ende des Jahres soll der Bereich von der Bundesnetzagentur neu vergeben werden. Die Versorgerbranche tritt damit geeint gegen die vom Bundesinnenministerium unterstützten Blaulicht-Organisationen wie Polizei, Zoll, Feuerwehr und Bundeswehr an, die ebenfalls Anspruch auf den Bereich erheben.
Insgesamt decken die vier Partner die Energie- und Wasserversorgung auf 90 Prozent der Fläche Deutschlands ab. "Wir brauchen die Frequenzen für den Aufbau einer krisensicheren Kommunikationsplattform", sagte Torsten Maus, Geschäftsführer der Oldenburger EWE Netz: "Die Sicherstellung der Energieversorgung ist eine Aufgabe, die zunehmend komplexer wird."
Aus Sicht der Versorger ist das 450-Mhz-Funknetz unverzichtbar, wenn es etwa darum geht, einen großflächigen Stromausfall zu beherrschen. "Herkömmliche Telekommunikationsnetze fallen ohne Strom nach wenigen Stunden aus", sagte Thomas Murche, technischer Vorstand des Regionalversorgers WEMAG in Mecklenburg-Vorpommern. Der 450-Megahertz-Funk sei "schwarzfallfähig", sagte Murche. "Sollte es je zu einem flächendeckenden Blackout kommen, können wir die Stromnetze schnell wieder hochfahren."
Die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, kurz BDBOS, will die Frequenzen allerdings für andere Zwecke nutzen. "Unterwegs Fahndungsfotos zu übermitteln oder mobile Informationen aus verschiedenen Datenbanken abfragen zu können, erleichtert die Arbeit der Polizei im Einsatz erheblich", gab etwa Dieter Romann, Präsident der Bundespolizei kürzlich zu Protokoll: "Dafür brauchen unsere Einsatzkräfte ein eigenes Breitbandnetz, das sich nur mit den 450-MHz-Frequenzen zeitnah realisieren lässt."
450-Megahertz: Argumente der Blaulicht-Organisationen "nicht schlüssig"
Mit den Frequenzen im 450-MHz-Spektrum werden nur Datenraten von 1 bis 5 MBit/s erreicht. Es handelt sich um regionale CDMA-Netze. Bei der aktuellen Diskussion geht es um zweimal 4,74 MHz (451,00 - 455,74 MHz/461,00 - 465,74 MHz), die zu vergeben sind.
Für die Energiewirtschaft ist nicht die Datenrate entscheidend, sondern es sind vielmehr die physikalischen Eigenschaften der 450-MHz-Funkfrequenz. Zum Beispiel ermöglichten es die kurzen Latenzzeiten der 450 MHz-Frequenz, Millionen von Geräten aus den Bereichen Netztechnik, Smart Meter Gateways oder Ladeinfrastruktur durch Machine-to-Machine-Kommunikation mit kleinen Datenvolumen in Echtzeit anzusteuern.
Zudem sei im Gegensatz zu anderen Frequenzen eine gute Gebäudedurchdringung sogar bei dicken Mauern möglich, so dass Smart Meter für die Energiewende genutzt werden könnten.
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Weil die Sendeleistung nur die Reichweite bestimmt. Für die Durchdringung ist die...
Wenn man mal so guckt was die Leute so wählen und wer grade seit jahren regiert...
Wäre er nicht. Denn wenn es zur befürchteten Krise kommt, und sei es nur ein Großeinsatz...
Bei anderen Frequenzen hat das ja auch geklappt. Und schon hat sich das problem gelöst