Gebrauchte E-Bikes: Das zweite Leben der Pedelecs

An- und Verkauf leicht gemacht: Wir waren zu Besuch in der E-Bike-Werkstatt von Upway.

Ein Bericht von Martin Wolf veröffentlicht am
Werkstattleiter Dario König dreht eine Testrunde.
Werkstattleiter Dario König dreht eine Testrunde. (Bild: Martin Wolf / Golem.de)

"Ich möchte, dass Du das Rad so reparierst, dass du danach deine Mutter, deinen Bruder oder deine Freundin draufsetzen würdest!" Mit diesem Satz beginnt Dario König, Werkstattleiter bei Upway jeden Einstellungstest für seine wachsende Crew an Mechanikerinnen und Mechanikern.

Inhalt:
  1. Gebrauchte E-Bikes: Das zweite Leben der Pedelecs
  2. Werkstatthund und internationales Team

In einer schmucklosen Lagerhalle einige Kilometer vom Berliner Flughafen entfernt arbeiten 20 Menschen an Computern, Rädern und an einem nachhaltigen Geschäftsmodell. Upway will mit dem Ankauf, Aufarbeiten und Wiederverkauf von E-Bikes einen Beitrag zur Elektromobilität leisten - und natürlich Gewinn machen.

Stéphane Ficaja ist einer der Gründer von Upway. In den 18 Monaten seit Bestehen des Unternehmens seien bereits einige Tausend Räder in Frankreich abgesetzt worden, sagt er. Mit der rapiden Expansion nach Deutschland, Belgien und die Niederlande blicke das Start-up zuversichtlich in die Zukunft.

Die naheliegende Idee, den seit einigen Jahren boomenden E-Bike-Markt mit gebrauchten, aber erneuerten Rädern zu beliefern, habe in der Realität einige Haken, sagt Ficaja: "In dem Moment, wo wir Marke, Modell, Herstellungsjahr und Laufleistung vom Verkäufer wissen, können wir mit unserer eigenen Software eine Wertverlustkurve erstellen, die uns erlaubt, unseren Wiederverkaufspreis zu kalkulieren. Diese Software haben wir selbst geschrieben, weil es derzeit nichts auf dem Markt gibt, das unserem Anwendungsszenario entspricht."

Bevor das erste Rad repariert wurde, mussten die vier Entwickler bei Upway also zunächst einiges an Code schreiben. Jetzt kann der Verkauf in einem Onlineformular abgewickelt werden - inklusive Preisvorschlag.

Die Pedelecs, die dann in der Werkstatt ankommen, haben es mitunter in sich: "Hersteller wie Bosch machen es uns natürlich leicht, weil wir alle Ersatzteile bestellen können. Bei anderen wie Cowboy ist es komplizierter. Wir haben zwar bessere Verbindungen als kleine Reparaturwerkstätten, trotzdem gibt es einfach Marken, die schwieriger zu reparieren sind als andere."

Weil Upway sich nicht auf einzelne Marken spezialisiert hat, landen immer wieder solche schwierigen Fälle in Dario Königs Werkstatt. Ein Farbsystem kennzeichnet die Herausforderung: Silber steht für die neuwertigen Räder, blau für die arbeitsintensiveren Vehikel und orange für alles, was sich nicht innerhalb kurzer Zeit wieder fahrbereit machen lässt. Dabei sind die E-Bikes in der Halle keineswegs Schrotträder, aber mitunter macht die Ersatzteilbesorgung einen beachtlichen Teil der Arbeitszeit aus.

  • Die Halle nahe Berlin beherbergt Hunderte Pedelecs. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Beim Wareneingang wird zum ersten Mal geprüft. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Dario König ist Werkstattleiter bei Upway. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Stéphane Ficaja ist einer der Gründer. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • In der roten Zone sind Räder, bei denen Detektivarbeit bei der Teilesuche gefragt ist. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Die beigelegte Checkliste gibt den Kunden einen Überblick über die erledigten Arbeiten. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Die Räder werden in stabilen Kisten versandt. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Jeder Arbeitsplatz hat neben Werkzeugen auch einen Laptop. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Im Teilelager sind Motoren der üblichen Hersteller vertreten. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
Stéphane Ficaja ist einer der Gründer. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)

Am liebsten sind König natürlich die Räder mit Komponenten bekannter Marken wie Yamaha, Bafang, Brose und Bosch. Gerade letztere sind dafür bekannt, den Werkstätten mit Ersatzteilen und Reparaturanleitung vorbildlich zur Seite zu stehen. Das lässt sich von Start-ups wie Cowboy und Vanmoof hingegen nicht unbedingt behaupten.

Noch schwieriger wird es, wenn Räder nicht mehr hergestellt werden. Wenn es zum Beispiel darum geht, eine spezielle Displayhalterung zu bestellen, bekommt König mitunter zu hören, dass das durchaus möglich sei - wenn er 5.000 Stück abnehmen würde. Darunter lohne es sich nicht, die Produktion wieder aufzunehmen. 3D-Druck fällt in diesem Fall auch aus, weil solche gedruckten Ersatzteile den Sicherheitsanforderungen nicht genügen.

Die Detektivarbeit der Teilesuche übernimmt der Werkstattleiter, wenn eine erste Recherche seiner Kolleginnen und Kollegen nach 15 Minuten nichts ergibt. Das Lager von Upway in Berlin ist aber mit den meisten Standardteilen gut gefüllt.

Es gibt in Deutschland erst seit 2014 eine standardisierte Ausbildung mit Pedelec-Schwerpunkt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Upway sind zwar geübt im Fahrradschrauben, aber vieles, was die E-Bikes ausmacht, lernen sie erst hier. Einen eigenen zertifizierten Ausbildungsplatz bietet Upway nicht.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
Werkstatthund und internationales Team 
  1. 1
  2. 2
  3.  


mfeldt 03. Feb 2023 / Themenstart

Gerade mal nachgeschaut - die bieten ein Decathlon Riverside 500E für 1049,- an, während...

mwo (Golem.de) 02. Feb 2023 / Themenstart

Das isn Ding! Korrigiere ich sofort, danke für den Hinweis!

MarcusK 02. Feb 2023 / Themenstart

aber mit andere Geräten könnte man so ein Gehäuse doch genauso auf Klassische weise...

Antipode 02. Feb 2023 / Themenstart

Ja warte. Ich schraub noch den Schwiegermuttersessel aka Kaktus drauf.

Kommentieren



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Nachfolger von CS GO
Counter-Strike 2 ist geleakt

Eigentlich steht CS 2 bisher nur ausgewählten Personen zur Verfügung. Eine davon hat die Spieldateien aber offenbar ins Internet hochgeladen.

Nachfolger von CS GO: Counter-Strike 2 ist geleakt
Artikel
  1. Model S und Model X: Teslas rundes Lenkrad ist ausverkauft
    Model S und Model X
    Teslas rundes Lenkrad ist ausverkauft

    Tesla kann die Alternative zum Steuerhorn beim Model X und Model S nicht liefern. Offenbar wurde die Nachfrage unterschätzt.

  2. Akkutechnik: Amprius stellt Akkuzellen mit über 500 Wh/kg vor
    Akkutechnik
    Amprius stellt Akkuzellen mit über 500 Wh/kg vor

    Mit viel Aufwand können inzwischen Akkus nah an der Grenze zum physikalisch Machbaren gebaut werden. Was fehlt, ist die Massenproduktion.
    Eine Analyse von Frank Wunderlich-Pfeiffer

  3. Tiktok-Randale bei Creed III: Kinos setzen auf Erhöhung der FSK und Security
    Tiktok-Randale bei Creed III
    Kinos setzen auf Erhöhung der FSK und Security

    Kinos wollen verhindern, dass Zuschauer wegen Störaktionen dem Boxerfilm Creed III fernbleiben. Der Trend, sich beim Randalieren auf Tiktok zu zeigen, hält an.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • MediaMarkt-Osterangebote • 3 Spiele kaufen, nur 2 bezahlen • Cyberport Jubiläums-Deals • MindStar: Gigabyte RTX 4080 OC 1.229€ • NBB Black Weeks • Crucial SSD 1TB/2TB (PS5) bis -42% • Amazon Smart TVs ab 189€ • PS5 + RE4 569€ • Nintendo Switch + Spiel + Goodie 288€ [Werbung]
    •  /