Gary Kildall: Der Mann, der das PC-Betriebssystem erfand

Gary Kildall schuf mit CP/M die Grundlage für Microsofts MS DOS, aber Bill Gates gewann am Ende alles.

Ein Porträt von Martin Wolf veröffentlicht am
Gary Kildall programmierte das erste systemunabhängige OS
Gary Kildall programmierte das erste systemunabhängige OS (Bild: DRI / Montage: Martin Wolf / Golem.de)

Gary Kildall war einer der frühen Pioniere des Personal Computing. Bevor er mit CP/M das erste PC-Betriebssystem schrieb, war professionelles Arbeiten mit einem eigenen Rechnerarbeitsplatz undenkbar und vor allem unbezahlbar. Kildall legte die Grundlagen für die Softwareentwicklung, wie wir sie heute kennen. Dabei war er ein bedeutender Teil des rasanten Aufstiegs der Mikroelektronik in den 1970er Jahren, bevor er in den 80ern von Bill Gates und Microsoft überholt - und übervorteilt - wurde.

Gary Kildall war ein schlechter Schüler. Wegen mangelhafter Noten in Englisch - seiner Muttersprache - musste er gar ein Jahr an der Queen Anne School in Seattle wiederholen. Er hatte Glück im Unglück: Als er sich nach den Sommerferien auf die Schulbank setzte, bemerkte er, dass seine neue Banknachbarin Dorothy McEwen ihm in Intellekt und Witz in nichts nachstand. Die beiden mussten wegen ihrer Gesprächigkeit im Klassenraum zwar schnell getrennt werden, blieben danach aber lange zusammen - als Ehepaar.

Nach der Schule schlug Kildall zunächst den Weg seines Vaters und Großvaters ein und wurde Lehrer am Kildall's College of Nautical Knowledge, wo er künftige Seefahrer auf die Offizierslaufbahn vorbereitete. Er bemerkte bald, dass ihn andere Themen mehr interessierten und beschloss, trotz seiner miesen Schulnoten in Washington zu studieren.

Entgegen aller Wahrscheinlichkeit wurde er an der Universität akzeptiert und verwandelte sich durch harte Arbeit in einen Einser-Studenten. Dabei halfen ihm die mathematischen Grundkenntnisse, die er sich an der Familienschule angeeignet hatte. Weil Berechnungen erstmals nicht mehr nur mit mechanischen Hilfsmitteln durchgeführt wurden, hatte er 1964 seinen ersten Kontakt zu Computern - und damit die Aufgabe seines Lebens gefunden.

"I saw a ton of sunrises over that Computer Center"

Auf einem raumfüllenden Burroughs B550 entdeckte er seine Leidenschaft für Compiler-Programme, die Nutzereingaben für den Computer verständlich machen. Da er mit der Instandhaltung des Rechners beauftragt worden war, hängte er zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens ein Schild auf: "Wartungsarbeiten". In dieser Zeit gehörte die Maschine nur ihm.

Sein Eifer zahlte sich bald aus, denn er wurde einer der ersten Absolventen der Universität Washington im Fachbereich Computerwissenschaften. In seiner Abschlussarbeit beschäftigte er sich mit der mathematischen Beschreibung von Code-Optimierung, der Grundlage jedes Compilers. Kildall war einer der wenigen Menschen zu dieser Zeit, die praktisches Wissen über die Funktionsweise von Computern besaßen und die theoretischen Grundlagen für ihre Verbesserung erkannten. Was er jedoch nicht hatte, war ein eigener Rechner.

"I'd never heard of this little chip company, called Intel, at the time"

Trotz seines privilegierten Zugangs zum Universitätscomputer war seine Zeit an der Maschine begrenzt. Das sollte sich ändern, als er vom ersten frei verfügbaren Mikroprozessor erfuhr. Leider waren dieser Chip und vor allem das benötigte Zubehör zur Programmierung noch immer viel zu teuer für sein mageres Gehalt als Assistenzprofessor.

Zwar sollte die 4004-CPU von Intel nur 25 US-Dollar kosten (wenn man 10.000 davon bestellte), allerdings gab es lediglich ein spärliches Programmiergerät, das damit funktionierte. Dessen Preis: 1.000 US-Dollar plus 700 US-Dollar für ein Teletype-Eingabegerät. Monitore waren Anfang der 1970er noch unüblich.

Kildall fand einen Weg, den Intel-4004-Mikroprozessor auf seinem damaligen Arbeitsrechner, einem IBM 370 zu simulieren und begann damit, Programme und Funktionen zu schreiben, ohne den Chip jemals in den Händen gehalten zu haben. Als er einem Intel-Mitarbeiter die Resultate präsentierte, bekam er im Gegenzug nicht nur seine eigene CPU samt Hardware, sondern auch noch einen Job als Berater für die aufstrebende Firma.

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Der erste persönliche Computer 
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Crass Spektakel 12. Feb 2022

Zugegebenermassen, "gearbeitet" habe ich mit CP/M nie nennenswert. Ein wenig rumgespielt...

Crass Spektakel 12. Feb 2022

Als Windows 1.0 rauskam war der ST schon über ein halbes Jahr alt. Und Windows 1.0 war...

Sybok 08. Feb 2022

Da dürftest Du falsch liegen. Schaue Dich mal in den ärmsten Regionen der Welt um - Du...

Mnt 07. Feb 2022

Ich wage mal zu behaupten, dass jeder aus dem Billionaires-Club das genauso gut oder...



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