Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Garmin Forerunner 970 im Test: Leistung für Läufer

Saphirglas, Taschenlampe, Telefonie am Handgelenk und neue Metriken: Die Forerunner 970 ist eine extrem gut ausgestattete Sportuhr für Läufer.
/ Peter Steinlechner
23 Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)
Garmin Forerunner 970 in Steinweiss/Transparent Amp Yellow (Bild: Peter Steinlechner / Golem.de)
Garmin Forerunner 970 in Steinweiss/Transparent Amp Yellow Bild: Peter Steinlechner / Golem.de

Die Forerunner-Serie gehört seit Jahren zu den wichtigsten Produktlinien von Garmin und richtet sich vor allem an Läufer und Triathleten. Im Vergleich zur robusteren Fenix-Reihe liegt der Fokus bei den Forerunner-Modellen stärker auf Training und sportartspezifischen Funktionen - verpackt in leichteren, oft dezenter gestalteten Gehäusen.

Mit der neuen Forerunner 970 bietet Garmin das bislang leistungsstärkste Modell dieser Serie an. Es rückt technisch nah an die Topmodelle der Fenix-Klasse heran.

Dennoch behält die 970 den für die Forerunner typischen Komfort und die Ausrichtung auf Lauf- und Multisport-Training. Was die Uhr im Detail bietet, wo sie punktet und wo nicht - das klärt der folgende Test.

Auffällig ist die sehr gute Ausstattung: Die Forerunner 970 bietet ein sehr (!) leuchtstarkes AMOLED-Panel mit einer Größe von 1,4 Zoll und einer Auflösung von 454 x 454 Pixeln. Das Display ist auch in direktem Sonnenlicht hervorragend ablesbar.

Im Grunde ist es sogar zu leuchtstark, weshalb ich nach ein paar Tagen die Helligkeit von der voreingestellten mittleren Stufe auf die niedrigste reduziert habe. Das ist immer noch mehr als ausreichend und schont den Akku; Garmin macht übrigens keine Angaben zu Nits-Werten.

Das Panel wird von Saphirglas geschützt, das am Rand ganz leicht bombiert (nach unten gewölbt) ist. Zusammen mit der abfallenden Lünette aus Titan ergibt das einen Hauch von Retro-Optik - super schick, mir gefällt das sehr viel besser als das Aussehen der Fenix 8 an dieser Stelle.

Davon abgesehen ist das Gehäuse inklusive der Rückseite aus recht hartem und leichtem Kunststoff. Die Tasten haben einen hervorragenden Druckpunkt, allerdings sind sie nicht induktiv wie bei der Fenix 8. Richtiges Tiefseetauchen sollte man mit der 970 also nicht probieren.

Schade: Das sehr gute 22-mm-Band ist nicht per Schnellspanner arretiert, sondern muss ziemlich umständlich mit Uhrmacherwerkzeug oder einem Messer entfernt werden.

Genauso wie bei der Fenix 8 bietet die Forerunner Telefonie per Mikrofon und Lautsprecher über das gekoppelte Smartphone. Die Sprachqualität ist nicht überragend, aber für kurze Gespräche unterwegs mehr als ausreichend - und die Wiedergabe sehr viel lauter als bei der Fenix.

Auch Sprachsteuerung ohne Verbindung zum Smartphone gibt es, etwa für das Starten einfacher Timer oder das Aufrufen von Aktivitätsprofilen.

Die Forerunner hat die aktuellste Version des sehr guten optischen Herzfrequenzsensors von Garmin, auch ein Smartwatch-EKG kann man damit anfertigen. Außerdem hat die 970 die unter anderem von der Fenix 8 bekannte LED-Taschenlampe.

Der Akku hält laut Garmin im Smartwatch-Modus bis zu 15 Tage durch - einen Tag weniger als die Fenix 8 in 47 mm. Bei aktivem Always-on-Display schafft die Forerunner 970 rund vier bis fünf Tage am Stück. GPS-Aktivitäten können bis zu 26 Stunden lang sein.

Das ist eigentlich sehr gut, aber im Vergleich mit dem direkten Vorgänger, der Forerunner 965, doch deutlich weniger: Die schafft im Smartwatch-Modus laut Garmin bis zu 23 Tage und bei GPS-Aktivitäten bis zu 31 Stunden.

Schritte, Kalorien, HRV und weitere Gesundheitsdaten lassen sich von Widgets ablesen. Dazu kommen abschaltbare Benachrichtigungen über das Smartphone (Android und iOS) sowie ein barometrischer Höhenmesser, Senden der Herzfrequenz, Bezahlen per Garmin Pay sowie die für mich inzwischen fast unzichtbaren Offlinekarten.

An Sportmodi sind neben Standards wie Radfahren, Triathlon, Running, Trail-Running, Wandern und Spazierengehen neue Aktivitäten wie Rucking und Mountaineering im Angebot.

Garmin Forerunner 970: Preis und Fazit

Neben der neuen Hardware bringt die Forerunner 970 einige Funktionen für Läufer mit, die man bei einer Fenix 8 vergeblich sucht. Besonders spannend finde ich die Running Tolerance. Sie berechnet auf Basis meiner Daten, wie viel Laufbelastung ich aktuell vertrage, ohne das Risiko von Übertraining einzugehen.

Beim Schreiben dieses Artikels liegt meine empfohlene Toleranz bei 67 Kilometern pro Woche. In den vergangenen Tagen bin ich real 26,4 Kilometer gelaufen - Garmin rechnet das jedoch anhand von Intensität und Höhenmetern in die sogenannte biomechanische Belastung um, die bei 29,3 Kilometern liegt.

Diese neue Kennzahl berücksichtigt also, dass ein hügeliger Lauf anstrengender ist als die gleiche Distanz auf flacher Strecke. Laut Uhr und App habe ich also 29,3 von 67 empfohlenen Kilometern "verbraucht" - mein Trainingspensum ist im grünen Bereich.

Ebenfalls neu: Wer über Garmin Connect einen Wettkampf plant, kann sich automatisch einen Lauf- und Triathlon-Trainingsplan erstellen lassen.

Die Uhr zeigt dann nicht nur die aktuelle Form an, sondern errechnet auch eine Zeitprognose für das Rennen - und zwar nicht nur zum aktuellen Stand, sondern auch für zwei, drei oder vier Monate in der Zukunft.

Wird eine offizielle Wettkampfstrecke auf die Uhr geladen, erkennt die Forerunner 970 automatisch die echten Kilometermarkierungen - praktisch, da die gelaufene Distanz im Rennen oft leicht von der Ideallinie abweicht.

Auch am Ziel vergessene Stopps denkt Garmin: Hat man nach dem Finish das manuelle Beenden der Aufzeichnung verpasst, schlägt die Uhr eine automatische Korrektur von Distanz und Zeit vor.

Garmin Forerunner 970 und Forerunner 570
Forerunner 970 Forerunner 570 47 mm Forerunner 570 42 mm
Größe 47 x 47 x 12,9 Millimeter 47 x 47 x 12,9 Millimeter 42,4 x 42,4 x 12,9 Millimeter
Gewicht Gehäuse 56 Gramm 50 Gramm 42 Gramm
Display Größe / Auflösung / max. Helligkeit 1,4 Zoll / 454 x 454 Pixel 1,4 Zoll / 454 x 454 Pixel 1,2 Zoll / 390 x 390 Pixel
Akkulaufzeit Smartwatch Geste bis zu 15 Tage (Herstellerangabe) bis zu 11 Tage (Herstellerangabe) bis zu 10 Tage (Herstellerangabe)
Akkulaufzeit Smartwatch Always-on bis zu 8 Tage (Schätzung) bis zu 6 Tage (Schätzung) bis zu 5 Tage (Schätzung)
Akkulaufzeit GPS-Aktivitäten bis zu 26 Stunden (Herstellerangabe) bis zu 18 Stunden (Herstellerangabe) bis zu 18 Stunden (Herstellerangabe)
Wasserbeständig 5 ATM 5 ATM 5 ATM

Das klingt wie ein Funktion, die man mit etwas Aufpassen nicht benötigt - aber mir selbst ist das bei den fünf oder sechs Rennen, die ich absolviert habe, schon zweimal passiert. Also sehr sinnvoll!

Für Triathleten gibt es erstmals passende Garmin-Coach-Pläne, die sich flexibel an den eigenen Zeitplan und das Fitnesslevel anpassen lassen. Dazu kommen benutzerdefinierte Multisport-Workouts, etwa Kombinationen aus Running und Krafttraining. Sie werden in Garmin Connect erstellt und an die Smartwatch gesendet.

Die Metrik Geschwindigkeitsverlust bei Bodenkontakt zeigt, wie stark man beim Aufsetzen abbremst - ein Maß für die Laufökonomie, das beim Optimieren der Bewegungen helfen kann.

Angesichts der sommerlichen Hitze habe ich aber nicht ausreichend Kilometer geschafft, um diese Funktion zu aktivieren. Offenbar muss man deutlich über 100 Kilometer machen (und dabei den neuen, rund 170 Euro teuren HRM-Pro-600-Brustgurt tragen).

Die Forerunner 970 ist bei Garmin(öffnet im neuen Fenster) in drei Farbversionen erhältlich und kostet 750 Euro. Parallel gibt es die günstigere Forerunner 570 in 47 und 42 mm für 550 Euro, allerdings mit deutlich weniger Funktionen und Ausstattung - unter anderem fehlen Offlinekarten und die LED-Taschenlampe.

Fazit

Die Forerunner 970 könnte man als eine Art Fenix 8 Light bezeichnen - das ist als Kompliment gemeint, vor allem aus Läufersicht. Das nobel-zurückhaltende Design, das hervorragend ablesbare AMOLED-Display mit Saphirglas, die LED-Taschenlampe sowie die präzisen Tasten und die Sprachsteuerung hinterlassen einen rundum starken Eindruck, dazu kommt die gewohnt sehr gute GPS-Erfassung.

Vor allem für Läufer und Triathleten ist die Uhr ein Werkzeug mit durchaus sinnvollen Metriken und Ratgebern. Gleichzeitig ist das Wearable vielseitig genug für allgemeines Training und Outdoor-Einsätze - egal ob für ambitionierte Einsteiger oder erfahrene Athleten.

Jammern auf hohem Niveau kann ich nur über die Akkulaufzeit, die auf dem Papier hinter der Fenix-Serie und vor allem hinter dem Vorgänger zurückbleibt. Mit reduzierter Helligkeit und weiteren Anpassungen lässt sich das aber ein Stück weit kompensieren.

Und selbst ohne Sparmaßnahmen reicht der Akku für mehrere Tage intensiver Nutzung. Tolle Ausstattung, sinnvolle Funktionen: Für mich ist die Forerunner 970 derzeit nicht nur für Läufer, sondern überhaupt das beste AMOLED-Gesamtpaket im Garmin-Portfolio.


Relevante Themen