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Garmin Edge Explore 2 im Test: Fahrradnavigation als verkehrsberuhigtes Abenteuer

Tour mit wenig Autos gesucht? Das Fahrrad-Navigationsgerät Garmin Edge Explore 2 kann uns das verschaffen - mit teils unerwarteten Folgen.
/ Peter Steinlechner
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Garmin Edge Explore 2 im Einsatz (Bild: Peter Steinlechner/Golem.de)
Garmin Edge Explore 2 im Einsatz Bild: Peter Steinlechner/Golem.de

Bitte nicht den Kollegen oder dem Chef sagen: Vor knapp drei Wochen habe ich tagsüber (während der Arbeitszeit!) eine lange Fahrradtour gemacht. Geplant war das nicht, denn eigentlich wollte ich nur mal eben in der Mittagspause zum zehn Kilometer entfernten Fast-Food-Tempel sausen.

Inklusive Essen und Rückweg schaffe ich das sonst in weniger als 90 Minuten - akzeptabel. An dem Tag habe ich aber etwas ausprobiert: Nämlich das Fahrrad-Navigationsgerät Edge Explore 2 von Garmin(öffnet im neuen Fenster) , und dabei insbesondere dessen über die mitgelieferte Offline-Karte verfügbare Funktion "Verkehrsreiche Straßen vermeiden" .

Mein Ausflug wurde mehr als doppelt so lang wie erwartet: Fast 50 Kilometer standen am Ende auf dem Display. Erst nach mehr als vier Stunden war ich wieder zurück. Statt auf den gewohnten Wegen mit mittelviel Verkehr war ich tatsächlich auf Straßen unterwegs, die ich bisher nicht kannte und auf denen sehr wenig Autos waren.

Einige Abschnitte waren schön und gehören künftig in mein Portfolio an Standardstrecken. Es gab aber auch Wege, auf denen zwar kaum andere Verkehrsteilnehmer unterwegs waren - aber die waren dafür umso unangenehmer aus Radfahrersicht: Raser der eher krasseren Sorte sowie teils riesige landwirtschaftliche Fahrzeuge.

Die verkehrsberuhigte Navigation ist die wichtigste Neuerung des Edge Explore 2. Auch das gerade erst veröffentlichte, teurere Profigerät Edge 1040 Solar ( Test auf Golem.de ) hat die Funktion bislang nicht.

Was eine verkehrsreiche Straße ist, hat Garmin in den Karten manuell oder über Algorithmen definiert. Die stark befahrenen Straßen sind auf den Offlinekarten mit einer gut sichtbaren roten Schraffur zu sehen - auch das gibt es noch auf keinem anderen Gerät des Herstellers.

Ein Problem gibt es dennoch: Offenbar kann das Edge Explore 2 nur zum Teil erkennen, ob Radfahrer direkt auf der Straße unterwegs wären, oder auf einem separaten Weg daneben. Im Zweifel schickt mich das Routing dann eben auf einen langen Umweg - auch wenn die direktere Verbindung zwar laut, aber sehr viel kürzer und sicherer wäre.

Update mit Garmin Edge Explore 2 - Fahrrad-Navigationsgeräte im Test
Garmin Edge Explore 2 Garmin Edge 1040 Solar Garmin Edge 1030 Plus Hammerhead Karoo 2 Wahoo Elemnt Roam Ciclo Navic 400 Garmin Edge Explore Tahuna Teasi One 4
Display 3 Zoll Touch 3,5 Zoll Touch 3,5 Zoll Touch 3,2 Zoll Touch 2,7 Zoll 4 Zoll Touch 3 Zoll Touch 3,5 Zoll Touch
Display-Auflösung 240 x 400 Pixel 282 x 470 Pixel 282 x 470 Pixel 480 x 800 Pixel 240 x 400 Pixel 854 × 480 Pixel 240 x 400 Pixel 480 x 800 Pixel
Akkulaufzeit laut Hersteller bis zu 16 Stunden bis zu 45 Stunden (ohne Solar: rund 35 Stunden) bis zu 24 Stunden bis zu 14 Stunden bis zu 17 Stunden bis zu 14 Stunden bis zu 12 Stunden bis zu 12 Stunden
Kartenanbieter Garmin, OSM Garmin, OSM Garmin, OSM Mapbox OSM OSM, Falk, Kompass Garmin, OSM OSM, Kompass
Verbindungen Bluetooth, Ant+, Wlan Bluetooth, Ant+, Wlan Bluetooth, Ant+, Wlan Bluetooth, Ant+, Wlan, 2G/3G/4G (nur USA) Bluetooth, Ant+, Wlan Bluetooth, Ant+ Bluetooth, Ant+ Bluetooth
Anschlüsse USB-C USB-C Micro-USB USB-C Micro-USB Micro-USB Micro-USB Mini-USB
Gewicht 104 Gramm 133 Gramm (ohne Solar: 126 Gramm) 124 Gramm 131 Gramm 93 Gramm 181 Gramm 116 Gramm 139 Gramm
Speicher 16 GByte 64 GByte (ohne Solar: 32 GByte) 32 GByte 32 GByte 2,78 GByte 8 GByte (+ Micro-SD-Karte) 16 GByte 8 GByte (+ Micro-SD-Karte)
Wasserdichtigkeit IPX 7 IPX 7 IPX 7 IPX 7 IPX 7 IPX 5 IPX 7 IPX 5
Preis (UVP) 300 Euro 750 Euro (ohne Solar: 600 Euro) 600 Euro 400 Euro 350 Euro 230 Euro 250 Euro 130 Euro

Wenn ich merke, dass das verkehrsberuhigte Routing mich unnötigerweise in die Pampa schickt, kann ich die Funktion zwar über ein sehr schnell erreichbares Menü deaktivieren. Nur leider: Um dann eine bessere Strecke zu berechnen, muss der Edge Explore 2 erst eine Abweichung feststellen, und das kann dauern.

Genau hier, finde ich, sollte Garmin für ein Update ansetzen: Der Computer sollte sofort damit beginnen, eine alternative Strecke zu berechnen, sobald ich ihm über das Quickmenü sage, dass verkehrsberuhigtes Routing gerade Quatsch ist.

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Neben dem verkehrsberuhigten Routing gibt es noch weitere Verbesserungen bei der Software - dazu später mehr. Was die Hardware angeht, hat sich gar nicht so viel gegenüber dem Vorgänger getan. Der Radcomputer verfügt über einen größeren Akku, sodass er laut Garmin im Normalbetrieb nun 16 statt 12 Stunden lang durchhält.

Garmin Edge Explore 2 - Trailer
Garmin Edge Explore 2 - Trailer (01:10)

Die Größe und Art des Touch-Displays bleibt unverändert, nach wie vor kommt ein 3 Zoll großes LCD-Panel mit einer Auflösung von 240 x 400 Pixeln zum Einsatz. Es ist also kleiner als der 3,5 Zoll große Bildschirm des Edge 1040 Solar - in der Praxis reichen die 3 Zoll aber vollkommen aus, alle Informationen sind stets problemlos sichtbar.

In Sachen Satellitenaufschaltung gibt es beim Edge Explore 2 lediglich Multifrequenz-Empfang (GPS, Glonass und Galileo), aber anders als beim Edge 1040 Solar nur auf einem Frequenzband. Das Erfassen der Signale benötigt vier oder fünf Sekunden mehr als bei dem viel teureren Gerät, aber je nach Situation um bis zu eine halbe Minute weniger an Zeit als beim Vorgänger.

Außerdem hat Garmin offensichtlich leistungsstärkere Prozessoren verbaut. Das merkt man daran, dass fast alles im Vergleich zum ersten Edge Explore schnell abläuft, etwa das Scrollen durch Menüs und die meisten Routingaufgaben.

Garmin Edge Explore 2: Verfügbarkeit und Fazit

Überhaupt klappt das Navigieren teils spürbar besser: Ich habe wesentlich seltener den Hinweis "Bitte wenden" gesehen. Offenbar kann die Hardware nun mehr Streckenoptionen durchrechnen. Das Solar 1040 schafft das allerdings noch etwas besser.

Was es nicht gibt: Garmin bietet keine Solar-Version des Edge Explore 2 - gemeint ist ein Display, das bei Sonnenschein einen Teil des Akkus lädt und so die Laufzeit verlängert. Auch mobiler Datenfunk wird nicht unterstützt. Stattdessen muss, etwa für den Notfallkontakt bei einem Unfall, das Smartphone per Bluetooth gekoppelt sein.

In Sachen Software gibt es eine neue, meiner Meinung nach gelungene Benutzeroberfläche - das Ganze sieht gleich aus wie beim Solar 1040. Außerdem hat Garmin einen Teil der Sportfunktionen aus früher höherwertigen Serien in den Explore 2 integriert.

Mit Abstand am wichtigsten finde ich Climb Pro, das die Anstiege und Abfahrten bei Touren anzeigt. So weiß man immer sehr genau, wie lange man sich noch nach oben kämpfen muss, und wann der verdammte Berg endlich wieder eine Straße nach unten bietet.

Für das Routing können wir wie bisher zwischen zwei Modi wählen: Entweder geben wir eine Adresse ein oder wir wählen aus einer sehr umfangreichen Liste ein Restaurant, einen Park oder einen Fahrradladen in der Nähe - wie schon gesagt, klappt das alles offline.

Alternativ können wir unter anderem mit Komoot oder Garmin Connect eine eigene Strecke basteln und diese auf das Gerät übertragen, um sie dann abzufahren. Verkehrsberuhigtes Routing gibt es in diesem zweiten Modus nicht - schließlich haben wir selbst die ganze Tour angelegt.

Ärgerlich: Bei der Eingabe von Orten gibt es einen Bug, den wir schon vom 1040 Solar kennen. Bei der Eingabe von Adressen finde ich keine Option, Orte mit Umlauten einzugeben, also "München" oder "Köln".

Eigentlich müsste man dazu "Munchen" oder "Koln" eintippen, nur folgt dann eine Fehlermeldung. Einer von mehreren Workarounds ist die Eingabe der Postleitzahl, was aber ziemlich umständlich sein kann.

Der Garmin Edge Explore 2 kostet rund 300 Euro. Neben dem hier getesteten Gerät gibt es für 400 Euro eine zweite Version mit dem Namenszusatz Power. Die beiden Varianten unterscheiden sich durch Ladepins an der Unterseite des Power-Modells, das primär für E-Biker gedacht ist.

Der Computer kann somit an Systeme von Bosch und Shimano sowie an Smart Sense von Cannondale angeschlossen werden, um ihn über den Akku des Rads zu laden.

Fazit

Es ist erstaunlich, wie groß die Auswirkungen einer scheinbar nebensächlichen Neuerung wie die verkehrsberuhigte Navigation auf eine Fahrradtour sein können - im Guten wie im Schlechten. Was überwiegt, hängt extrem von der konkreten Umgebung und dem Zeitbudget ab.

Bei meinen Touren in Großstadtnähe werde ich die Funktion meist deaktivieren. In ländlicheren Umgebungen werde ich sie dagegen sicher immer wieder mal ausprobieren und hoffen, dass ich nicht auf der Rennstrecke des örtlichen Motorsportclubs lande.

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Davon abgesehen ist das Edge Explore 2 ein richtig gutes Navi fürs Rad. Selbst wer nur das Routing nach Beliebtheit und nicht auch die verkehrsberuhigte Version verwendet, wird ganz wunderbar durch die Landschaft geführt.

Gegenüber dem direkten Vorgänger gibt es sinnvolle Neuerungen wie Climb Pro, die längere Akkulaufzeit, die allgemein bessere Navigation und die gute Benutzeroberfläche. Das Display ist der Punkt, wo ich mir am ehesten etwas mehr wünschen würde - aber in der Praxis, beim Radfahren, denke ich da gar nicht dran.

Für Freizeitradler und für die meisten Rennradfahrer reicht das Gerät völlig aus. Lediglich sehr ambitionierte Athleten, MTB'ler (wegen spezieller Karten) sowie Fans von sehr langen Akkulaufzeiten und größeren Displays sollten prüfen, ob sie nicht doch besser zum teuren Edge 1040 Solar für 750 Euro greifen.


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