Garmin Connect+ im Test: Ein Premium-Abo macht noch keinen Spitzensportler

Wer sich eine Sportuhr von Garmin wie die Fenix 8 (ab 1.100 Euro) gekauft hat, konnte sich bislang auf eines verlassen: Weitere Kosten kommen nicht dazu. Das ist seit Ende März 2025 ein bisschen anders, weil der Hersteller in seiner für Android und iOS erhältlichen App namens Garmin Connect auch kostenpflichtige Inhalte per Abo anbietet.
Das kostet uns rund 9 Euro im Monat (Jahresabo: rund 90 Euro). Wenn wir das Abo ausprobieren möchten, können wir das 30 Tage lang kostenlos tun. Dafür müssen wir uns etwa auf dem Smartphone in Garmin Connect+ anmelden und ein Zahlungsmittel angeben - Sepa, Paypal oder Kreditkarte.
Die kostenpflichtige Verlängerung können wir dann gleich wieder stoppen - nur zur Sicherheit, damit wir das später nicht vergessen. Wenn wir uns nicht für Connect+ interessieren, merken wir in der App nichts davon. Es gibt keine nervige Werbung, keine penetranten Einträge im Menü und keine hinter die Bezahlschranke verschobenen Funktionen.
Sobald das Abo oder die kostenlose Testphase abgeschlossen ist, gibt es vor allem eine auffällige Neuerung: Ganz oben in der App ist unter der Überschrift "Active Intelligence" die Beta eines neuen KI-Ratgebers zu finden. Der hilft uns per Text mit möglichst zur aktuellen Situation passenden Tipps, Analysen und Ratschlägen.
Etwa, wenn wir gerade eine Runde gelaufen sind. Dann erhalten wir Informationen über die Dauer und die Gesamtstrecke sowie über die Auswirkungen auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit und die aeroben Wirkungen.
Das sind größtenteils relativ banale Aussagen, die wir selbst auch ohne KI hätten treffen können. Zum Vergleich: Auf Strava gibt es eine nicht unähnliche KI-Analyse, die aber besser darin ist, uns auf Besonderheiten hinzuweisen - etwa auf nicht absichtlich durchgeführte Intervallelemente oder einen zufälligen Steigerungslauf.
Die KI von Garmin(öffnet im neuen Fenster) finden wir ganz gut, wenn es um Auswertungen von Schlaf und Regeneration geht. Insbesondere wer sich mit so etwas noch gar nicht auskennt, wird sinnvoll auf die wichtigeren Analysen hingewiesen, etwa auf die Herzfrequenzvariabilität und die Stresskurve. Einsteiger können hier durchaus profitieren.






Nicht in der App, sondern nur in Garmin Connect im Browser gibt es eine weitere Funktion des Abos: Sogenannte Performance-Dashboards etwa für Running und Cycling ermöglichen es uns, Massen an individuellen Grafiken mit Trainings- und Gesundheitsdaten zu sehen. Damit erkennen wir Fortschritte über verschiedene Zeiträume hinweg und erhalten ein etwas besseres Verständnis seiner Trainingshistorie.
Über mobile Endgeräte wiederum sind zusätzliche Funktionen beim Live-Tracking verfügbar. Das ist ein bisschen kompliziert, daher die Kurzform: Mit Abo können wir nun erstens einen Link erstellen, über den etwa Freunde und Familie unsere Route bei einer Fahrradtour verfolgen können - sofern wir Sportuhr und Smartphone gekoppelt haben und nicht in einem Funkloch unterwegs sind.
Garmin Connect+: Fazit
Zweitens können wir die Freunde und Familie automatisch nicht nur per Mail, sondern auch mit einer Nachricht darauf hinweisen, dass wir aufbrechen oder ankommen. Klingt banal, ist aber vielleicht das Abo-Element mit den größten Auswirkungen im Alltag. Auch sonst finden wir die Verbesserungen beim Live-Tracking sinnvoll.
Ebenfalls nur in der mobilen App verfügbar ist eine Neuerung namens Live-Aktivität. Damit können wir während eines Indoor-Trainings, das auf einer kompatiblen Garmin-Smartwatch gestartet wurde, Echtzeitdaten wie Herzfrequenz, Pace oder animierte Workouts auf dem Smartphone anzeigen und Eingaben vornehmen.
Das ist gut gemacht und durchaus praktisch für Personen, die etwa beim Krafttraining in der Muckibude sowieso ständig am Handy rumspielen. Dann kann man den nächsten Satz einfach am Smartphone per Tastendruck starten - statt an der Sportuhr.
Für Sportler, die einen Run-Coach- oder Cycling-Coach-Trainingsplan nutzen, bietet Garmin Connect+ erweiterte Unterstützung. Ergänzende Tipps und Schulungsinhalte, darunter Videos, helfen dabei, Grundlagen und Hintergründe des Trainings besser zu verstehen und es gezielter zu optimieren.






Darüber hinaus erhalten Abonnenten Zugang zu exklusiven Badges und können ihr Profil mit individuellen Rahmen personalisieren, um ihre Erfolge und Fortschritte in der Garmin-Community hervorzuheben.
Fazit
Eine Sache hat Garmin mit Connect+ gut hinbekommen: Abonnenten erhalten ein kleines bisschen mehr an Analyse und Alltagsnutzen. Aber wer Plus nach dem Testzeitraum von 30 Tagen einfach auslaufen lässt, dürfte in den seltensten Fällen so etwas wie schmerzhaften Verlust empfinden.
Uns persönlich gefallen einige der zusätzlichen Funktionen ganz gut, etwa die Fernsteuerung unserer Smartwatch per App oder die erweiterten Optionen von Live-Track. Allerdings würden wir dafür sicher nicht die verlangten rund 9 Euro im Monat bezahlen.
Eher überflüssig erscheinen uns die zusätzlichen Dashboards, schließlich bietet das kostenfreie Connect schon mehr als ausreichend viele sinnvolle Daten. Und über den Sinn der Extra-Badgets sprechen wir hier lieber gar nicht erst ...
Mit der im Abo enthalten KI-Analyse macht Garmin unserer Meinung nach sogar einen Fehler. Die Tipps und Empfehlungen wären eine gute Möglichkeit, um Einsteigern ins Ökosystem wichtige Funktionen wie den Status der Herzfrequenzvariabilität zu zeigen und zu erklären. Für erfahrene Nutzer und Profis sind die algorithmisch erstellten Hinweise viel zu banal.
Wir finden: Beim derzeitigen Stand von Connect+ kann man den Testmonat oder gar das Abo auch auslassen. Das alles ist natürlich nur der Anfang, früher oder später wird es vermutlich auch wichtige Neuerungen nur hinter der Bezahlschranke geben.
Außer einem allgemeinen Appell an Garmin, bei der Vermarktung nicht zu aggressiv vorzugehen und die sowieso schon hohen Preise der Sportuhren mitzubedenken, bleiben uns hier keine Optionen, außer abzuwarten - und ein bisschen Sport zu machen.



