Games aus der Genossenschaft: Diese Spielestudios wollen keine Start-ups sein
Nach dem Studium gleich eine Firma gründen? Diese jungen Entwickler machen es ganz anders – und wollen es besser machen als der Rest der Gamesbranche.

Dass die Spieleindustrie ein Problem hat, ist nicht erst seit den Streiks bei Activision Blizzard King im Jahr 2021 bekannt. Seit Langem schon gibt es Vorwürfe über massive Überstunden – im Branchenjargon Crunch genannt – und toxische, oft frauenfeindliche Arbeitsumgebungen.
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- Hinter diesen Spielestudios steht eine ganze Bewegung
Die Erkenntnis, dass kleine, vermeintlich feine Indiestudios es nicht automatisch besser machen, sickert gerade erst ins Bewusstsein. Der Youtube-Kanal People Make Games sammelte im Frühjahr Beispiele über Machtmissbrauch bei Fullbright und Funomena, Quellen bezeichnen die Arbeitsatmosphäre beim Ori-Entwickler Moon Studios als "bedrückend". Selbst kleine Studios reproduzieren so das missbrauchsanfällige Machtgefälle der AAA-Branche.
Einige Entwickler stellen deshalb eine recht radikale Frage: Können Firmen und Arbeitgeber überhaupt gut für Menschen sein? Die in Berlin ansässigen Teams von Randwerk und Purple Sloth versuchen eine Antwort auf diese Frage zu finden – und gründen deshalb Genossenschaften statt Gesellschaften.
"Miteinander, Mitbestimmung, Selbstverwirklichung und so weiter"
"Klar hatte es eine politische Dimension", sagt Johannes Knop über die Gründung von Randwerk. Zusammen mit seinen beiden Kommilitonen Friedrich Beyer und Till Freitag hat er Abriss entwickelt. Aber statt einer GmbH, UG oder GbR gründen sie eine eG – eine eingetragene Genossenschaft. Dabei haben alle Mitglieder die gleichen Anteile am Unternehmen.
Von einem formell juristisch Verantwortlichen abgesehen, gibt es keine Chefs, keinen alleinigen Eigentümer des Unternehmens, niemanden, der über alle anderen hinweg entscheiden kann. "Wir haben gesehen, wie die Start-up-Welt teilweise laufen kann. Auch in Indie-Studios kommt es immer wieder zu Konflikten, weil zwar eine flache Hierarchie herrscht, aber gleichzeitig die Eigentumsverhältnisse auf wenige begrenzt sind", sagt er. "Das passt irgendwie nicht zusammen."
Da das Teamwork als demokratischer Prozess funktioniert, sollten auch wirklich alle gleichberechtigte Eigentümer sein. "Vielleicht ist das, was das Konzept Start-up ideologisch verspricht, so etwas mehr umsetzbar", denkt Knop: "Gegenüber der Anstellung im Großkonzern irgendwie entspanntes Arbeiten, soziales Miteinander, Mitbestimmung, Selbstverwirklichung und so weiter."
Vorbilder gibt es vor allem international
Die Genossenschaft ist im deutschen Recht verankert und hat eine lange Geschichte. Dass Spielestudios diese Rechtsform wählen, ist bislang ungewöhnlich. Randwerk und Purple Sloth zählen zu den Ersten. Knop, Beyer und Freitag hatten sich schon seit Längerem mit Konzepten demokratischer Arbeitsplatzgestaltung beschäftigt. Konkrete Beispiele finden sie aber vor allem im Ausland.
So haben Scott Benson und Bethany Hockenberry, die an Night in the Woods gearbeitet haben, mit The Glory Society ein Kooperativ gegründet, das nach eigenen Aussagen keine Bosse braucht. Das Roguelike Dead Cells wurde von der französischen Kooperative Motion Twin entwickelt. Das Spiel beweist, dass auch die Business-skeptische Geschäftsform in der Lage ist, einen Hit zu produzieren.
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'Vermeiden, dass Crunch überhaupt Fuß fasst' |
Game Development ist eigentlich Kreativ-Geschäft, ähnlich wie bei Film, Fernsehen & co...
Da hast Du ihn (absichtlich?) *komplett* missverstanden. Das Problem liegt in unser...
Als ob es keine Genossenschaft mit Hierarchie gibt? Klar das was die hier haben ist...
Klein, wirklich funktionieren tut das nur in sehr kleinem Umfang. Man wird sich...
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