Game-Verfilmung Twisted Metal: Im Ödland regiert die Gewalt

Erst zierte sich Prime Video, einen Termin für Twisted Metal zu nennen, dann tauchte die Serie urplötzlich am 26. April auf - mit allen zehn Folgen. Fürs Bingen bietet sich die Show mit den gut halbstündigen Episoden auch an. Twisted Metal ist praktisch Mad Max ohne Wüste und mit reichlich schrägem Humor.
Die Verfilmung des Playstation-Spiels wurde in den USA für den Streaming-Dienst Peacock produziert und war einige Zeit in Entwicklung. Von Sonys Ankündigung, dass die Serie in "fortgeschrittener Entwicklung" sei, dauerte es noch vier Jahre bis zur Premiere.
Idee und Umsetzung kommen von Rhett Reese, Paul Wernick und Michael Jonathan Smith. Reese und Wernick haben Zombieland und die ersten beiden Deadpool-Filme geschrieben, Smith hat einige Drehbücher von Cobra Kai(öffnet im neuen Fenster) verfasst. Der Zombieland-Humor ist auch bei Twisted Metal vorhanden.
Die Geschichte: Zwanzig Jahre nach der Apokalypse haben sich die großen Städte vom Rest der Welt abgeschirmt - mit gigantischen Mauern und einem großen Sicherheitsapparat. Im Ödland regiert die Gewalt, weil die Menschen nur noch Autos und Waffen haben - und nichts zu essen.
John Doe ist aus dem Ödland, lebt aber etwas besser. Denn er ist ein Milchmann. Das heißt, er transportiert Waren von einer Stadt zur anderen und wird dafür entlohnt. Dann macht ihm Raven, die COO von New San Fran ein Angebot, das er nicht ablehnen kann: Wenn er aus New Chicago etwas abholt und innerhalb von zehn Tagen zu ihr bringt, darf er ein Bürger von New San Fran werden. Also gibt John Doe Gas.
Von Falcon zu John Doe
Anthony Mackie (The Falcon and the Winter Soldier, nächstes Jahr Captain America: Brave New World) spielt die Hauptrolle des ständig quatschenden John Doe. Stephanie Beatriz (bekannt aus der Sitcom Brooklyn Nine-Nine) spielt seine Begleiterin und Thomas Haden Church (einst Sandman in Spider-Man 3) den harten Cop Stone. Der irre Killer-Clown Sweet Tooth wird von dem Wrestler Samoa Joe verkörpert, im Original aber von Will Arnett gesprochen. In einer wiederkehrenden Rolle als Bürgermeisterin von New San Fran ist Neve Campbell (Scream) dabei.
Twisted Metal ist nicht so teuer wie viele andere Streaming-Sendungen. Die zehn Folgen wurden mit einem geschätzten Budget von 45 Millionen US-Dollar(öffnet im neuen Fenster) umgesetzt - inklusive Steuererleichterungen, die zu deutlichen Einsparungen führten. Gedreht wurde ab Mai 2022 in und um New Orleans.
Ganz leicht war das offenbar nicht: Es war extrem heiß, es gab Hurricane-Warnungen und die Autos wollten auch nicht immer so, wie es vorgesehen war.
Nicht so ernst wie The Last of Us oder Fallout
Wer von Twisted Metal eine Serie erwartet wie The Last of Us oder Fallout , zwei extrem populäre neuere Game-Verfilmungen, wird enttäuscht. Die sind nämlich deutlich ernsthafter, auch wenn Fallout durchaus seine schrägen Momente hat.
Bei der Postapokalypse von Twisted Metal wird das jedoch noch mal kräftig potenziert. Hier zählt vor allem eins: der Spaß.
Die Serie nimmt sich selbst nicht ernst, die Situationen, in die der Milchmann gerät, sind nie wirklich bedrohlich. Selbst, wenn er gefoltert wird, hat das keine dramatische Wirkung. Eine Foltermethode ist nur ein bürokratischer Albtraum, die andere wird wirkungstechnisch ausgehebelt, weil John Doe sich über seine Folterknechte lustig macht.
Schräge Ideen gibt es einige; da ist der psychopathische Killer-Clown Sweet Tooth aus Lost Vegas, der später auch mit flammendem Haar agiert, fast schon normal. Überhaupt: Der Look der Figuren, aber auch der Welt, ist sehr schön umgesetzt und erinnert an die Games.
Die rasante Auto-Action und die Ballereien lassen an Filme wie Death Race(öffnet im neuen Fenster) , aber auch an die leider kurzlebige und fast vergessene Serie Blood Drive(öffnet im neuen Fenster) denken - nur dass die noch deutlich härter war. Apropos Härte: Das Blut spritzt hier schon in Massen.
Mackie als ewige Schnodderschnauze ist cool, die übrige Besetzung aber auch. Das Ende bereitet den Boden für die zweite Staffel, die bereits in Produktion ist. Dann geht es um ein Wettrennen quer durchs Ödland.



