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Gameboy: Wie Faceball 2000 nach 32 Jahren endlich 16 Spieler schaffte

Ein Team aus Bastlern hat Spannungsschwankungen und Bugs bekämpft und Faceball 2000 auf dem Game Boy im 16er-Multiplayer gespielt.
/ Peter Steinlechner
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Artwork von Faceball 2000 (Bild: Xanth Software)
Artwork von Faceball 2000 Bild: Xanth Software

Es begann als Meme unter Retrogamern und wurde zur historischen Mission: Ein Team um Stop Skeletons From Fighting hat das erste echte 16-Spieler-Spiel von Faceball 2000 möglich gemacht und die Geschichte in Videos auf Youtube veröffentlicht.

Faceball 2000 ist ein technisch ambitionierter First-Person-Shooter für den originalen Gameboy aus dem Jahr 1991. Es hieß schon immer, dass man den Titel mit 16 Spielern gleichzeitig verwenden könne.

Heute klingt das nicht weiter aufregend, damals war es unvorstellbar. Nun gelang den Retrogamern rund 32 Jahre nach Veröffentlichung des Spiels der erste dokumentierte und funktionierende 16-Spieler-Multiplayer.

Faceball 2000 basiert auf Midi Maze (1987, Atari ST), einem der frühesten Multiplayer-Shooter. Darin können bis zu 16 Spieler auf Rechnern antreten, die über Midi-Kabel verbunden wurden.

Für den Gameboy wurde das Spiel als Faceball 2000 neu aufgelegt. Das ist ein grafisch einfaches, aber funktional beeindruckendes 3D-Spiel mit lachenden Smiley-Kugeln in Labyrinthen.

Faceball 2000: kleiner Bug mit großer Folge

Entwickler Robert Champagne wollte auch auf dem Gameboy bis zu 16 Spieler ermöglichen, indem die Geräte in einer Daisy-Chain über Link-Kabel verbunden werden. Damit war er seiner Zeit weit voraus. Trotz Hinweisen im Quellcode, Entwickler-Interviews und Verpackungsangaben gab es jahrzehntelang keinen Beweis, dass ein solches Spiel jemals zustande kam.

2007 begann ein Youtuber mit dem Pseudoym Uncle Bob, sich mit der Sache zu beschäftigen. Zuerst sammelte er 16 Game Boys, 16 Module und zahlreiche Kabel. Damit schaffte er bis zu 15 Spieler, der letzte Schritt blieb ihm allerdings verwehrt.

2019 wurde die Suche vom Youtube-Kanal Stop Skeletons From Fighting erneut aufgegriffen. Nach einem gescheiterten Versuch 2022 auf der Portland Retro Gaming Expo setzte das Team gemeinsam mit Uncle Bob und der Hardware-Tüftlerin Zari alles daran, das Geheimnis zu knacken.

Zari übernahm schließlich das Projekt und untersuchte mithilfe eines Oszilloskops die technischen Schwachstellen. Sie entdeckte, dass es mit zunehmender Anzahl von verbundenen Game Boys zu Spannungsproblemen im seriellen Taktsignal kam, insbesondere bei Geräten mit Netzteilen oder schwachen Batterien.

Zudem entlarvte sie einen schwerwiegenden Bug im Code: einen sogenannten Off-by-On-Fehler. Der verhinderte, dass der 16. Spieler korrekt eine ID zugewiesen bekam - was das Spiel zum Absturz brachte.

Gemeinsam mit Ingenieur Alex Bahr entwickelte Zari eine Lösung: Ein Buffer-Chip stabilisierte das Signal und eine modifizierte ROM-Version des Spiels korrigierte den Codefehler.

Mit 16 Flash-Carts, einem ganzen Berg von Kabeln und minutiöser Vorbereitung gelang dem Team schließlich das scheinbar Unmögliche: das erste dokumentierte 16-Spieler-Spiel von Faceball 2000. Der historische Moment wurde ausführlich gefilmt und nun eben als Video veröffentlicht.


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