Fusionskontrolle: EU-Kommission will Weg für eigene Telco-Champions freimachen

Die Europäische Kommission stellt ihre Fusionskontrollregeln für große Konzerne infrage und hat dazu in der vergangenen Woche eine öffentliche Konsultation(öffnet im neuen Fenster) gestartet. Industrievertreter sind eingeladen, ihre Änderungswünsche an das geltende Fusionsrecht einzureichen. Besonders die Telekommunikations- und die Rüstungsindustrie drängen seit Jahren auf die Lockerung der Fusionsregeln, um sogenannte europäische Champions zu schaffen, Monopolkonzerne, die mit den USA konkurrieren können.
"Berücksichtigt werden sollen Effizienzgewinne, Resilienz, die Investitionsintensität des Wettbewerbs und die veränderten Gegebenheiten in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit" , heißt es in dem Aufruf der EU-Kommission.
"Wir begrüßen diese Konsultation und den neuen politischen Fokus auf Innovation, Resilienz und Investitionen" , sagte Alessandro Gropelli, Director General der Telco-Lobbyorganisation Connect Europe in einer Erklärung: "Telekommunikation ist ein kapitalintensiver Sektor, und wir brauchen dringend mehr Größe, um Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit wieder anzukurbeln."
Tim Höttges bekommt endlich sein neues Fusionsrecht
Deutsche-Telekom-Chef Tim Höttges hatte bereits im Dezember 2021 gesagt, eine Fusion der Telekom mit der Telefónica in Spanien oder Orange aus Frankreich wäre die Krönung seiner Laufbahn. "Erst dann wäre seine Ära für ihn vollkommen" , sagte ein Mitstreiter damals dem Manager Magazin . Höttges erklärte, dass eine erfolgreiche Konsolidierung das sei, was er gern hinterlassen wolle. Im August 2020 sagte er, die Telekom habe sich "eine Ausgangssituation erarbeitet, um eine europäische Konsolidierung aktiv zu betreiben" . Dafür müssten die politischen Rahmenbedingen geschaffen werden. Seitdem hat sich vieles geändert, Höttges ist für eine weitere Amtszeit angetreten und die USA sind kein verlässlicher Bündnispartner mehr.
Zuletzt hatte Höttges im März 2025 auf dem MWC in Barcelona die umstrittene US-Behörde Doge (Department of Government Efficiency) von Elon Musk gelobt , gegen die Macht der Regulierer gewettert, die breiten Datenströme der US-Hyperscaler in Europas Netzen beklagt und die fehlende kartellrechtliche Grundlage für eine Konsolidierung der Telcos in Europa kritisiert.
Höttges stellte die Marktbedingungen in den USA als sehr viel günstiger für die Branche dar als in Europa. In den USA sei die gesamte Regulierung im Jahr 2005 abgeschafft worden. Im Ergebnis sei der Börsenwert der US-Telcos mehr als dreimal so hoch wie der, den die Branche in Europa habe. "Investoren lieben dieses Umfeld. Wir machen 65 Prozent unseres Umsatzes in den USA" , sagte Höttges.



