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Funkstandard: Bluetooth ist viel besser als sein Ruf

Bluetooth nervt auch 25 Jahre nach Einführung immer noch in vielen Lebenssituationen. Trotzdem ist das Protokoll das Beste, was Nutzern passieren konnte.
/ Sebastian Grüner
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Die Allgegenwart von Smartphones hat dazu beigetragen, dass es Bluetooth immer noch und immer mehr gibt. (Bild: Pixabay)
Die Allgegenwart von Smartphones hat dazu beigetragen, dass es Bluetooth immer noch und immer mehr gibt. Bild: Pixabay

Auch im Jahr 4 des Homeoffice und mobilen Arbeitens kämpfen viele weiter mit den technischen Tücken von Videokonferenzen. Übliche Sätze in Golem-Konferenzen sind zum Beispiel: "Wir hören dich nicht" oder "Du klingst wie aus der Blechdose" . Der Grund dafür sind fast immer Bluetooth-Kopfhörer. Mal findet das Betriebssystem das Mikrofon nicht, mal klappt der Wechsel in das Hands-free-Profile nicht, mal ist das Headset schlicht mit dem falschen Gerät verbunden.

Das ist nur eine von vielen täglichen Begebenheiten, die die teils abenteuerliche Nutzung von Bluetooth-Geräten beschreiben. Dazu gehören auch Bluetooth-Mäuse und Tastaturen, die sich wegen der vergleichsweise langen Verzögerung kaum sinnvoll nutzen lassen. Und: Bluetooth-Geräte, die sich gegenseitig im Betrieb stören, plötzliche Verbindungsabbrüche, Probleme beim Pairing oder auch zahlreiche Sicherheitslücken .

Fragt man IT-affine Personen, könnten sie sicher noch viele weitere negative oder nervige Erfahrungen bei der Nutzung von Bluetooth teilen. Doch trotz all der berechtigen Kritik ist die Bluetooth-Technik eine der wohl inzwischen am weitesten verbreiteten Drahtlostechnologien überhaupt und wird jährlich in Milliarden Geräten verwendet. Statt ständig nur über Bluetooth zu meckern, wird es höchste Zeit, dass das Protokoll die Ehre bekommt, die ihm zusteht.

Einigkeit für alle Geräte dank Smartphone

Schon von Beginn an, das zeigt nicht zuletzt der Name, war es Ziel von Bluetooth, die Industrie zu einen. Der Name stammt von Harald Blauzahn, einem Wikingerkönig aus dem 10. Jahrhundert, der es erstmals schaffte, Dänemark in einem Königreich zu vereinen. Was damals wohl wie ein extrem hochgestecktes Ziel wirkte, muss heute als erreicht gelten.

Ein Großteil der Geräte, die eine kabellose Verbindung zu Peripheriegeräten benötigen, wird derzeit mit Bluetooth verkauft. Der Grund dafür ist nicht zuletzt die Allgegenwart des Smartphones, das eine Bluetooth-Verbindung nicht nur zu Kopfhörern oder dem Fernseher erlaubt, sondern inzwischen auch zu Smart-Home-Komponenten wie Leuchtmitteln, Wetterstationen, Türöffnern und vielem mehr.

Die Alternative dazu waren historisch Infrarotverbindungen, auf die viele Unternehmen noch Anfang der 90er Jahre setzten, etwa Apple für sein Messagepad . Damals gab es jedoch noch zahlreiche konkurrierende, teils proprietäre Protokolle. Die Industrieunterstützung für IrDA war weit entfernt von der, die heute Bluetooth genießt. Darüber hinaus hat Infrarot im Vergleich zu einer Funktechnik wie Bluetooth gravierende Nachteile wie etwa die zwingend notwendige Sichtverbindung.

Doch auch die aktuellen technischen Möglichkeiten zu Alternativen für Bluetooth beschränken sich auf selbst erstellte proprietäre Protokolle in dem extrem engen und viel genutzten 2,4-GHz-Band. Durch die immer größer werdende Zahl an Geräten müssten all diese jedoch mit Dongles, speziellen Basisstationen oder ähnlichen Zusatzgeräten funken, um eine Verbindung zu Nutzern aufbauen zu können.

Das ist aber nicht nur unnötig kompliziert für die Nutzer, sondern auch viel teurer für die Hersteller und somit auch für die Kunden. Mit Bluetooth können Produzenten stattdessen auf bestehende Technik setzen, Protokolle und Profile voraussetzen und ihre Produkte schneller in den Markt bringen.

Ein Protokoll für alle mit ungeahnten Möglichkeiten

Dass es einmal dazu kommen wird, haben sich die Ersteller von Bluetooth sicher nicht gedacht, als sie nach Möglichkeiten für Freisprecheinrichtungen oder zur Verbindung von Telefonen mit Laptops gesucht haben. Dank Bluetooth können heute sogar elektronische Preisschilder im Supermarkt gesteuert werden, mit Bluetooth-Tags verlorene Gegenstände wiedergefunden werden und Menschen in einer weltweiten Pandemie vor einer möglichen Exposition durch ein Virus gewarnt werden konnten.

Und Bluetooth wird konstant weiterentwickelt. Zuletzt ist mit Networked Lighting Control (NLC) eine Profil-Schicht für Geräte hinzugekommen, die, wie der Name sagt, zur Beleuchtungssteuerung dient. Genutzt wird dies zusammen mit dem Bluetooth-Mesh-Netzwerk und Bluetooth LE. Es ist sehr wahrscheinlich, dass in diesem Aufbau analog weitere Protokolle und Profile für die Geräte-Schicht definiert werden können. Es bleibt spannend abzuwarten, was die Bluetooth-Hersteller hier noch an Neuem hervorbringen können.


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