Funkloch-Report: Was Betreiber und Politik gegen Mobilfunk-Lücken tun wollen
Echte Funklöcher dürfte es im Mobilfunk in Deutschland eigentlich kaum noch geben: Laut den drei Netzbetreibern liegt die GSM-Abdeckung bei nahezu 100 Prozent und der LTE-Ausbau läuft auf vollen Touren. Trotzdem schimpft schier das ganze Land über mangelnde Netzversorgung. Wie passt das zusammen?

Beim Thema Funklöcher sind sich alle einig - und teilen ähnliche Erlebnisse. So wunderte sich Gesundheitsminister Jens Spahn vorigen Sommer, als er noch Finanzstaatssekretär und als Wahlkämpfer auf Tour war, auf Twitter darüber, "wie schlecht" das Mobilfunknetz "flächendeckend ist". Er sei so viel hierzulande unterwegs wie selten, da stoße ihm das schon übel auf, wandte sich der CDU-Politiker hilfesuchend an die sozialen Netzwerker der Deutschen Telekom und von Vodafone. Als die sich verwundert die Augen rieben, legte Spahn los: "Stendal, Kaarst, Zwickau, Bottrop, Bonndorf, Bad Salzuflen, Rodleben, Bad Düben, Bad Hersfeld, Verden ... soll ich weitermachen?"
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"Zugegeben, in Brandenburg gibt es noch Potenzial für LTE mit bis zu 50 MBit/s", räumte ein Nutzer des Twitter-Kontos Telekom hilft daraufhin ein. Es gelte aber, das gesamte Bundesgebiet zu betrachten: "Wir versuchen immer dort zu sein, wo wir gebraucht werden, doch auch das kann nur nacheinander geschehen." Der Appell an den potenziellen künftigen Kanzlerkandidaten lautete: "Halte durch."
Der Konservative ist nicht allein mit seinem Eindruck. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, der als Linker weit weg von einer Koalition mit dem Christdemokraten ist, mokierte sich jüngst nach einem Ausflug ins benachbarte Bayern: "Nur nette und aufmerksame Menschen, aber Funklöcher ohne Ende."
Die Bilanz der Netzbetreiber sieht dagegen viel rosiger aus - zumindest auf den ersten Blick. Unisono hört man von Telekom, Vodafone und Telefónica, dass die Netzabdeckung zumindest für Sprachkommunikation per GSM zwischen "99 und 100 Prozent" liege. Die Angabe bezieht sich aber nicht auf die versorgte Fläche in der Bundesrepublik, sondern auf die Bevölkerung. Dafür muss man die Stellungnahmen schon etwas genauer lesen beziehungsweise nachfragen. Zunächst steht die vielversprechende Werbeaussage im Raum, während die vom Kunden letztlich auch gewünschte hohe Abdeckung in der Fläche in der Praxis nicht erreicht wird.
Gering verstrahlte No-go-Gebiete
"Häh? Wie armselig ist Deutschland!!!", empört sich derweil eine Gabi in einem Online-Forum zu einem Blogeintrag zur Netzabdeckung in der Bundesrepublik. Mit ihrem halbwegs modernen Smartphone mit Karte vom Discounter habe sie kürzlich just am Bahnhof von Bad Wilsnack mit 2G keinen ausreichenden Empfang gehabt, um Zugfahrpläne aufzurufen. Alle mobilen Anfragen seien abgebrochen wegen Zeitüberschreitung beim Suchen. Die Nutzerin wettert weiter: "Auch in Randbezirken der Hauptstadt der gleiche schlechte Empfang mit 2G bzw. EDGE, bei dem jede Suchanfrage zur Geduldsprobe wird."
"O2 in ländlichen Gegenden - ein No-Go im wortwörtlichen Sinne", fügt BossaNova im August hinzu. Vier Wochen vorher beschwerte sich Jery_User: "Bei Vodafone hab ich in der Nähe von Greußen (Thüringen) entweder E oder manchmal auch gar nichts. Von wegen LTE oder was auch immer!" Der Anbieter verspreche ständig das Blaue vom Himmel herunter, doch es tue sich gar nichts: Downloads dauerten "bis zu Stunden!" und Whatsapp funktioniere dadurch auch nicht richtig.
Auch Boulevardblätter greifen die Sorgen und Nöte von Bürgern rund um mangelnde oder schwache Mobilfunkverbindungen regelmäßig auf und lassen die Betroffenen zu Wort kommen. Die Bild zitiert in einem Beitrag zum 'Funkloch-Frust' voriges Jahr etwa einen Händler aus der Sächsischen Schweiz mit der Klage: "Meinen Kunden sage ich immer: Es lohnt sich überhaupt nicht, ein Handy zu kaufen, wenn du damit im Internet surfen willst. Telefonieren geht noch, aber sonst? Wenn ich Glück habe, komme ich hier mal per Edge ins Netz, mehr als Nachrichten lesen ist dann nicht drin." Selbst "die Dritte Welt" sei mittlerweile besser erschlossen als das ostdeutsche Grenzgebiet.
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Empfang nur am Misthaufen |
Immer mehr Frequenzen werden mit Mobilfunk zugekleistert, anstatt dass man die alten...
Erstaunlich aber jetzt tut sich doch langsam was. Kaum hat Vodafone den Ausbauzeitraum...
Problem gelöst. Wie kann man sich nur so anstellen.
Selbst die Salzburger halten ihr Milliwatt nicht ein. Die Zukunft wird strahlend