FTTH: Zoff vor Glasfaser-Partnertag der Telekom

Die Telekom lobt ihre Fähigkeiten zum gemeinsamen Ausbau mit anderen Netzbetreibern. Das sieht nicht jeder so.

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Klaus Müller (rechts), Leiter Glasfaser der Telekom
Klaus Müller (rechts), Leiter Glasfaser der Telekom (Bild: Deutsche Telekom)

Die Deutsche Telekom hat bei ihrem Glasfaser-Partnertag die Bedeutung von Kooperationen betont. In diesem Jahr soll jeder vierte Anschluss über Kooperationen kommen und der Anteil soll in den nächsten Jahren weiter steigen, gab der Netzbetreiber am 2. Mai 2023 bekannt. Doch der Willen der Telekom zur Kooperation ist umstritten.

"Schon heute können fast sechs Millionen Haushalte einen Glasfaseranschluss von uns bekommen. Dieses Jahr möchten wir bis zu drei Millionen Glasfaseranschlüsse bauen. Und wir liegen bei unserem Ausbau voll im Plan. Kooperationen sind dabei zentral und Teil unseres Selbstverständnisses", sagte Telekom-Deutschland-Chef Srini Gopalan. Der Glasfaser-Partnertag war nicht von scharfen Auseinandersetzungen geprägt. Theo Weirich vom Buglas Vorstand sagte: "Wir haben einen afrikanischen Elefanten im Raum stehen, den sieht jeder von uns. Das ist der Überbau." Dieses Probleme müsse im Sinne der Investoren gelöst werden.

Der Verband Breko nahm anders als der Buglas nicht am Glasfaser-Partnertag der Telekom teil. Norbert Westfal vom Breko-Vorstand war auf dem Partnertag, jedoch laut Breko ausdrücklich nur als Geschäftsführer von EWE Tel. "Nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung können wir die ambitionierten Glasfaserziele der Bundesregierung erreichen. Dafür ist es wichtig, miteinander zu arbeiten, statt gegeneinander. Zwar kooperiert die Telekom in einigen wenigen Fällen mit Wettbewerbern, meist indem sie deren passive Infrastrukturen nutzt. In vielen Regionen, in denen Wettbewerber Glasfasernetze planen, bauen oder schon betreiben, aber eben nicht", sagte Breko-Geschäftsführer Stephan Albers.

Der Doppelausbau von Glasfasernetzen sei volkswirtschaftlich unsinnig und gefährde die starke Marktdynamik, die den Ausbau aktuell antreibt. Statt parallel zu bauen – oder dies anzudrohen und damit Wettbewerber, Kommunen, Bürgerinnen und Bürger zu verunsichern – solle die Telekom ihren Worten Taten folgen lassen und insbesondere auch die aktiven Netze der Wettbewerber deutlich stärker nutzen als bisher.

Partnerschaft der Telekom mit Glasfaser Ruhr

Für die Kooperation mit der Glasfaser Ruhr in Bochum haben Gopalan und Patrick Helmes, Geschäftsführer Glasfaser Ruhr, einen Vertrag über den gegenseitigen Einkauf von Netzdienstleistungen unterschrieben, der für bestehende als auch zukünftige Glasfaseranschlüsse in Bochum gilt. Die Telekom will im Gebiet der Glasfaser Ruhr deren Netz vermarkten. Glasfaser Ruhr ist eine Tochter der Stadtwerke Bochum. Der Ausbau läuft seit Anfang 2023, bis 2032 sollen so rund 134.000 Glasfaseranschlüsse (Fiber To The Home, FTTH) entstehen. Glasfaser Ruhr plant und baut das Netz. Die Telekom betreibt es und mietet die Infrastruktur für mindestens 30 Jahre an. Das Projekt soll ein Gesamtvolumen von 185 Millionen Euro haben, wurde am 1. Juni 2022 bekanntgegeben.

Auch Glasfaser Ruhr ist Mitglied beim Breko.

Laut VATM-Geschäftsführer Frederic Ufer nimmt Open Access zurzeit richtig Fahrt auf. "Man muss sich allerdings in Anbetracht der Aussagen der Telekom die Frage stellen, ob das Unternehmen überhaupt ernsthaft Wholebuy-Modelle nutzen und etablieren will. Aus dem Konzern ist zu vernehmen, dass man 2030 über rund 70 Porzent der Glasfaserinfrastruktur im Markt verfügen möchte. Eine solche angestrebte Marktdominanz ist nicht vereinbar mit der Anmietung von Anschlüssen der Wettbewerber in einem größeren Umfang", sagte Ufer Golem.de.

Für den Buglas sei es von zentraler Bedeutung, dass Glasfasernetze im Sinne von FTTB/H möglichst schnell in die Fläche kommen. "Wenn dieses Ziel im Vordergrund steht, ist es unabdingbar, zunächst zumindest einen Großteil der bislang nicht versorgten Gebiete auszubauen", sagte Geschäftsführer Wolfgang Heer. "Ein Verzicht auf einen Doppelausbau heißt aber natürlich nicht, dass man damit auf Marktanteile in anderen Gebieten verzichtet. Über Wholebuy oder andere Kooperationen lässt sich das eine tun, ohne das andere zu lassen."

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