FTTH-Überbau: Stadtwerke ärgern sich über den Glasfaser-Ausbau der Telekom

In zahlreichen Kommunen überbaut die Telekom bestehende Glasfasernetze der lokalen Versorger.

Artikel veröffentlicht am , /dpa
Leerrohre für Glasfaserleitungen
Leerrohre für Glasfaserleitungen (Bild: JAMES ARTHUR GEKIERE/BELGA MAG/AFP via Getty Images)

Der Glasfaser-Ausbau der Deutschen Telekom sorgt bei den Stadtwerken für Unmut und Besorgnis. In einer Umfrage des Branchenverbands VKU gaben 41 von 66 kommunalen Unternehmen an, dass es einen Überbau bei ihnen gebe oder dass sich dieser abzeichne. Mit Überbau ist gemeint, dass beim Internet-Ausbau auch dort Glasfaser verlegt wird, wo es bereits andere Glasfaserleitungen gibt oder deren Verlegung längst geplant ist.

Hieran gibt es Kritik, schließlich fehlten dadurch anderswo Bagger, und viele Haushalte hätten noch keinen Zugang zum schnellen stabilen Internet. Der Ärger der Stadtwerke gilt vor allem der Telekom. Allerdings setzen auch andere Firmen auf Überbau, um im Markt Fuß zu fassen.

Der Chef des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Ingbert Liebing, wertet das Umfrageergebnis als "Weckruf an die Bundesregierung". Sie müsse handeln. "Sollte ein Verbot schädlichen Überbaus nicht in Betracht kommen, sollte der Bund als Anteilseigner der Telekom sein Mitspracherecht nutzen, um strategischen Überbau zu verhindern", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes.

Überbau schwebe "wie ein Damoklesschwert über jedem neuen Ausbauvorhaben" und hemme die Investitionsbereitschaft. Das Problem sei so gravierend, dass das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 in Deutschland flächendeckend Glasfaser auszubauen, gefährdet werde.

Telekom weist Kritik zurück

Als Reaktion auf die Kritik sagte ein Telekom-Sprecher, dass es falsch wäre, "die Dynamik im Ausbau durch politische Eingriffe zu bremsen". Stattdessen müsse die Ausbaudynamik erhöht werden, etwa durch schnellere Genehmigungen, alternative Verlegemethoden und durch Kooperationen. Man sitze mit der Industrie in einem Boot. So erreiche Deutschland auch seine Ausbauziele für. "Lokale Monopole, wie sie einige Unternehmen offenbar anstreben, sind schlecht für Qualität, Preis und Ausbaugeschwindigkeit bei FTTH."

Die Kritik an der Telekom ist nicht neu, bereits im April hatten mehrere Verbände ihrem Ärger in einem gemeinsamen Schreiben Luft gemacht, darunter der VKU sowie die Breitband-Verbände Anga, Breko und VATM – also die Telekom-Konkurrenten. Mit dem Vorgehen zerstöre die Telekom Geschäftspläne der ausbauenden Unternehmen und vereitele deren Ausbauaktivitäten, heißt es in dem Brief. "Zurück bleiben Kommunen, die am Ende oft nur teilweise von der Telekom ausgebaut werden, und Bürgerinnen und Bürger ohne Glasfaseranschluss."

Telekom-Chef Tim Höttges schüttelte hierzu in einer Quartalszahlen-Pressekonferenz seines Konzerns in der vergangenen Woche nur den Kopf. "Das Narrativ von kleinen Anbietern, die von der großen Telekom überbaut werden, zieht meines Erachtens nicht." Mancherorts ist es nach Darstellung von Höttges andersherum: So habe die Eon-Tochter Westconnect vor einigen Wochen angekündigt, in Bonn, wo die Telekom längst präsent sei mit FTTH, Glasfaser zu überbauen. "So ist es nun mal mit dem Wettbewerb", sagte Höttges. "Wir lassen uns davon nicht beirren und wir werden deswegen nicht aufhören, unsere Infrastruktur hier in Bonn auszubauen."

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