FTTH: Bundesregierung gegen Glasfaserkabel in Wasserleitungen
Um Kosten und Tiefbauarbeiten zu vermeiden, wollte die EU die Mitbenutzung von Trinkwasserrohren für Glasfaserkabel freigeben. Doch die Bundesregierung ist strikt dagegen.

Die Bundesregierung lehnt wegen gesundheitlicher Bedenken Pläne der EU-Kommission ab, Glasfaserkabel durch Trinkwasserrohre zu verlegen. Das geht aus der Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Kleine Anfrage (PDF) der Fraktion der Partei Die Linke hervor, die der Saarbrücker Zeitung vorliegt. Die Regierung teile "die hygienisch begründeten Bedenken und Sorgen" von Experten.
Um Kosten beim Netzausbau zu reduzieren, sollen laut EU-Planungen Internetanbieter Glasfaserkabel durch bereits vorhandene Trinkwasserrohre führen dürfen. Nach Ansicht der Bundesregierung ist eine Mitbenutzung von Trinkwasserrohren aber nur dann möglich, "wenn alle diesbezüglichen Bedenken ausgeräumt werden können". Das sei nicht erfolgt. Laut dem Bericht lehnen wegen möglicher gesundheitlicher Risiken auch die Verbände der Wasserwirtschaft sowie die Trinkwasserkommission des Umweltbundesamtes das Vorhaben ab. Die umweltpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Eva Bulling-Schröter, sagte, sie erwarte jetzt "klare Ansagen der Bundesregierung in Brüssel gegen eine Nutzung von Datenkabeln in Trinkwasserleitungen."
Laut Bundesverband der Deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sollten Glasfaserkabel geschützt in einem Mikrorohr in die Trinkwasserleitungen eingebaut werden. Aus den Kabelsträngen und Mikrorohren könnten sich jedoch nicht nur unerwünschte Substanzen lösen - die Mikrorohre würden auch die innere Oberfläche in den Wasserleitungen vergrößern, so dass sich zusätzliche Lebensräume für Biofilme entwickeln könnten, heißt es in der Anfrage der Partei.
Wenn in Trinkwasserleitungen Kabel verlegt würden, müsse das Trinkwassernetz für deren Einbau und Wartung häufiger geöffnet werden als bisher. Dieser Umstand berge Gefahren für die Trinkwasserqualität. "Selbst wenn die Daten-Kabelsysteme sterilisiert sind, besteht durch die zusätzlichen Bauarbeiten am Trinkwassernetz immer die Gefahr, dass Schmutz, Mikroorganismen und Krankheitserreger ins Trinkwasser gelangen. Insofern teilen wir die Auffassung der Trinkwasserkommission", sagte Thomas Holzmann, Vizepräsident des Umweltbundesamts.
Internet aus dem Wasserhahn schon erfolgreich
Im März 2012 hatten die Stadtwerke Bonn und der Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr Glasfaserleitungen durch Wasseranschlüsse ins Haus geholt. "Im Kreis Ahrweiler gibt es neben sehr gut mit schnellen Internetanschlüssen ausgestatteten Gebieten noch weiße Flecken im dünnbesiedelten Westteil", sagte Landrat Jürgen Pföhler. Die Nutzung des rund 100 Kilometer langen Leerrohrnetzes des Zweckverbandes Wasserversorgung Eifel-Ahr könne für preiswerte Fibre-To-The-Home-Zugänge sorgen.
Im Rahmen üblicher Erneuerungsarbeiten könne so ohne weiteren Tiefbau ein Glasfaserhausanschluss hergestellt werden. Üblicherweise entfielen mehr als 70 Prozent der Kosten eines Glasfaseranschlusses auf den Tiefbau. "Verlegungskosten plus Tiefbauarbeiten plus Loch in die Hauswand stemmen", sagte Pföhler. Beim jetzt anvisierten Wasser-Faser-System werde das Glasfaserkabel mit dem Wasseranschluss verlegt, was die Kosten enorm verringere.
Die neue Technik sei vergleichbar mit einem Katheter: Ein Microductrohr, ein Leerrohr aus Kunststoff, wird durch den bestehenden Wasserhausanschluss von der Straße bis in das Haus geschoben. Das Microductrohr wird dann mit speziell entwickelten Formstücken mit der Trinkwasserleitung druckdicht verschweißt. Nach der Inbetriebnahme des Trinkwasseranschlusses kann anschließend über das Microductrohr eine Glasfaserleitung in das Haus geführt werden.
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Verbrennen =/= hoch erhitzen. Mehr muss ich dazu nicht sagen.
Wenn ich das richtig verstehe, müsste man also trotzdem erstmal noch entsprechend...
Ist das dann Fiber to the Toilet?
- Unbedenklichkeit der Kabel (Weichmacher, Schwermetalle) wird bestimmt nicht immer...