Freier Videocodec: Daala muss Technik patentieren
Der freie Videocodec Daala soll den Erfolg von Opus wiederholen. Dazu müsse Technik patentiert werden und offensiv mit anderen Patenten gearbeitet werden, sagt einer der Mozilla-Entwickler. Das helfe letztlich der Freiheit des Codecs.

Software-Patente, die in den USA und anderen Teilen der Welt üblich sind, und freie Software stehen sehr oft im Widerspruch zueinander, insbesondere bei der Implementierung von Multimediacodecs. Deshalb steht etwa H.264 standardmäßig in vielen Linux-Distributionen nicht zur Verfügung. Dennoch soll Daala auf Patente setzen und im vollen Einklang mit dem Patentsystem entstehen, wie der Mozilla-Entwickler Nathan Egge bei der Fosdem sagte.
Patente für die Industrie
Diese Vorgehensweise habe sich bereits bei der Entwicklung des Audiocodecs Opus bewährt und teils auch für die große Verbreitung gesorgt. Deshalb solle dies nun auch für den Videocodec Daala wiederholt werden. Um dem Anspruch der Open-Source-Community gerecht zu werden, ist das Team aber darauf bedacht, die Nutzung der Patente in keiner Weise einzuschränken. Anders als sonst üblich, wird die freie Software durch die Patente auf Daala also nicht behindert und der entsprechende Code kann juristisch problemlos verbreitet werden, ohne dass dafür Lizenzkosten anfallen.
Die Patentierung werde vor allem vorgenommen, um mit Partnern in der Industrie ins Gespräch zu kommen, was sonst nur schwer möglich sei, so Egge. Darüber hinaus lasse sich dadurch ein "gutes Benehmen" der beteiligten Unternehmen und Partner forcieren. Immerhin könnte diesen unter bestimmten Umstände die Patentlizenz entzogen werden.
Sollte Daala jedoch wie Opus in bestimmten Nutzungsbereichen zum dominierenden Codec avancieren, könnten sich Industrievertreter einen Verlust der Nutzungsrechte aber nicht leisten. Dieser Vorgang ist zwar nicht wahrscheinlich, aber bekannt. So enthält auch die GPL eine Klausel, die den Widerruf bestimmter Rechte durch die Urheber erlaubt.
Lesen, verstehen, dokumentieren
Zur Vermeidung von Problemen, arbeitet sich das Team aber auch durch das bestehende "Patent-Dickicht". Dank der Zusammenarbeit mit verschiedenen Industriegremien erhalten die Entwickler konkrete Informationen wie die Patent-Nummern, die relevant sein könnten und im Bezug auf Daala überprüft werden müssen. Das vereinfacht die Suche enorm.
Wichtig bei dieser Analyse sei es, die Ergebnisse nachvollziehbar zu veröffentlichen, sagt Egge. Also zum Beispiel detailliert zu erklären, warum Daala die Patente nicht verletzt, etwa weil grundlegend andere Technologien genutzt werden. So entstehe eine sehr überzeugende Argumentation, die über mehrere Jahre entsteht und immer weiter anwächst. Das helfe, sich gegen vermeintliche Ansprüche an den Immaterialgüterrechten durch Dritte zu wehren.
Noch befindet sich die Entwicklung von Daala in der Anfangsphase. Mit einem produktiven Einsatz ist aus Sicht der Programmierer deshalb wohl erst in den kommenden Jahren zu rechnen. Ob der offensive Umgang mit dem Patentsystem dabei tatsächlich hilfreich ist, muss sich also noch zeigen. Das Team hat aber schließlich sehr gute Erfahrungen mit einer derartigen Strategie vorzuweisen.
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Das habe ich auch festgestellt. Mit 64kiB/s Opus muss man als Nicht-Audiophiler schon...
Beide Videos waren ca. eine Woche alt.