Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Freier Befehlssatz: China arbeitet an nationaler RISC-V-Strategie

Chinesische Entwickler entwerfen seit Jahren eigene Prozessoren . Künftig soll der Fokus dabei auf RISC-V liegen.
/ Johannes Hiltscher
Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)
Bislang arbeiten RISC-V-Kerne wie die von Spacemit aus China entwickelten K1 hauptsächlich in Mikrocontrollern. (Bild: Johannes Hiltscher/Golem.de)
Bislang arbeiten RISC-V-Kerne wie die von Spacemit aus China entwickelten K1 hauptsächlich in Mikrocontrollern. Bild: Johannes Hiltscher/Golem.de

Die Volksrepublik China strebt, teils gezwungenermaßen, teils aus freien Stücken, eine größere Unabhängigkeit insbesondere von US-Hardware an. Viele chinesische Entwickler setzen dabei bereits auf RISC-V.

Die Alibaba-Tochter Damo Research kündigte unlängst eine Server-CPU auf Basis des freien Befehlssatzes an. Die gewachsene Bedeutung soll sich bald in einer nationalen RISC-V-Strategie niederschlagen, wie Reuters berichtet(öffnet im neuen Fenster) .

Diese soll die Nutzung von RISC-V-Prozessoren fördern und wird aktuell von acht Ministerien und Behörden entwickelt. Vorgestellt werden könnte sie noch im März 2025.

Ein Artikel des chinesischen Portals Eeworld(öffnet im neuen Fenster) hebt hervor, dass RISC-V besonders bei der Entwicklung eigener KI-Beschleuniger eine Schlüsselrolle spielen könne. Der Bericht verweist auf eine Marktstudie des Beratungsunternehmens The SHD Group (PDF)(öffnet im neuen Fenster) , das in diesem Segment 2030 einen Umsatz von 95 Milliarden US-Dollar erwartet. Das Interesse an selbst entworfenen KI-Beschleunigern ist in der Volksrepublik groß, da weitere Handelsbeschränkungen seitens der US-Regierung befürchtet werden .

RISC-V nicht nur für klassische Prozessoren

KI-Beschleuniger mit RISC-V-Kernen sind keine neue Idee: Mit diesem Ansatz baut bereits Tenstorrent seinen Beschleuniger Blackhole . Meta geht mit MTIA den gleichen Weg, europäische Forscher entwickelten den Open-Source-Beschleuniger Occamy .

Gegenüber nationalen Alleingängen wie der MIPS-basierten Loongarch von Loongson hat RISC-V einen enormen Vorteil: Die weitere Verbreitung sorgt dafür, dass ein breiterer Kreis an Entwicklern für die Architektur arbeitet.

Damit müssen die chinesischen Entwicker nicht alle Anpassungen selbst vornehmen, sondern können von internationaler Kooperation profitieren. Unser Test des Loongson 3A6000 hat gezeigt, dass das Software-Ökosystem für die Loongarch sehr dünn ist - bei RISC-V hingegen sind die Software-Repositories gängiger Linux-Distributionen deutlich üppiger bestückt.

Kooperation soll Unternehmen schützen

Da der RISC-V-Befehlssatz zudem lizenzfrei ist, kann jedes Unternehmen Prozessoren hierfür entwickeln. Sorgen bereiten chinesischen Entwicklern allerdings Patentfragen, wie Eeworld schreibt. So könnten Unternehmen Komponenten oder konkrete Implementierungen schützen lassen und damit Konkurrenten angreifen.

Als Gegenmaßnahme will die China RISC-V Industry Alliance einen gemeinsamen Patentpool aufbauen, über den sich beteiligte Unternehmen gegenseitig schützen und die Nutzung von Patenten gewähren. Einen ähnlichen Vorschlag machten zwei Wissenschaftler bereits 2023 .


Relevante Themen