Frauen fühlen sich diskriminiert
Im Mai dieses Jahres wurde die Sexismusdebatte wieder angefacht, als Julie Ann Horvath, eine bis dahin wichtige Github-Entwicklerin, sich von der Plattform verabschiedete. Unter den Gründen, die sie für ihre Kündigung auf Twitter nannte, war insbesondere "respektloses und sexistisches Verhalten". Die zahlreichen Einträge einer Sammlung im Geek Feminism Wiki belegen, dass dies bei weitem nicht der einzige und erste Fall ist, bei dem sich Frauen in der männlich dominierten Technikdomäne massiver Diskriminierung ausgesetzt sahen.
2012 wurde zum Beispiel ein Hackathon in Boston mit der Präsenz weiblichen Personals beworben: "Need another beer? Let one of our friendly (female) event staff get that for you". Seiten wie codebabes.net versuchen, in Online-Programmierkursen mit Titeln wie "CSS Virgin" durch geschmacklose Formulierungen ihre Zielgruppe zu motivieren, wenn die Kursleiterin im Schulmädchen-Outfit die Videolektion mit den Worten beschließt: "So go pass the quiz and in the next lesson I might have a little less clothing on, and I will tell you where to stick your CSS."
Frustration und Enttäuschung
Mit einem "open letter on feminism in tech" wandte sich im Mai eine Gruppe Frauen aus der Technikbranche an die Öffentlichkeit. Aus ihrem Appell sprechen Frustration und Enttäuschung darüber, sich als Schlampe bezeichnen lassen zu müssen und in E-Mails belästigt zu werden. Sie beklagen, dass sie immer wieder gefragt würden, ob sie denn überhaupt selbst programmierten, und dass sie immer noch weniger Geld als die männlichen Kollegen verdienten.
Wobei gesagt werden muss, dass der sogenannte Pay Gap in der IT-Branche kleiner ist als in anderen Bereichen. Laut einer Studie (PDF) der Harvard Universität verdienen Programmiererinnen 90 Prozent des Gehalts ihrer Kollegen - im Finanzsektor sind es nur 66 Prozent.
Die Beispiele zeigen, dass es zahlreiche Gründe dafür gibt, wenn Frauen sich in IT-Berufen nicht wohlfühlen. Das führt neben der unterschiedlichen Förderung während der Schulzeit und der Außenseiterrolle im Studium nicht nur dazu, dass wenige von ihnen einen solchen Berufsweg überhaupt einschlagen. Es führt auch dazu, dass jene, die sich dazu entschieden haben, oftmals nicht dabeibleiben. Über die Hälfte wechselt im Lauf des Berufslebens den Arbeitsplatz, von diesen wiederum die Hälfte in ein komplett anderes Berufsfeld.
Unterschätzt und übergangen
Laura Laugwitz von Rails Girls Berlin berichtet davon, dass sie selbst oft unterschätzt und bei Aufgaben übergangen worden sei. Das habe zunächst dafür gesorgt, dass sie nichts mit der IT-Szene zu tun haben wollte. "Dann überwog aber der Wunsch, mich zu beweisen. Mittlerweile bin ich gelassener. Viele Männer sind verunsichert, wenn Frauen in 'ihre Bereiche eindringen' und dafür sorgen, dass sie sich dort ebenfalls wohlfühlen können. Tatsache ist, dass wir schon immer dort waren und auch nicht weggehen werden."
Ein positives Gegenbeispiel zur männlichen Überrepräsentation ist auch Frestyl. Das gesamte Tech-Team des Berliner Startups ist weiblich - warum das so ist, wissen die Gründerinnen selbst nicht genau: "Wenn wir Bewerbungsgespräche führen, interviewen wir nicht die Geschlechtsorgane von Leuten, sondern ihre Gehirne", sagt Johanna Brewer, eine der Entwicklerinnen. Sie glaubt jedoch, dass ein schon bestehendes weibliches Team die Angst nehmen könne, unter dem Druck der männlichen Kollegen zu stehen und in Teams arbeiten zu müssen, in denen ständig über geschmacklose Peniswitze gelacht werden müsse. "Man sollte aber aufhören, die Männer zu verteufeln und ihnen den Schwarzen Peter zuzuschieben." Denn letztlich fühlten sich diese in solchen Umgebungen meist selbst genauso unwohl wie ihre Kolleginnen.
Weibliche Vorbilder sind wichtig
Frestyl zeigt: Es hilft, weibliche Vorbilder zu haben und so eine positive Ermutigung zu schaffen. Im Idealfall braucht man so keine endlosen Diskussionen über zwangsläufig künstliche Quoten mehr. Rollenmodelle haben außerdem den Vorteil, dass ihnen, im Gegensatz zu vielen expliziten Maßnahmen zur Frauenförderung, nicht der fahle Beigeschmack positiver Diskriminierung anhaftet. Sie leisten denen Vorschub, die sagen, sie selbst hätten es aus eigener Kraft schaffen müssen und keine "Vorzugs- und Schonbehandlung" bekommen. Doch Fördermaßnahmen sind mehr als das, und noch sind sie in verschiedenen Formen notwendig, um erste Hindernisse zu überwinden. Dann kann am Ende vielleicht wieder wahr werden, was die Frauen in dem oben erwähnten offenen Brief forderten: "We really just want to work on what we love" - ganz egal, ob als Erzieherin oder Programmiererin.
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Frauen und IT: "Frauen sind Naturtalente im Programmieren" |
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