Framework und Cooler Master Case: Mit AMD Ryzen und Framework zum flotten Mini-PC

Ein neues Mainboard kaufen und das alte Mainboard wiederverwerten: Das ist eines der Argumente, die sich die Entwickler des Framework Laptop für ihr modulares System haben einfallen lassen. Und das scheint zu funktionieren. Um das DIY-Gerät haben sich nicht umsonst bereits einige Produkte von Drittanbietern entwickelt. Darunter ist das Framework Case von Cooler Master. Das soll den älteren Mainboards ein neues Dasein als Mini-Desktop-PC geben.
Golem.de konnte das Cooler Master Case zusammen mit dem neuen AMD-Mainboard mit Ryzen 7 7840U (Zen 4)(öffnet im neuen Fenster) und integrierter Radeon 780M testen. Beide Geräte wurden uns von Framework für diesen Zweck zur Verfügung gestellt. Wir finden: Nicht nur macht das AMD-Mainboard ein Notebook zum bisher schnellsten Framework Laptop im Sortiment. Es schlägt sich auch als Standalone-System sehr gut. Allerdings gibt es einige Einschränkungen, die zu beachten sind.
Case passt perfekt
Kommen wir aber zuerst zum Cooler Master Case an sich. Das wurde um das Framework-Mainboard herumgeformt, das seit drei SoC-Generationen den identischen Formfaktor aufweist. Daher sitzt die Platine nach dem Einbau auch sehr passgenau im Gehäuse. Cooler Master hat zudem Lüftungsschlitze oberhalb des Kühlkörpers und an der Seite verbaut. Ein dort steckendes Mainboard sollte durch das etwas offenere Design also theoretisch mehr Airflow bekommen, als wenn es im Notebook laufen würde. Schlussendlich schneiden beide Varianten aber ähnlich gut ab.
Wie beim Framework Laptop selbst sind auch hier insgesamt vier Einschübe für Anschlussmodule vorhanden. Bei einem Desktopsystem wie diesem erscheinen uns vier Ports als fast schon etwas zu wenig. Vielleicht bringt Framework irgendwann noch Anschlussmodule mit zwei USB-C-Anschlüssen heraus. Zur Not können wir uns auch mit einem Dongle behelfen. Maus, Tastatur, Bildschirm und Stromanschluss passen zumindest auch so an das Mainboard.
















Schön ist, dass wir uns unsere Anschlüsse weiter aussuchen können, obwohl einer der Ports bereits durch die USB-C-Stromversorgung belegt wird. Die anderen drei Ports haben wir in unserem Fall für HDMI (Bildschirm) und zwei USB-A-Buchsen (Maus, Tastatur) belegt. Dabei stellt uns das Mainboard selbst vor ein Problem, das vom Hersteller nicht ganz transparent kommuniziert wird: Nur zwei der vier USB-C-Ports sind für USB 4 plus Displayport per Alternate Mode ausgelegt.
Genauer gesagt handelt es sich um die oberen beiden Ports. Der untere rechte Port unterstützt nur USB 3.2 und DP Alternate Mode. Der untere linke Steckplatz ist nur mit USB 3.2, aber nicht mit Displayport kompatibel. Er kann also nicht für den Anschluss eines Bildschirms genutzt werden. Wollen wir zudem ein hochauflösendes Panel mit schneller Bildfrequenz nutzen, sollten wir dafür einen der USB-4-Ports mit höherer Bandbreite nehmen.
Anleitungen könnten besser sein
Es wäre schön, wenn Framework das in den Anleitungen zum Cooler Master Case oder zum Ryzen-7040-Mainboard klarer machen würde. Ansonsten sind die Guides einfach und übersichtlich geschrieben, allerdings bisher nur in englischer Sprache. Den Punkten sollten wir auch genau folgen, denn sonst müssen wir das Mainboard noch einmal herausnehmen, wenn wir beispielsweise das WLAN-Modul vergessen haben.
















Im Gegensatz zum Framework Laptop werden die Antennenkabel nämlich unterhalb des Mainboards und nicht darauf entlanggeführt. In unserem Fall konnten wir zudem das Intel-Wi-Fi-Modul des Framework Laptop nutzen. Die entsprechenden Treiber laden wir zuvor als Komplettpaket von Framework herunter.
Generell gestaltet sich der Einbau des Mainboards sehr einfach. Wir müssen kaum Schraubarbeit leisten. Allerdings können wir nicht einfach so loslegen.
Bios-Basteleien
Es ist begrüßenswert, dass wir das Framework-Mainboard auch im Standalone-Modus außerhalb des Notebooks betreiben können. Deshalb sind auch alle wichtigen Elemente wie das Power-Management auf dem Board integriert. Nicht jedes Notebook kann außerhalb des eigenen Gehäuses ein neues Leben als Desktop-PC genießen. Das Thema Power-Management wird aber später noch zu einem nicht ganz offensichtlichen Problem.
Vor dem Ausbau mussten wir in unserem Fall zunächst ins Bios gelangen, um dort den Standalone-Modus einzuschalten. Das Mainboard musste bei unserem älteren Testmuster dafür im Notebook verbaut sein, da es ansonsten nicht bootete. Über einen Taster auf der Platine erkennt es nämlich, dass es sich beispielsweise nicht im Framework Laptop befindet - es sei denn, wir schalten den Standalone-Modus im Bios ein.
Framework hat uns versichert, dass mit dem neuen Bios für AMD-Mainboards kein separates Notebook mehr benötigt wird, um das Produkt auch einzeln nutzen zu können. Schließlich würde das einen großen Teil der Kundschaft ausschließen, die sich das Board etwa extra nur als externen Computer kaufen möchte.
Neues Bios macht Arbeit leichter
Wir können bestätigen: Mit Bios-Version 3.03 vom Oktober 2023 erkennt das Mainboard zwar, dass es sich beim ersten Booten nicht im Notebook befindet. Es bietet uns dann allerdings die Option mittels Eingabefenster, den Standalone-Modus direkt einzuschalten. Der Hersteller wird mit großer Wahrscheinlichkeit alle kommenden Ryzen-Mainboards mit dem neuen Bios ausstatten und die Bastelarbeit wird damit minimiert.
















Haben wir das System erst einmal fertig zusammengebaut, können wir es etwa an die VESA-Halterungen eines Bildschirms anhängen oder unauffällig unter dem Monitor platzieren. Wir finden auch die halbtransparente Kunststoffhülle gelungen, durch die einige Status-LEDs und Komponenten durchscheinen. Weniger gut umgesetzt ist der Ein- und Aus-Knopf.
Ein simpler Kunststoffpin betätigt den auf der Platine befindlichen Power-Schalter. Allerdings kommen wir mit dem Finger schlecht an den Knopf heran und ein Bleistift muss als Fingerersatz herhalten. Das Mainboard verhält sich zudem wie ein Notebook: Drücken wir den Schalter kurz ein, dann wird das System in den Ruhezustand versetzt. Erst nach langem Drücken schaltet sich das System aus. Wir nutzen für Shutdowns deshalb das Windows-Startmenü.
















Der Vorteil einer solchen Bastellösung: Wir können nicht nur die Komponenten unseres Notebooks wiederverwenden. Wir können uns bei Bedarf auch aussuchen, wie viel SSD-Speicher und Arbeitsspeicher wir benötigen. Das Ryzen-7-Board hat Platz für eine M.2-2280-SSD und zwei DDR5-SODIMM-Module. Ein zweiter M.2-Slot kann für WLAN-Modems genutzt werden.
Doch wie gut schlägt sich das Board im Test? Und gibt es Unterschiede, wenn wir das Mainboard im externen Gehäuse oder im Notebook betreiben? Das wollen wir herausfinden.
Das beste Board für den Framework Laptop
Die Auswahl zwischen AMD und Intel fiel in den vergangenen Jahren oft recht leicht. Intel war stets ein wenig teurer, dafür auch etwas performanter. Mittlerweile ist es etwas anders. Beide Hersteller bauen gute Mobil-SoCs, nur ist die AMD-Lösung im Falle des Framework Laptop gleich teuer und leistungsstärker.
Tatsächlich schlägt sich der Ryzen 7 7840U sowohl in CPU- als auch in GPU-lastigen Aufgaben gut. Im Cinebench-R23-Dauerlauf messen wir beispielsweise 12.758 Punkte im Cooler Master Case und 13.831 Punkte im Framework Laptop. Das Intel-Modell (Test) mit Core i7-1360P erreicht im gleichen Test 9.911 Punkte.
Es scheint, als bekommt das Mainboard im Notebook doch eine etwas bessere Kühlung ab. Diese Theorie und der daraus entstehende Nachteil stellt sich später aber als falsch heraus. Schauen wir aber weiter auf die Leistungswerte.
Starke Performance in Games
Im Geekbench 6 sehen wir ebenfalls Unterschiede. Das System erreicht etwa 11.878 Punkte im CPU-Multicore-Benchmark und 35.349 Punkte im Vulkan-GPU-Benchmark. Lassen wir die gleichen Tests im Mainboard Case laufen, dann erreicht das System 8.793 Punkte im CPU-Multicore- und 27.293 Punkte im Vulkan-Benchmark.
| Benchmark | Framework Laptop AMD (Ryzen 7 7840U mit 16 Threads) | Framework Laptop 13th Gen (Intel Core i7-1360P mit 16 Threads) | Framework Laptop 12th Gen (Intel Core i7-1280P mit 20 Threads) | Framework Laptop 11th Gen (Intel Core i7-1185G7 mit 8 Threads) |
|---|---|---|---|---|
| Cinebench R23 (10 Minuten) | 12.758 cb | 9.911 cb | 10.745 cb | 5.438 cb |
| Displayhelligkeit | 447 cd/m² | 447 cd/m² | 409 cd/m² | 342 cd/m² |
| Farbabdeckung | 95,9 % SRGB | 95,9 % SRGB | 99,1 % SRGB | 99,4 % SRGB |
| CS:GO (Full HD, Medium Details, 2x MSAA) | 119,6 fps (CS2: 90 fps) | 95,9 fps | 79,6 fps | 68.2 fps |
| PCMark10-Laufzeit (200 cd/m²) | 10:47 Std. | 8:13 Std. | 6:37 Std. | 5:52 Std. |
| SSD-Geschwindigkeit (Crystaldiskmark R/W) | 5.251/4.803 MByte/s | 5.251/4.803 MByte/s | 3.433/3.109 MByte/s | 3.405/3.110 MByte/s |
Der Blender Benchmark fordert GPU und CPU zugleich. Im Monster-Preset liegt die Standalone-Version im Mainboard Case bei 71,44 Punkten. Im Notebook-Chassis messen wir 92,14 Punkte. In Adobe Premiere rendern wir ein 4:20 Minuten langes Video vom Mov-Format in mp4 mittels 4K High Quality Preset. Das Notebook schafft den Task in 6:41, das Mainboard im Case in 6:49 Minuten.
Mit der Radeon 780M verbaut AMD eine relativ leistungsfähige Grafikeinheit direkt auf dem SoC. Entsprechend können relativ gute Werte in Games erreicht werden, wenn wir auf einige Grafikdetails verzichten können. In Shadow of the Tomb Raider berechnet das Notebook bei Full-HD-Auflösung und hohen Grafikdetails immerhin 38 fps. Bauen wir das Mainboard ins Cooler-Master-Gehäuse ein, dann werden 34 fps erreicht.
















In Valves Shooter CS2 sind die Werte etwas näher beieinander. Bei mittleren Grafikdetails und Full-HD-Auflösung sind 90 fps im Notebook und 89 fps im Case möglich. Die Intel-Version des Laptops haben wir nur im Vorgänger CS:GO getestet. Es erreicht 95,9 fps bei mittleren Details und in Full-HD. Wir sollten aber beachten, dass CS2 generell höhere Anforderungen an die Hardware stellt. Deshalb probieren wir CS:GO auch auf dem AMD-System aus. Das Ergebnis: 119,6 fps bei mittleren Details und Full-HD-Auflösung.
Bethesdas Rollenspiel Starfield liefert ähnliche Ergebnisse. Stellen wir die Grafikdetails auf niedrig in 1080p, kommen der Laptop auf 45 fps und das Case auf 44 fps bei einem Spaziergang durch Neon.
Insgesamt scheint das neue Mainboard besser abzuschneiden als das gleich teure Framework-Mainboard mit Intel Core i7-1360P. Es stellt sich zudem als etwas energieeffizienter heraus. Dazu lassen wir unser Testmuster im PCMark 10 bei 200 cd/m² Helligkeit laufen.
















Der simuliert größtenteils leichte Last bei Büroarbeiten, Videokonferenzen und gelegentlichen Casual Games. 10:43 Stunden lang hält das Notebook durch. Es kann so etwa mit dem erst kürzlich getesteten Macbook Pro mit M3-Chip mithalten. Außerdem schlägt es den Intel-Framework-Laptop, der bis auf das Mainboard identisch ist, um mehr als zwei Stunden. Der erreicht in PCMark 10 8:13 Stunden.
RAM und SSD austauschbar
Die Geschwindigkeit anderer Komponenten wie RAM und SSD können wir dabei selbst bestimmen, denn beide Bauteile lassen sich jederzeit austauschen. Wir verwenden in unserem Testmuster den von Framework verkauften DDR5-5600-RAM und eine Western Digital Black SN740 mit 1 TByte Kapazität, die wir aus der Intel-Version ausgebaut haben.
Entsprechend erreicht das System praktisch identische Werte. Wir messen über Crystaldiskmark 5.160 MByte/s im sequenziellen Lesen und 4.826 MByte/s im sequenziellen Schreiben. Die SSD-Geschwindigkeit ist also auch für die AMD-Version kein Problem.
















Der DDR5-Arbeitsspeicher kann zudem etwas energieeffizienter sein als der DDR4-RAM beim Intel-Mainboard. Allerdings sollten wir aufpassen: Rüsten wir vom Intel-Mainboard auf die AMD-Version um, dann müssen wir eventuell auch neue RAM-Sticks kaufen.
Doch warum ist der Framework Laptop im Cooler Master Case in allen Disziplinen etwas langsamer? Die Antwort liegt nicht in den Temperaturwerten und hängt stattdessen mit dem verwendeten Netzteil zusammen.
Auf das Netzteil achten!
Wie schon erwähnt, ist Kunststoff nicht das beste Material, um darin auf engem Raum einen PC zu betreiben. Um diese Aussage zu prüfen, schauen wir uns auch die Temperaturen des SoCs an, während wir es mit unterschiedlichen Aufgaben - hier der CPU-lastige Cinebench und das GPU-lastige Shadow of the Tomb Raider - belasten.
Die Überraschung: Das SoC benötigt im Case nur 30 statt 35 Watt und wird mit 75 zu 85 Grad im Schnitt nicht so warm. Das Mainboard bekommt also im Standalone-Modus einfach nicht genug Energie. Laut Framework(öffnet im neuen Fenster) handelt es sich dabei wohl um ein Problem mit dem verbauten Feldeffekttransistor (FET). Sind Eingabespannung und Akkuspannung ähnlich hoch, dann funktioniert die Umschaltung des FET für größere Stromstärken nicht richtig und es steht weniger Leistung zur Verfügung.
Wir haben das Mainboard im Case zunächst mit einem 15-Volt-Netzteil getestet und deshalb geringere Werte gemessen. Nachdem wir ein 20-Volt-Macbook-Pro-Netzteil angeschlossen haben, konnten wir zum Notebook identische Werte feststellen. Alternativ empfiehlt Framework 12-Volt-Netzteile. Dieser Umstand wird nicht gerade transparent kommuniziert. Es wäre sinnvoll, wenn Framework den Aufbau-Guide für das Cooler Master Case noch aktualisiert.
Framework Laptop mit Ryzen 7 7840U und Cooler Master Case - Verfügbarkeit
Framework bietet das AMD-Mainboard stets in verschiedenen Chargen an. Interessenten können sich ihr Mainboard durch eine Vorbestellung(öffnet im neuen Fenster) sichern. Der Ryzen 7640U kostet 510 Euro, der von uns getestete Ryzen 7 7840U 800 Euro. Bei Bedarf können zudem bis zu 64 GByte DDR5-5600-RAM gleich mitbestellt werden. 8 GByte RAM kosten 45 Euro, 16 GByte 90 Euro, 32 GByte 180 Euro und 64 GByte 360 Euro.
















Das Mainboard ist mit allen Framework-Laptop-13-Gehäusen und auch dem Cooler Master Case(öffnet im neuen Fenster) kompatibel. Das Gehäuse können Kunden ebenfalls im Marketplace kaufen. Es kostet einzeln 45 Euro. Anschlussmodule sind hier nicht integriert. Diese können jeweils noch einmal 10 bis 45 Euro kosten, je nach Modul. Es gibt zudem Erweiterungskarten für 50 und 140 Euro, die den Massenspeicher um 250 oder 1.000 GByte vergrößern.
Fazit
Das AMD-Ryzen-Board ist für uns das bisher beste Mainboard, das es für den Framework Laptop zu kaufen gibt. Im Vergleich zur Intel-Version kann es mehr Leistung in CPU- und GPU-lastigen Aufgaben erbringen und gewinnt auch das Match beim Thema Akkulaufzeit.
















Lediglich die unterschiedlich ausgestatteten USB-C-Buchsen sorgen für Verwirrung, während das Intel-Modell vollständig auf vier Thunderbolt-4-Ports zugreifen kann. Wir sollten zudem beachten, dass beim Umstieg von einem Intel- auf ein AMD-Board auch neuer DDR5-Arbeitsspeicher dazugekauft werden muss. In diesem Fall ist ein Upgrade auf die Intel-Version eventuell günstiger.
Es ist zudem schön, dass Framework den älteren Mainboards oder einem einzelnen Mainboard mit dem Cooler Master Case eine neue Daseinsberechtigung als Mini-PC gibt. Der Einbau des Mainboards funktioniert schnell und einfach. Auch lässt sich das Case mit den mitgelieferten Schrauben etwa an der Rückseite eines Monitors befestigen. Der Preis von 45 Euro scheint zudem vernünftig zu sein, wenn wir uns ein passendes Gehäuse nicht selbst basteln oder aus dem 3D-Drucker ausdrucken wollen.



