Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Framework Desktop im Test: Wie ein Mac Mini zum Selberbauen

Mit 128 GByte Videospeicher macht der Framework Desktop den neuen Macs Konkurrenz. Hier ist nur alles viel bunter.
/ Oliver Nickel
50 Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)
Der Framework Desktop lässt sich optisch sehr schön anpassen. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
Der Framework Desktop lässt sich optisch sehr schön anpassen. Bild: Oliver Nickel/Golem.de

Seit vielen Jahren funktioniert Framework nach einem simplen Konzept: ein möglichst reparierbarer und leicht aufrüstbarer Laptop, der lange kompatibel bleibt. Umso überraschter waren wir, als der Hersteller das erste Desktop-System vorstellte.

Der Framework Desktop ist weniger aufrüstbar als der Laptop. Desktops müssten ja schon aus Prinzip besser für Hardware-Upgrades geeignet sein. Hier geht Framework einen anderen Weg, so dass uns das neue Produkt eher an einen Mac Mini (Test) zum Selbstbauen erinnert. Der Desktoprechner soll möglichst kompakt sein und sich als Developer- und KI-Maschine nutzen lassen.

Framework Desktop - Eckdaten
CPU AMD Ryzen AI Max+ 395 (16C/32T, 120 Watt, Zen 5)
GPU AMD Radeon 8060S Graphics ( 2,9 GHz, 40 GPU-Cores, Shared Memory)
RAM 128 GByte LPDDR5x-RAM (verlötet, 8.000 MT/s)
SSD Western Digital SN7100 (2 TByte NVMe) + 1x freier M.2-2280-Slot
Ports Front: 2x per Modul konfigurierbarer Port (USB-C)Rückseite: 2x USB-C (USB 4), 2x DP 2.1, 1x HDMI 2.1, 2x USB-A 3.2 Gen2, 1x 5-GBit-Ethernet
Lüfter 1x Noctua NF-A12x25 HS-PWM
Netzteil Flex-ATX-Netzteil (400 Watt, 80+ Silver)
Maße 96,8 x 205,5 x 226,1 mm, 4,5 Liter, 3,1 kg
Preis (Testmuster) ab 1.380 Euro (Testmuster: 2.640 Euro)

Zu dem Zweck hat sich Framework für die Ryzen-AI-300-Max-Plattform entschieden. Diese APU verspricht mit einem Leistungsbudget von 120 Watt hohe Geschwindigkeiten und vor allem schnellen LPDDR5x-Arbeitsspeicher. Nachteil: Der RAM ist auf dem Board direkt verlötet und lässt sich nach dem Kauf nicht mehr aktualisieren. Generell kaufen wir hier mit dem Mainboard unsere fest verbaute CPU und GPU als APU-Paket gleich mit.

In dieser Hinsicht erinnert der neue Framework Desktop wieder an Apples Mac Mini. Im Vergleich zu anderen Desktops kaufen wir uns bei beiden Systemen in ein eher geschlossenes Ökosystem ein. Dennoch bietet der Framework Desktop auch Vorteile, die wir bei standardisierten Komponenten nicht bekommen. Da scheint die Selbstbau-DNA des Herstellers durch.

Zunächst sehen wir, wie viel Arbeit in das Design eines kleinen Gehäuses gesteckt wurde. Die Rede ist von einem Mini-Tower mit Maßen von 226 x 205,5 x 96,8 mm. Zusammengebaut sieht das System richtig niedlich aus. Und doch bietet es Platz für das Mainboard, ein 400-Watt-FlexATX-Netzteil und einen kleinen optionalen 80-mm-Gehäuselüfter an der Rückseite. Da es sich hier um ein ITX-Gehäuse handelt, können wir zudem andere kompatible Mini-ITX-Mainboards mit dem System verwenden.

120-mm-Lüfter auf dem SoC

Das System wird stattdessen primär von einem 120-mm-Lüfter gekühlt, der direkt auf dem Kühlkörper des SoC sitzt. Der Lüfter ist nicht im Grundpreis inbegriffen. Stattdessen können wir zwischen drei Modellen wählen: dem Cooler Master Mobius 120 mit und ohne RGB und dem Noctua NF-A12x25.

Alternativ können wir jeden anderen 120-mm-Lüfter aus dem Eigenbesitz nutzen. Gleiches gilt für die SSD: Wie beim Framework Laptop (Test der 16-Zoll-Version) bietet der Hersteller diverse M.2-Modelle von Western Digital an. Wir können auch unsere eigene NVMe-SSD mit einem beliebigen Linux- oder Windows-Betriebssystem benutzen.

Das Mainboard bietet Platz für maximal zwei gesteckte NVMe-Laufwerke im Format M.2-2280 - eines an der Vorderseite und eines an der hinter dem rechten Seitenpanel versteckten Rückseite. Auf dem Mainboard ist zudem ein weiterer PCIe-x1-Slot vorhanden. Hier können wir Erweiterungskarten, Soundkarten oder Netzwerkadapter anschließen. Eine externe Grafikkarte hat keinen Platz mehr.

Erst beim Gehäuse spüren wir den Framework-Charme. Wir können sämtliche Seitenpaneele ohne Werkzeug entfernen. Dazu lösen wir die zwei Rändelschrauben mit einklappbaren Griffen. Anschließend können wir zunächst den oberen Deckel abnehmen, anschließend Seiten und Front. Die sind lediglich magnetisch am Gehäuse befestigt - clever.

Sämtliche Schrauben am Gehäuse sind nummeriert. Somit wissen wir stets, in welcher Reihenfolge wir das System auseinander- und wieder zusammenbauen können - all das mit dem mitgelieferten Schraubendreher mit zwei Bits.

Unter den Panels fällt besonders die Frontblende auf: ab Werk ein Gitter mit 21 Sockeln. Hier können wir die von Framework separat verkauften bunten Kacheln einsetzen. Es gibt diverse Farben und Aufdrucke wie das Linux-Masskottchen Tux oder ein Framework-Logo. Der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt.

Kacheln in vielen Farben

Für unser Testmuster hat Framework auch eine spezielle Golem.de-Kachel gedruckt, was auf eine passende Dienstleistung für alle schließen lässt. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir aber nur vorgedruckte Kacheln einkaufen.

Alternativ können wir unsere eigenen Kacheln mit dem 3D-Drucker ausdrucken. Die passenden CAD-Files hat Framework bereits auf Github veröffentlicht(öffnet im neuen Fenster) . Wir freuen uns schon auf die vielen kreativen Frontpanel-Designs, darunter sind bestimmt auch dreidimensionale Reliefs oder funktionale Tiles.

Wie bei jedem bisherigen Framework-Produkt dürfen die frei auswählbaren Anschlussmodule nicht fehlen. Der Desktop bietet an der Vorderseite zwei USB-Einschübe für neue oder bereits vorhandene Steckkarten.

Nur zwei konfigurierbare Slots sind für uns etwas wenig, zumal das Mainboard selbst an der Rückblende nur zwei USB-A- und zwei USB-C-Ports anbietet. Für eine mögliche zweite Generation wünschen wir uns weitere konfigurierbare Slots, um den Desktop wirklich nach unseren Vorlieben anzupassen.

Immerhin lassen sich an die integrierte GPU zwei Monitore per Displayport und ein Display mittels HDMI anschließen. Auch die USB-C-Buchsen können wir dafür verwenden. Eine Netzwerkverbindung wird derweil über das integrierte Wi-Fi-7-WLAN-Modul oder kabelgebunden per 5-GBit-Ethernet hergestellt.

Das auf Individualisierung ausgelegte Gehäuse ist an sich schon spannend. Die reine Leistung der kleinen Maschine muss sich meist nicht vor einem Mac Mini mit M4 Pro verstecken. Es gibt aber Nachteile.

Geforce RTX 5060 in winzig?

Es ist ärgerlich, dass Framework sich bei der Hardware-Auswahl auf eine AMD-APU festgelegt hat. Die lässt sich nicht austauschen oder aufrüsten, ohne dass das komplette Board getauscht werden muss. Das hat einen Grund: Der Ryzen 300 Max+ 395 soll in Anwendungen und Games besonders gut sein und kann gleichzeitig auf einem relativ kompakten Mainboard untergebracht werden.

Kombiniert wird das SoC mit LPDDR5x-RAM, der hohe Transferraten bei vergleichbar geringem Energiebedarf ermöglicht. Das bedeutet weniger Hitzeentwicklung und ermöglicht es, den Framework Desktop mit einem einzelnen 120-mm-Lüfter zu betreiben. Tatsächlich ist es nicht unbedingt notwendig, den optionalen 80-mm-Slot mit einem weiteren Lüfter zu bestücken.

Der Vergleich zu einem Mac Mini M4 Pro ist mit Blick auf die reine Leistung einmal mehr sinnvoll. Unser Testmuster erreicht im Cinebench 2024 1.900 Punkte über einen zehnminütigen Dauerlauf. Der M4 Pro im Mac Mini 2024 ist mit 1.732 Punkten etwas langsamer.

Framework Desktop - Testwerte
---CPU--- ---
Cinebench 2024 10 Minuten Dauerlauf 1.900 cb
Geekbench 6 17.489 pts.
Geekbench AI OONX Single Precision 6.757 pts.
Blender Benchmark Monster Preset 238 pts.
CPU-Temperatur unter Vollast 57 Grad Celsius
APU-Leistungsaufnahme unter Vollast 120 Watt
---GPU--- ---
Geekbench 6 Vulkan 81.118 pts.
Geekbench AI OONX DirectML 24.457 pts.
Shadow of the Tomb Raider (FHD low/medium/high) 174/146/141 fps
Cyberpunk 2077 (FHD low/medium/high) 146/138/106 fps
---Sonstiges--- ---
SSD-Geschwindigkeit (sequentiell R/W) 7.085/5.890 MByte/s

In Geekbench 6 sieht es etwas anders aus. An die 22.989 Punkte des M4 Pro kommt der Framework Desktop mit 17.489 Punkten nicht ganz heran. Im Blender-Benchmark nach Monster-Preset ist das AMD-System mit 238 zu 196 Punkten hingegen im Vorteil.

In Games überraschend schnell

Rein hardwaretechnisch lässt sich der Framework Desktop also mit dem M4 Pro vergleichen. In einigen praktischen Anwendungen wie Games leistet das AMD-System bessere Messwerte. Das liegt nicht nur an der überraschend leistungsfähigen AMD Radeon 8060. Auch bleibt Windows gegenüber MacOS weiterhin meist im Vorteil, wenn es um Spiele geht.

In Shadow of the Tomb Raider messen wir 106 fps (Mac Mini: 97 fps) bei hohen Grafikdetails in Full HD. In Cyberpunk 2077 sind es ebenfalls sehr gute 106 fps bei gleichen Einstellungen (medium: 138 fps, Mac Mini auf medium: 102 fps). Die GPU ordnet sich etwas unterhalb der Geforce RTX 5060 und auf einer Ebene mit der RTX 5060 Laptop Edition ein. Das ist sicherlich dem schnellen und vor allem 128 GByte großen LPDDR5x-RAM geschuldet. In Games ist das System auf jeden Fall überraschend leistungsstark.

Hier zeigt der Framework Desktop seine Stärken. Es gibt außerhalb von Mac bisher kaum nutzbare Geräte, die auf so viel Videospeicher zugreifen können. Deshalb ist der Desktop für grafikintensive Anwendungen, 3D-Renderings und KI-Apps gut geeignet. Im Geekbench-AI-Benchmark kann der Computer mit einem Desktopsystem mit Geforce RTX 5060 Ti verglichen werden - basierend auf den Messergebnissen mit ONNX-Framework und DirectML.

Der Lüfter ist unter Vollast deutlich hörbar

Gerade bei Games ist das System überraschend ruhig, was unter anderem am exzellenten Noctua-Lüfter liegt. Nur in Cinebench 2024, der größtenteils den CPU-Teil belastet, ist das System stark zu hören. Dies dürfte für alle Aufgaben zutreffen, die CPU-lastig sind. Dazu zählen Bild-Renderings, das Ver- und Entpacken von Zip-Dateien oder das Kompilieren von Programmen. Ein solches Problem hat ein Mac Mini definitiv nicht.

Der muss eben nicht die bis zu 120 gemessenen Watt an Wärme bewältigen. Beim Thema Energieeffizienz ist Apple Silicon weiterhin im Vorteil. Generell aber ist der Framework Desktop unter leichter Last, beim Websurfen und beim Videoschauen wie Apples Gerät nicht mehr zu hören. Der große Kühlkörper auf dem SoC leistet gute Arbeit. Unter Vollast wird das System rund 57 Grad warm. Mit etwas Tüftelei an den Lüfterkurven ließe sich ein etwas leiseres und dennoch performantes System bauen, ohne bei der Abwärme in den roten Bereich zu kommen.

Alles in allem halten wir den Framework Desktop für eine echte Überraschung, die Besitzern lange Zeit gute Dienste leisten wird. Wir halten den Fokus des Systems auf KI-Entwicklung allerdings für übertrieben. Für das Training von Modellen ist nicht nur schneller Videospeicher sinnvoll, sondern auch eine möglichst schnelle GPU-CPU-Kombination. Eine richtige High-End-Workstation kann der Desktop nicht ersetzen.

Für die meisten anderen Anwendungen ist er aber perfekt ausgestattet - und sieht nicht aus wie andere graue Systeme von der Stange.

Framework Desktop: Verfügbarkeit und Fazit

Framework bietet den Desktop über den eigenen Onlineshop(öffnet im neuen Fenster) an. Das System wird halb zusammengebaut geliefert. Wir mussten nur den Lüfter und die SSD installieren - eine Arbeit von fünf bis zehn Minuten.

Der Startpreis für den Desktop mit Ryzen AI Max+ und 32 GByte RAM liegt bei 1.280 Euro. Das ist irreführend, da wir hier keinen 120-mm-Lüfter und keine SSD für unsere Systempartition dazubekommen. Auch das Betriebssystem fehlt. Ohne OS und mit den günstigsten Optionen für die SSD liegt der Mindestpreis bei 1.480 Euro.

Etwas konfus ist auch die Preispolitik um die Frontblende. Die 21 Kacheln müssen wir separat kaufen, was noch einmal mindestens 36 Euro ausmacht. Der Preis ist für unseren Geschmack zu hoch, Framework sollte standardmäßig schlichte schwarze Kacheln oder eine geschlossene Frontblende als Option mitliefern. Bestellen wir das System ohne Kacheln, ist die Frontblende löchrig. Zumindest wird ein Kauf ohne Kacheln nicht blockiert.

Framework Desktop - Pro und Contra
Pro Contra
Schnelle Prozessor- und Grafikleistung in fast allen Belangen Unter Volllast recht laut
Niedliches Gehäuse, das mit ITX-Mainboards kompatibel ist. RAM und CPU sind verlötet
Individualisierung durch Anschlussmodule und Panel-Kacheln Zu wenige USB-Anschlüsse
Kinderleichtes Auf- und Abbauen Teurer Einstieg mit versteckten Kosten
Unterstützung durch Open-Source-Community für viele Betriebssysteme und DIY-Projekte Ersetzt keine richtige KI-Workstation
Enormer Grafikspeicher bis 128 GByte LPDDR5x möglich Für ein Framework-Produkt sehr wenig Upgrade-Möglichkeiten

Der Aufpreis für das Mainboard mit 64 GByte RAM und den Ryzen AI Max+ 395 ist mit 580 Euro ziemlich hoch. Für 1.080 Euro gibt es 128 statt 64 GByte RAM. Da der RAM fest verlötet ist, sollten wir uns vor dem Kauf für eine Option entscheiden. In den meisten Fällen wäre das für uns die mittlere Option mit 64 GByte RAM.

Fazit

Das Konzept des Framework Desktop ist ungewöhnlich: Eine überraschend hohe Leistung steckt in einem winzigen Tower-Gehäuse. Besonders die Anpassungsmöglichkeiten und die bekachelte Frontblende gefallen uns sehr gut. Gepaart mit den zwei frei wählbaren Frontanschlüssen erhalten wir ein System, das es so woanders nicht zu kaufen gibt. Der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt.

Die Gehäusekonstruktion wirkt stets durchdacht. Selbst Anfänger können den Desktop auseinanderbauen. Die magnetischen Seitenpaneele bieten Framework zusätzliche Optionen, um weitere Anbauteile zu verkaufen. Es gibt bereits ein optionales Seitenfenster aus Acrylglas - Case-Modding leicht gemacht.

Kombiniert mit der soliden Leistung der Ryzen-Max+-Plattform von AMD erhalten wir ein enorm kompaktes und praktisches System für Büroarbeit, Games, Renderings oder Softwareentwicklung.

Die Aufrüstbarkeit hat gelitten

Auf der anderen Seite opfert Framework das Prinzip der stets aufrüstbaren Hardware, was wir gerade bei einem Desktopsystem nicht erwarten. Hier sind sowohl RAM als auch SoC fest verlötet. Nur die zwei SSDs lassen sich weiterhin austauschen oder aufrüsten.

Dass der Desktop von Framework als KI-Entwicklungsmaschine platziert wird, ist eher irreführend. Gerade dafür eignen sich große Desktop-Workstations besser, wenn der auf 120 Watt ausgelegte AMD-Chip an Grenzen kommt.

Bei einer neuen Version des Framework Desktop wünschen wir uns deshalb mehr den Fokus auf Modularität und Hardware-Upgrades. Das sind schließlich die Stärken, mit denen das Unternehmen erfolgreich werden konnte.


Relevante Themen