Neue Cockpits und synthetische Treibstoffe
Das DLR hofft, auf diese Weise langfristig zu einer digitalen Zertifizierung zu kommen. Diese würde den langwierigen Zulassungsprozess neuer Komponenten deutlich verkürzen. Heute werden neue Teile an einem realen Flugzeug getestet. Dazu wird ein Prototyp gebaut, der in Iterationen angepasst wird, bis alles so ist, wie es sein soll. Künftig sollen, so hoffen die DLR-Forscher, diese Iterationen am Rechner abgearbeitet werden, so dass nur noch die endgültige Erprobung am realen Flugzeug erfolgen muss.
Neben Teilen außen am Flugzeug wollen die DLR-Forscher mit dem Flugzeug noch neue Cockpits sowie automatisiertes Fliegen erproben. "Neue Cockpits" bedeute, dass mitten in den Passagierraum ein Cockpit eingebaut werden könne, mit dem Cockpits für Flugzeuge der übernächsten Generation getestet werden könnten, sagte Levedag.
Künftige Verkehrsmaschinen wie die Maveric, die der europäische Luftfahrtkonzern Airbus gerade im Modell testet, werden möglicherweise kein Cockpit mit Aussicht haben. Mit der Istar können Piloten schon einmal ausprobieren, wie sich so ein Flugzeug steuert.
Ein Flugzeug muss aber auch gar nicht mehr von einem Piloten an Bord gesteuert werden - auch das soll mit dem Istar machbar sein. So soll ein Flugzeug künftig von einem Piloten in einem Kontrollzentrum am Boden aus oder wie eine Drohne von einem Bordrechner geflogen werden können. Am DLR werde an den dafür nötigen Hinderniserkennungssystemen gearbeitet, berichtet Wigger. Diese sollen dann im Flugzeug Istar ausprobiert werden.
Zum Fliegen der Zukunft gehören neben technischen Neuerungen auch weniger Emissionen. Damit beschäftigt sich das DLR ebenfalls: Mit synthetischen Kraftstoffen sollen Flugzeuge deutlich sauberer unterwegs sein. Diese Kraftstoffe werden nicht aus Erdöl gewonnen, sondern aus Sonnenlicht, Kohlendioxid und Wasser. Sie emittieren nur so viel Kohlendioxid wie zuvor zu ihrer Herstellung gebunden wurde. Da sich ihre Zusammensetzung zudem steuern lässt, wird bei der Verbrennung weniger Feinstaub freigesetzt.
Im Labor funktioniert das Verfahren. Das so gewonnene Kerosin entspricht den strengen Vorgaben, die für eine Zulassung für die Luftfahrt eingehalten werden müssen. Das DLR selbst ist an einem Projekt beteiligt, um zu zeigen, dass das Verfahren in Großanlagen funktioniert. Seit Juni vergangenen Jahres ist eine solche Anlage in Móstoles bei Madrid in Betrieb. Mit dem dort gewonnenen Treibstoff fliegt möglicherweise in Zukunft auch der Istar.
Der Istar, dessen Kauf das DLR und Dassault 2018 auf der Luftfahrtausstellung in Berlin im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel besiegelten, ist nur eines einer ganzen Flotte von Forschungsflugzeugen des DLR, zu der außer Motorflugzeugen auch Segler und Helikopter gehören. Es ist die größte zivile Forschungsflotte in Europa und neben der US-Luft- und Raumfahrtbehörde Nasa eine der größten der Welt.
Beide betreiben auch zusammen ein Forschungsflugzeug: Sofia, eine zum fliegenden Teleskop umgebaute Boeing 747, die allerdings stillgelegt werden soll. Das größte eigene Flugzeug des DLR ist der Airbus A320-232 Atra (Advanced Technology Research Aircraft).
Mit dem Flugzeug, das seit 2008 im Einsatz ist, erforscht das DLR viele verschiedene Themen: vom Fluglärm über den Passagierkomfort und die Aerodynamik bis hin zu Flugsystemtechnik oder Wirbelschleppen. In einem anderen Airbus können Forscher abheben: Mit einem A310 führt das DLR Parabelflüge durch. Konsequenterweise heißt das Forschungsflugzeug Zero G.
Die Dornier Do 228-101 ist ein vielseitig einsetzbares Flugzeug, an dessen Tragflächen beispielsweise Sensoren oder Sonden angebracht werden können. Damit fliegt das DLR Fernerkundungsmissionen oder führt Strömungsuntersuchungen durch. Die Dornier wurde aber auch schon eingesetzt, um einen Quantenschlüssel von einem sich schnell bewegenden Objekt aus per Laser zu einer Bodenstation zu senden.
Der Istar ist nicht das erste Flugzeug von Dassault in der Flotte: Schon seit 1976 fliegt das DLR mit einer Dassault Falcon 20E unter anderem Missionen für die Atmosphärenforschung. Sauberes Fliegen testet das DLR heute schon mit zwei Brennstoffzellenflugzeugen: Der Motorsegler Antares DLR-H2 ist ein fliegender Prüfstand für Brennstoffzellen. Das aus zwei Segelflugzeugen zusammengesetzte HY4 ist das erste Passagierflugzeug mit Brennstoffzellen-Antrieb, in dem Platz für vier Insassen ist.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
In-Flight-Simulation |
Spannender wirds erst, wenn ein Pilot für 4 Flugzeuge gleichzeitig zuständig ist. Weil an...
Bei mehr als 30km/h schießt einem auch das Blut aus den Ohren, das weiß man schon seit...
tolle Erfindung endlich weg mit der Geldverschwendung Flugsimulatoren
so ungefähr sollte man sich Geschäftsflieger ganz generell vorstellen: als Kampfflieger...