Flugtaxis: Wissing will Staatshilfe für Lilium bewilligen

Der Münchener Flugtaxi-Hersteller Lilium braucht dringend Geld. Die Bundesregierung soll eine Bürgschaft in Höhe von 50 Millionen Euro übernehmen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will das beschließen. Andere sind dagegen.
Wissing wolle, dass der Haushaltsausschuss des Bundestags sich möglichst schnell mit dem Thema beschäftige, und dränge darauf, die Bürgschaft zu bewilligen, berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel(öffnet im neuen Fenster) unter Berufung auf mehrere mit den Vorgängen vertraute Personen. Der Ausschuss solle nach dem Willen des Ministers der Bürgschaft zustimmen.
Das könnte noch in dieser Woche passieren: Der Haushaltsausschuss trifft sich am Mittwoch (9. Oktober) zu seiner nächsten Sitzung. Das Verkehrsministerium äußerte sich auf Anfrage des Spiegels nicht dazu.
Bayern will für 50 Millionen Euro bürgen
Im vergangenen Monat stimmte die bayerische Staatsregierung einer Bürgschaft für Lilium von 50 Millionen Euro zu. Die Bundesregierung soll für die gleiche Summe garantieren. Finanziert werden soll das über eine Wandelanleihe der staatlichen Bank KfW.
Lilium braucht laut einem Bericht an die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC)(öffnet im neuen Fenster) "sofort zusätzliches Kapital [...], um [die] laufenden Geschäfte weiter zu finanzieren" . Zwar hätten private Investoren rund 32 Millionen Euro zugesagt. Die Auszahlung machten sie jedoch von einer Entscheidung der Bundesregierung über die Bürgschaft abhängig.
Sollte diese nicht kommen, könnte die Geschäftsleitung gezwungen sein, "erhebliche Kostensenkungsmaßnahmen zu ergreifen, den Umfang des Geschäftsbetriebs wesentlich zu reduzieren" , heißt es in dem Schreiben weiter. Auch eine Insolvenz für Lilium und dessen Tochtergesellschaften sei nicht ausgeschlossen. Das Unternehmen erwog bereits eine Verlagerung ins Ausland .
Lilium verschiebt bemannten Erstflug
Lilium hatte im Mai dieses Jahres angekündigt, 2026 an der Côte d'Azur den kommerziellen Betrieb mit den elektrischen Flugtaxis zu starten . Bisher ist das Fluggerät jedoch noch nicht mit einem Menschen an Bord geflogen - das wird voraussichtlich erst im kommenden Jahr der Fall sein. 2023 bezifferte Lilium den Finanzbedarf auf bis zu 500 Millionen US-Dollar bis zur Zulassung.
Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Situation - Lilium schreibt hohe Verluste - gibt es Zweifel unter den Abgeordneten, ob die Bundesregierung der Bürgschaft zustimmen soll. Dazu trägt bei, dass die privaten Investoren ihren Beitrag von der Entscheidung der Regierung abhängig machen.
Volocopter erhielt keine Staatshilfe
Neben Lilium hatte auch der Bruchsaler Flugtaxihersteller Volocopter staatliche Finanzhilfen beantragt , allerdings nicht erhalten. Volocopter war werbewirksam bei den Olympischen Spielen in Paris geflogen
Die elektrischen Flugtaxis sollen den Straßenverkehr entlasten und auf kurzen Stecken Beförderungszeiten verkürzen. Zudem sollen dadurch Schadstoffemissionen im Verkehr verringern. Eine Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim bezweifelt das jedoch . Die Flugtaxis würden Reisezeiten kaum verkürzen und im Vergleich zu Elektroautos würden Kohlendioxidemissionen steigen. Schließlich seien sie wegen der hohen Kosten eher etwas für Wohlhabende.



