Flugsicherheit: Nur Surfen ist schöner
Von Handys, Smartphones oder Laptops soll im Flugzeug keine Gefahr mehr ausgehen - ihre Nutzung bleibt trotzdem eingeschränkt. In den USA und der EU kommt aber endlich Bewegung in die Sache.

Das am besten gehütete Geheimnis der Luftfahrt ist mitnichten der Eröffnungstermin des neuen Berliner Flughafens BER. Viel schwieriger scheint die Frage zu beantworten, warum bestimmte elektronische Geräte wie ein iPad in einem Flugzeug ausgeschaltet bleiben müssen, während der Passagier auf dem Nebensitz sein Kindle benutzen darf, und warum das Handy ausgeschaltet bleiben muss, obwohl EU und Bundesregierung schon seit fünf Jahren keine Bedenken mehr haben. Doch endlich scheint Bewegung in die Debatte zu kommen.
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Bereits vor zehn Jahren begannen Luftverkehrsunternehmen damit, die Auswirkungen von Mobilfunktechnik auf die Bordelektronik eines Flugzeugs genauer zu untersuchen. 2008 gab dann die EU grünes Licht, und auch die Bundesregierung sprach sich damals schon für Handynutzung im Flugzeug aus. Einheitliche Standards gibt es jedoch immer noch nicht, auch wenn der EU-Verkehrskommissar erst kürzlich den Fluggesellschaften die letzte Entscheidung überlassen hat. International könnte es Klarheit geben, wenn die US-Regulierungsbehörde FCC auf ihrer Sitzung am heutigen 12. Dezember 2013 über die weitergehende Erlaubnis der Handynutzung entscheidet. Aber schon jetzt ist abzusehen: Die Fluggesellschaften lassen auch in Zukunft nicht alles zu, was ohne Sicherheitsbedenken möglich ist.
Piloten berichten von Störungen wegen Geräten von Passagieren
Rein technisch ist die Sache klar: Alle elektronischen Geräte emittieren elektromagnetische Strahlung. Mal stärker, wie ein Handy mit maximal 2 Watt. Mal schwächer, wie ein WLAN-Sender mit rund 100 Milliwatt. Oder auch ganz schwach, wie ein MP3-Player. Die Navigationsgeräte der Flugzeuge, die zur sogenannten Avionik zählen, müssen jedoch elektromagnetische Signale empfangen und verarbeiten. Ebenso wie die Zahl der elektronischen Geräte, die Flugzeugpassagiere mit an Bord bringen, seit Jahren zunimmt, wird auch die Bordelektronik immer komplexer.
"Es gibt zahlreiche Berichte von Piloten über Störungen wichtiger Geräte, die von Passagierelektronik hervorgerufen wurden", sagt Peter Ladkin, Professor für Rechnernetze und verteilte Systeme an der Universität Bielefeld. Die Bordelektronik verändere sich und die Passagiere hätten ständig neue Geräte. Hinzu kommt: Wenn es Defekte am Bordnetz oder an Geräten der Fluggäste gibt, können ganz unerwartete Probleme auftauchen. Es sei unmöglich, sämtliche Kombinationen zu testen, sagt Ladkin.
Störfälle lassen sich nicht reproduzieren
Unmöglich scheint aber auch, den gemeldeten Störungen mit wissenschaftlichen Methoden auf den Grund zu gehen. Die Nasa führt ein Berichtssystem für Flugsicherheit, das auch Störungen durch Handys, Laptops und weitere Geräte erfasst. So wie auf einem Flug mit dem Regionaljet CR200, bei dem ein iPhone im Standby-Modus offensichtlich die Kompassanzeige durcheinanderbrachte. Der Flugzeughersteller Boeing untersuchte in den neunziger Jahre mehrere solcher Vorfälle, konnte aber nie einen direkten Zusammenhang zwischen den Geräten und den Störungen der Bordelektronik reproduzieren.
Damals tauchte das Problem sogar in einer Simpson-Folge auf, als Bart Simpson mit seinem Gameboy die Flugzeug-Triebwerke abschaltete. Auch das Luftfahrt-Bundesamt erfasst in einer Datenbank Störungen im Flugverkehr. Dort finden sich jedoch keine Störungen, die "eindeutig" auf Passagierelektronik zurückgeführt werden können, wie es auf Golem.de-Anfrage hieß. Bei der Lufthansa würden bislang keine "nennenswerten" Probleme mit elektronischen Geräten registriert, teilte die größte deutsche Fluglinie auf Anfrage mit.
Ist das Benutzungsverbot also völlig überflüssig? Dafür spricht auch, dass einer aktuellen US-Umfrage zufolge 30 Prozent aller Passagiere angeben, während des Fluges ein elektronisches Gerät nicht ausgeschaltet zu haben. Dabei sind es die stark strahlenden Smartphones, die am häufigsten eingeschaltet bleiben. Auch wüssten mehr als 40 Prozent der Passagiere nicht, wann sie genau ihre Elektronik ausschalten müssten. Sollte von den Handys und Laptops tatsächlich eine Gefahr für den Flugbetrieb ausgehen, hätte es offenbar wesentlich mehr Störfälle geben müssen.
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Flugzeughersteller sehen keine Probleme |
Ob die sich jetzt am Telefon oder mit ihrem Sitznachbarn profilieren, macht für dich...
Aber mal angenommen ich möchte während den 12 Stunden bei Golem mal die neusten...
Die Elektronik von Zügen, Autos oder Schiffen hält das aus. Das die Propaganda vom...
Richtig, das haben alle Studien bestätigt. Deswegen soll ja auch das Telefonieren...