Flucht vor Mister X: So findet man seine Follower auf Bluesky und Mastodon wieder

Fast ein Jahr ist seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk vergangen. Heute ist es kaum wiederzuerkennen - und das nicht nur, weil Musk den blauen Vogel im Logo durch ein X ersetzt hat. Entsprechend suchen viele Nutzer ein neues digitales Zuhause, das näher am Kurznachrichtendienst von früher ist.
Als die beiden populärsten Alternativen zu dem sozialen Netzwerk, das früher mal Twitter hieß, haben sich mittlerweile Bluesky und Mastodon herauskristallisiert - zumindest solange Metas Threads in Europa noch nicht gestartet ist .
Beide Netzwerke setzen auf unterschiedliche dezentralisierte Protokolle. Bluesky, das vom Twitter-Gründer Jack Dorsey unterstützt wurde, verwendet das eigens entwickelte AT-Protokoll. Das bereits 2016 vom deutschen Entwickler Eugen Rochko gestartete Mastodon setzt auf Activity Pub. Diese dezentralen Netzwerke aus separaten Betreibern und Instanzen bilden das Fediverse.
Aber weil soziale Netzwerke alleine keinen Spaß machen, braucht man Accounts, denen man folgen kann - idealerweise möglichst viele von denen, die bislang auf Twitter lesenswerte Artikel und schmunzelige Memes geteilt haben. Ein kostenloses Tool erleichtert es, sie auf Mastodon und Bluesky wiederzufinden.
Mit einem Login ins Fediverse
Mit dem Fedifinder(öffnet im neuen Fenster) gibt es aber eine praktische Lösung, die für Mastodon, Bluesky und Threads gleichermaßen funktioniert. Das Hobbyprojekt des Entwicklers Luca Hammer(öffnet im neuen Fenster) benötigt nur einen Lesezugriff auf das X-Konto und mitunter ein paar geduldige Klicks, um seine Following-Liste auf einer der Alternativen nachbauen zu können.
Nach einer Anmeldung über den X-Account lassen sich die gesamten Followings (also diejenigen Accounts, denen man folgt) oder ausgewählte Listen nach Gegenstücken im Fediverse durchsuchen. Heraus kommt dabei eine Liste mit Accounts, die man von Twitter kennt und denen man nun auf Mastodon, Bluesky oder Threads erneut folgen kann.
Wie viel größer Twitter trotz aller Fluchtbewegungen noch ist, wird dabei auch klar. Beim Schreiben dieser Anleitung fanden wir so von mehr als 4.000 gefolgten Accounts knapp über 516 im Fediverse wieder, davon 217 auf Bluesky und 208 Accounts auf Metas Threads. Die instanzübergreifende Liste der gefundenen Profile lassen sich als CSV- oder JSON-Datei exportieren.
Elon Musk ist kein Kommunist
Der CSV-Export spart besonders dann wertvolle Lebenszeit und Hunderte Klicks, wenn man seine Filterblase zu Mastodon migrieren möchte. In das Activity-Pub-Netzwerk lassen sich die Listen nämlich bequem über die Weboberfläche(öffnet im neuen Fenster) importieren. Achtung: Nach dem Hochladen wird den Profilen automatisch gefolgt, eine zweite Prüfung ist nicht mehr möglich. Für Bluesky und Threads gibt es momentan noch keine bessere Option, als sich Link für Link die Profile aufzurufen und händisch auf den Follow-Button zu klicken - schlimmstenfalls ein paar Hundert Mal.
Dabei sind die Ergebnisse allerdings keine Garantie für einen Volltreffer. Es werden lediglich Accountnamen abgeglichen - je einzigartiger der Name, desto höher die Trefferwahrscheinlichkeit. Etwas aufpassen muss man aber bei Parodien echter Accounts. So hat Elon Musk selbstverständlich weder(öffnet im neuen Fenster) einen Account bei Bluesky noch(öffnet im neuen Fenster) auf einer kommunistischen Mastodon-Instanz.
Das Ende der API
Da X schon vor der Umbenennung seine kostenfreie API eingeschränkt hat , wurden damit auch einige Fluchtmöglichkeiten für wechselwillige Nutzer blockiert. Eine erste Welle an Tools wie Movetodon sind dadurch praktisch tot(öffnet im neuen Fenster) . Dass Fedifinder auf Dauer funktioniert, ist also nicht sichergestellt.
Genau deshalb ist laut Fedifinder-Entwickler Hammer auch der Login mit Lesezugriff nötig. Außerdem können so auch Inhaber eines nicht-öffentlichen Accounts den Fedifinder nutzen. Wer dem Braten dennoch nicht traut, findet den Code des Fedifinder auf Github(öffnet im neuen Fenster) , um einen eigenen Server zu betreiben.
Auf Veränderung haben sich Twitter-Nutzer seit der Übernahme durch Elon Musk auch abseits des Namens eingestellt: Die Plattform machte kürzlich Tweetdeck kostenpflichtig , soll unliebsame Links drosseln und eine Abschaffung der Blockier-Funktion erwägen. Eine klare Antwort darauf, wie es langfristig mit X weitergeht, wird man trotz wiederentdeckter Followings deshalb wohl weder auf Bluesky noch auf Mastodon finden.



