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Flattr macht dicht: Die Micropayments haben sich endgültig ausgeflattert

Der Trinkgeld-Dienst des Pirate-Bay -Gründers wollte das Bezahlen für Inhalte im Internet revolutionieren. Jetzt wird Flattr endgültig eingestellt.
/ Daniel Ziegener
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Flattr, flattr, flapp, flapp. (Bild: Annie Spratt/Collage Golem.de)
Flattr, flattr, flapp, flapp. Bild: Annie Spratt/Collage Golem.de

Vom Internet-Trinkgeld zum Adblock-Bezahldienst: Nach mehr 14 Jahren und einigen Wandlungen wurde Flattr nun endgültig eingestellt. Auf der Webseite des Dienstes erscheint nur noch ein Abschiedsbrief an die verbliebene Community.

Es sei "an der Zeit, sich von unserer Mikrospendenplattform zu verabschieden, einer Plattform, die die Unterstützung für Kreative neu definiert und den Geist von Einfallsreichtum und Großzügigkeit verkörpert hat." So heißt es auf der Webseite von Flattr schon seit dem 8. Januar 2024(öffnet im neuen Fenster) .

Es ist eine Ankündigung, von der kaum jemand etwas mitbekommen haben dürfte. Groß bekannt gemacht hat Flattr selbst sein eigenes Ende nicht. Der letzte Tweet vom offiziellem X-Account(öffnet im neuen Fenster) vermeldete lediglich die Behebung eines Serverausfalls im März 2021: "We are up and running again."

Bezahldienst mit wechselhafter Geschichte

Das Konzept von Flattr sah ursprünglich vor, dass Besucher von Webseiten die Inhalte über den Klick auf einen Flattr-Button mit einem Kleinstbetrag finanziell unterstützen können. Das Konzept wurde 2010 von Peter Sunde, dem Gründer der Torrent-Trackers Pirate Bay, vorgestellt .

Sunde zog sich bereits Ende 2010 aus dem Aufsichtsrat von Flattr zurück , arbeitete aber weiter für das Unternehmen. 2017 wurde Flattr vom Adblocker-Anbieter Eyeo übernommen .

Zuletzt versuchten die neuen Eigentümer, ihr eigenes Geschäftsmodell von dem mit Flattr zu verbinden - über ein Konzept, das Peter Sunde bereits 2016 vorgestellt hatte .

"Auch wenn dieses Kapitel nur kurz war, so war es doch von unserem unermüdlichen Engagement geprägt, Ihre Bedürfnisse zu erfüllen und neue Wege zu beschreiten" , heißt es auf der Webseite von Flattr.

An die Stelle von Flattr sind mittlerweile Abonnement-Plattformen wie Patreon und die deutsche Alternative Steady getreten - mit weltweit deutlich größerem Erfolg. Selbst Plattformen wie Github implementieren das Crowdfunding per Patreon .

Ein paar Euro Trinkgeld für Journalismus

Golem.de probierte Flattr vor zehn Jahren selbst als alternatives Finanzierungsmodell für Journalismus im Internet aus - mit einem ernüchternden Ergebnis . Von den damals rund 1,5 Millionen monatlichen Besuchern unserer Webseite nutzten gerade einmal 460 Flattr. Verschwindend geringe 0,03 Prozent aller Besucher haben für Beiträge tatsächlich mit Flattr bezahlt.

Auch die Berliner Tageszeitung Taz bot Flattr lange über eine grüne Schaltfläche unter Artikeln auf ihrer Webseite an. Der letzte Einnahmenbericht(öffnet im neuen Fenster) , in dem die Plattform erwähnt wird, stammt aus dem Januar 2018. Damals verbuchte die Taz Einnahmen in Höhe von 39,69 Euro über Flattr - gegenüber 75.201,98 Euro von anderen Quellen.

In ihrer Abschiedsnachricht betonten die Reste des Flattr-Teams ihren "tiefsten Dank" an die Nutzer: "Jede eurer Spenden war ein Beweis für euer Vertrauen in die Kreativität."


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