Fit durch Strom: US-Militär testet elektrische Hirnstimulation

Damit Soldaten bei drögen Arbeiten wie der Auswertung von stundenlangen Drohnenvideos wach bleiben, testet das US-Militär den Einsatz elektrischer Ströme zur Aufmerksamkeits- und Leistungssteigerung. Mit Elektroschocks hat das nichts zu tun.

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Menschliches Gehirn (Symbolbild): nach Stunden so aufmerksam wie am Anfang
Menschliches Gehirn (Symbolbild): nach Stunden so aufmerksam wie am Anfang (Bild: American Heart Association)

Diese Entwicklung gibt der Redewendung, eine Person stehe unter Strom, eine ganz neue Wendung: Die US-Luftwaffe will müde Soldaten künftig mit Strom wach halten.

Stundenlange Videos von Drohnen oder aus anderen Aufklärungsquellen auszuwerten, ist eine ermüdende Aufgabe, die aber dennoch von demjenigen, der damit vertraut ist, ein hohes Maß an Aufmerksamkeit erfordert. Damit die Soldaten dabei nicht einschlafen, will das US-Militär sie mit einer Methode aus der Medizin wach halten: Das Gehirn soll mit elektrischem Strom stimuliert werden.

Keine Elektroschocks

Dabei wird das Gehirn über Elektroden, die außen am Kopf angelegt werden, mit elektrischen Impulsen stimuliert. Diese Methode wird auch in der Medizin angewandt. Psychiater etwa behandeln auf diese Weise schwere Depressionen. Mit der groben Elektroschockbehandlung früherer Zeiten hat das jedoch nichts zu tun: Die elektrischen Ströme sind nur sehr schwach. Es wird zehn Minuten lang 1 Milliampere angelegt.

Erste Tests im Air Force Research Laboratory auf dem Luftwaffenstützpunkt Wright-Patterson im US-Bundesstaat Ohio hätten bereits positive Ergebnisse gezeitigt, berichtet die Tageszeitung Boston Globe. Die Ergebnisse zeigten, dass sich Aufmerksamkeit und Wachsamkeit verbessert hätten.

Wie in der ersten Minute

Probanden, deren Gehirne auf diese Weise stimuliert worden seien, hätten konsistent gleiche Leistung erbracht, sagte Andy McKinley, ein an den Tests beteiligter Forscher. Nach der Hirnstimulation seien sie auch nach Stunden noch so aufmerksam gewesen wie in der ersten Minute.

Bei den Tests geht es auch darum, mögliche Nebenwirkungen zu erkunden: Eine Vergleichsgruppe bekam zum Wachbleiben Koffein und zeigte die üblichen Nebenwirkungen wie Nervosität, erhöhte Herzfrequenz oder einen rapiden Einbruch, wenn das Koffein aufhört zu wirken. Diese blieben bei den Elektro-Probanden aus. Es seien lediglich in Einzelfällen leichte Hautreizungen durch die Elektroden sowie ein leichter und kurzer Kopfschmerz aufgetreten.

Ein und aus

Trotz der guten Ergebnisse der Tests rät William "Scott" Killgore, Psychologe an der Harvard Medical School, zur Vorsicht: Das Verfahren sei noch nicht sehr genau, sagte er dem Boston Globe. Das Problem sei, dass durch die Stimulation eines Gehirnareals die Aktivität in anderen verringert werde. "Das Schwierige ist, zu wissen, welche Bereiche man ein- und welche man ausschaltet."

Dem US-Militär geht es darum, die Aufmerksamkeit zu erhöhen sowie die kognitive Leistungsfähigkeit zu verbessern. Beim Auswerten von Überwachungsvideos, auf denen kaum etwas passiert, kann die Aufmerksamkeit schon nach 20 Minuten nachlassen. Das Personal kämpfe jeden Tag gegen Ermüdungserscheinungen, berichtet Justin Nelson, ein anderer an dem Programm beteiligter Forscher.

Am Ende sollen bei dem Projekt Elektroden herauskommen, die einfach anzulegen sind und für einen Teil der Soldaten zur Standardausrüstung gehören sollen. Eine zivile Nutzung ist nicht beabsichtigt.

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