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Fehler Nummer 5: Die Wirklichkeit selektiv wahrnehmen

Menschen erinnern sich lieber an ihre Erfolge als an Niederlagen. So geht es auch Anlegern. Wer denkt schon gern an sein Desaster mit der Telekomaktie, an seine Verluste mit Investments am untergegangenen Neuen Markt der Frankfurter Börse oder daran, es verpasst zu haben, Aktienfonds zu kaufen, als die Kurse noch viel niedriger waren?

"Wir blenden aus, was nicht in unser Weltbild passt. Je mehr man von sich überzeugt ist, desto mehr stellt das Scheitern eine Gefahr für das Selbstbild dar," warnt Fondsexperte Masarwah. Das könne dazu führen, dass Informationen selektiv verarbeitet werden: Anleger nehmen das auf, was sie in ihrer Meinung stützt, und blenden aus, was ihrer Auffassung widersprechen könnte.

In diese Falle tappen Anleger vor allem dann, wenn sie mit ihren Investitionen danebengegriffen haben, zum Beispiel mit Themenfonds . Sie suchen dann regelrecht nach Informationen, die ihre Annahmen und Anlagestrategien bestätigen. Aus der Falle können sie nur herauskommen, wenn sie sich genau beobachten, ihr Verhalten daraufhin überprüfen und bewusst Informationen aufnehmen, die ihre Entscheidungen infrage stellt.

Fehler Nummer 6: Sich von heißen Aktientipps locken lassen und vermeintlichen Beratern glauben

Als zur Jahrtausendwende der Neue Markt boomte, machten Aktientipps die Runde. Doch viele Internetbuden, mit deren Aktien Millionen Bundesbürger spekulierten, gingen später schnell pleite. An der Flut von Aktientipps hat sich nicht viel geändert, nur dass sie nun vor allem über die sozialen Netzwerke, Whatsapp-Gruppen oder bestimmte Finanzportale weitergereicht werden.

"Früher folgten wir als Jäger und Sammler dem Alphatier, jetzt folgen wir gern Gurus, die uns Tipps zur Geldanlage geben – erst recht, wenn diesen noch andere folgen. Das ist Herdentrieb," sagt Naumer. Er rät, sich stets zu fragen: "Warum empfiehlt mir jemand etwas? Was verbirgt sich hinter einem Tipp?"

Vorsicht geboten ist auch bei Anlagegesprächen in einer Bank. Verbraucherschützer warnen davor, einem jovial lächelnden Berater in einer Volksbank, einer kundig wirkenden Wertpapierspezialistin in einer Privatbank oder einer stets freundlichen Mitarbeiterin in der Sparkasse zu vertrauen.

Wer irgendwelche Fonds, Zertifikate oder fondsgebundene Rentenversicherungen von einem bestimmten Anbieter empfiehlt, hat fast immer von seinem Arbeitgeber Vorgaben bekommen, spezifische Anlageprodukte zu verkaufen, die Provisionen bringen und Kunden hohe Kosten bescheren. Hohe Kosten sind jedoch ein entscheidender Renditekiller bei der Geldanlage.

Tipp: Ein Anlagetagebuch führen

Wer den Kick braucht und auf heiße Tipps und Einzelaktien setzt, sollte ehrlich Bilanz ziehen und zumindest ein Anlagetagebuch führen. Darin wird festgehalten, warum man was wann gekauft und verkauft hat, einschließlich Kosten sowie Gewinn oder Verlust.

Das hilft, sich über die eigenen Motive der Anlageentscheidungen klarzuwerden und eigene Fehler zu erkennen. Dann stellt sich schnell heraus, ob es sich gelohnt hat, Aktien mehr oder weniger willkürlich herauszupicken oder mit Fonds auf Modethemen zu setzen – oder eben nicht.


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