Wie Faustregeln beim Rechnen weiterhelfen
Faustregel eins: "Wer als junger Mensch zehn bis 15 Prozent des Nettoeinkommens spart, bewegt sich einigermaßen auf der sicheren Seite. Verändern sich die Lebensumstände, kann man dies ja wieder ändern," sagt Larisch. Diese Rechnung geht aber nur auf, wenn dynamisch gespart wird, heißt: "Mit den hoffentlich jährlichen Einkommenssteigerungen wird dann bei einem Sparanteil von zehn bis 15 Prozent automatisch auch mehr zurückgelegt, um die Inflation auszugleichen."
Faustregel zwei: Vom gesamten Alterseinkommen ohne Steuerabzüge und gegebenenfalls fällige Sozialabgaben ein Alterseinkommen netto abzuleiten, kann im Detail schwierig werden, vor allem, wenn es um die Steuerabzüge geht. Hier lässt sich hilfsweise Regel Nummer zwei heranziehen: ein Drittel bis ein Viertel vom Alterseinkommen abziehen, um auf die Summe in netto zu kommen. "Das ist aber nur eine sehr grobe Schätzung, weil bei höheren Einkommen die Steuerprogression zuschlägt und privat Krankenversicherte womöglich mit hohen Beiträgen belastet sind," sagt Larisch.
Faustregel drei: Auf die Frage, was für ein Einkommen im Alter vorhanden sein sollte, lautet eine Antwort der Stiftung Warentest, dass "80 Prozent des letzten Nettogehalts zur Verfügung stehen sollten." Aber auch das kann je nach Ausgabeverhalten stimmen oder nicht.
Was in der Bank oder beim Versicherungsvertreter passieren kann
So wie Rock oder Hose die richtige Größe haben sollten, müssen auch die gewählten Anlageprodukte passen, um eine Vorsorgelücke auszugleichen. Doch oft scheint dies nicht der Fall zu sein.
95 Prozent der von Finanzvertrieben und Geldinstituten angebotenen Produkte für die Altersvorsorge und die Geldanlage "waren nicht im besten Kundeninteresse." Das zeigte eine Untersuchung der Marktwächter Finanzen der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg (PDF)(öffnet im neuen Fenster) .
Die Analyse stammt zwar aus dem Jahr 2015. Verbraucherschützer Larisch hat in seinen Beratungsstunden die Erfahrung gemacht, dass sich daran nichts geändert hat: "Wenn ich mir anschaue, was Banken Verbrauchern empfohlen haben, die zu mir kommen, bekomme ich das kalte Grausen." Er sagt: "Es gibt in den Bankfilialen keine Beratung, weil viel zu wenig auf die persönlichen und individuellen Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden eingegangen wird."
Vielmehr werde eine Vorsorgelücke "als Einfallstor genutzt, um den Verkauf von Anlageprodukten voranzutreiben, die den Banken Provisionen bringen." Er rät stattdessen, sich selbst um seine Geldanlage zu kümmern oder sich von einem Honorarberater oder einer Verbraucherzentrale beraten zu lassen.
Thomas Öchsner(öffnet im neuen Fenster) ist seit mehr als 30 Jahren Finanzjournalist und war leitender Redakteur in der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung.



