Filmkritik Ready Player One: Der Videospielfilm mit Nostalgiemacke
Steven Spielbergs Ready Player One ist eine Buchadaption - und die Videospielverfilmung schlechthin. Das liegt nicht nur an prominenten Statisten wie Duke Nukem und Chun-Li. Neben Action und Popkulturreferenzen steht im Mittelpunkt ein Konflikt zwischen leidenschaftlichen Gamern und gierigem Branchenriesen. Etwas Technologieskepsis und Nostalgiekritik hätten der Handlung jedoch gutgetan.

Der DeLorean mit Fluxkompensator liefert sich ein enges Straßenrennen mit Shotaro Kanedas Motorrad aus dem Anime Akira. Über ihnen klettert King Kong am Wolkenkratzer, vor ihnen stampft der Tyrannosaurus Rex aus Jurassic Park. Obwohl diese spektakulär animierte Actionszene von Monstern und Fahrzeugen aus Filmklassikern bevölkert wird, ist Ready Player One zuallererst die Verfilmung eines Videospiels - das es gar nicht gibt.
- Filmkritik Ready Player One: Der Videospielfilm mit Nostalgiemacke
- Unterschiedliche Hardware, gleiches Spielerlebnis
Im Jahr 2045 verbringen Menschen den Großteil ihres Alltags in der virtuellen Umgebung Oasis. Ein Cyberspace voll abwechslungsreicher Welten, die Nutzer per VR-Brillen betreten, um ihrer tristen Realität zu entfliehen. Im wahren Leben hausen die meisten von ihnen auf Schrottplätzen einer dystopischen Erde. So auch der Teenager Wade Watts, der eigentlich in einem hochhausgroßen Stapel verwitterter Wohnwagen lebt. Als digitaler Avatar Parzival jagt er hingegen nach dem heiligen Gral beziehungsweise dem goldenen Easter Egg des verstorbenen Oasis-Erfinders James Halliday. Wer als erstes drei kryptische Rätsel als Spiel im Spiel löst, soll laut Testament die alleinige Herrschaft über die Onlinewelt erlangen.
Mit Chucky und Spartans gegen Werbe-Pop-ups
Davon träumen auch die Vorstandsmitglieder des Unternehmens Innovative Online Industries (IOI), angeführt vom skrupellosen Firmenboss Nolan Sorrento. Der schickt eine ganze Armee Zwangsarbeiter in die Oasis, um an die drei Schlüssel zu kommen, das Programm dann mit Werbe-Pop-ups zu tapezieren und jede andere erdenkliche Form der Kommerzialisierung unterzubringen. Nicht nur hier erkennen wir in Ready Player One eine Parabel auf das Verhältnis zwischen Gamer-Communitys und großen Spiele-Publishern. Onlinekrieger, die sich zusammentun, um in Internetforen und auf Videoplattformen ihren Unmut über den Einsatz von Lootboxen, Mikrotransaktionen und sonstigen Bezahlinhalten kundzutun, sind bekanntlich längst keine Science-Fiction mehr - im Film aber eben als visuell aufregende Fantasy-Schlacht dargestellt.
Entwickler Halliday ist in dieser Konstellation der idealistische Liebhaber - von Spielern als Ikone vergöttert, als Mensch jedoch komplett in seiner Arbeit verloren, mit Hang zur Selbstaufgabe. Entsprechend dominant spiegeln sich seine Interessen in der Oasis wider. Die futuristische Neuauflage von MMOs wie Second Life ist von starken Einflüssen all jener Popkultur durchzogen, die ganz besonders Hallidays Jugend geprägt haben. Dabei handelt es sich größtenteils um 80er-Jahre-Referenzen auf Bücher, Filme, Musik und Games, die heute über Nerdkreise hinaus immer noch Legendenstatus innehaben. Hier und da begegnen Freddy Krueger, Chucky die Horrorpuppe und Co. aber auch später geborenen Figuren wie den Spartans aus Halo oder dem Giganten aus dem All.
Nur wenige dieser Anspielungen und Cameos drängen als Teil der Handlung in den Vordergrund und dann passen sie stets sehr gut. In zahlreichen Szenen sind so viele Kleinigkeiten zu entdecken, dass Fans Freude am mehrmaligen Gucken und Suchen haben dürften, nicht nur was die 80er angeht. Zuschauer brauchen allerdings nicht jede der Vorlagen und deren Charaktere zu kennen, um von Ready Player One gut unterhalten zu werden.
Während sich der Roman als Nerd-Almanach häufig selbst etwas im Wege steht, weil dessen notorische Referenzenaufzählung in aller Ausführlichkeit oft gezwungen wirkt, setzt der Film in der Oasis mehr auf flotten Spaß und Leichtigkeit. Genauso schnell wie Turtles, Commander Shepard und Hello Kitty während dynamischer Kamerafahrten durch vollgepackte Szenenbilder leicht übersehen werden, wechseln die Dialoge ohne speziellen Fokus durch alle erdenklichen Popkulturthemen. Das Verständnislevel bleibt dabei recht massentauglich. Was exotischere Erwähnungen für Nerds angeht, ist Buckaroo Banzai hier schon das Höchste aller Dinge. Dem Tempo der Erzählung tut das aber gut und ein ganzes Geeklexikon als Film hätten wir uns bei aller Liebe für den Roman auf keinen Fall gewünscht.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Unterschiedliche Hardware, gleiches Spielerlebnis |
- 1
- 2
Da es bisher noch niemand gesagt hat: Das Buch war besser! Der Film hat eigentlich nur am...
Was bitte soll mir deine Wall-of-Text sagen?
Ich war gestern in der 2D - Version im Kino. Vielleicht mal ein vernünftiges Kino aufsuchen.
Der Trailer hat mehr versprochen als der Film dann zeigte. Der Trailer war atmosphärisch...
Dass in Star Trek die Aliens wie Menschen aussehen, hat schlicht und einfach nur...