Fernsehen: 5G-Netz wird so wichtig wie Strom und Wasser
Ein 5G-FeMBMS-Sendernetz für die Fernsehverbreitung sorgt für Aufsehen, noch bevor man weiß, ob es funktioniert. Wie Rundfunkübertragung und Mobilfunk zusammenkommen können, wurde auf den Medientagen München besprochen.

Die 5G-Infrastruktur werde zukünftig von so zentraler gesellschaftlicher Bedeutung sein wie Strom und Wasser. Das sagte Roland Beutler (PDF), zuständig für Strategien der Programmverbreitung beim Südwestrundfunk, am 24. Oktober 2018 auf den Medientagen München. Die Mediennutzung sei einer der entscheidenden 5G-Anwendungsbereiche, setze jedoch flexible Netze mit Rückkanalfähigkeit, unterschiedlichen Übertragungsmodi wie Unicast, Multicast und Broadcast sowie intelligentem Routing zwischen verschiedenen Netzen voraus.
Daraus entstünden konkrete Anforderungen an Standardisierung, Netzausbau und Regulierung. Massive Investitionen in den Glasfaserausbau in Deutschland seien eine der logischen Konsequenzen.
Es müssten darüber hinaus auch Grundfragen wie die Wahrung der Netzneutralität und die Refinanzierung der Kosten für den Netzausbau geregelt werden. Eine mögliche Regulierung der Bundesregierung könne darin bestehen, klare Versorgungsauflagen für Deutschland festzulegen und den Investierenden einen günstigen Zugang zum Frequenzspektrum zu ermöglichen.
5G-Fernsehen und Apps als Gatekeeper
Für problematisch hält Beutler auch das zunehmende Bestreben der Endgerätehersteller, den Nutzer bereits am ersten Zugriffspunkt im Endgerät durch Apps und spezielle Menüführungen gezielt zu ausgewählten Programmangeboten zu leiten. Smart-TV-Geräte, SIM-Karten der Netzbetreiber und aktuelle Endgerätetechnologien wie Amazons Alexa hätten inzwischen eine klare Gatekeeping-Funktion, die den Interessen der Rundfunkanbieter unter Umständen zuwiderlaufen könne. Eine entsprechende Regulierung der Endgeräte sei hier eine geeignete Möglichkeit, den Nutzern auch in Zukunft einen transparenten und direkten Zugang zu linearen und nichtlinearen Rundfunkinhalten zu ermöglichen.
Das Forschungsprojekt 5G TODAY in Bayern untersucht das Potenzial von 5G im Bereich der Verbreitung von Medieninhalten. Zu den Partnern des Konsortiums zählen der Antennenhersteller Kathrein sowie der Messtechnikspezialist Rohde & Schwarz. Entwickelt und geleitet wird das Vorhaben vom Institut für Rundfunktechnik (IRT) aus München. Assoziierte Partner sind die Telefónica Deutschland und der Bayerische Rundfunk, der das 5G-FeMBMS-Sendernetz auf seinen Senderstandorten betreiben will. Ende 2018 sollen erste Testausstrahlungen möglich sein. Der Modus FeMBMS (Further evolved Multimedia Broadcast Multicast Service) erlaubt die simultane Verteilung identischer Medieninhalte an eine Vielzahl von Empfängern auch über größere Distanzen. Damit muss nicht mehr von jedem einzelnen mobilen Endgerät eine eigene Internetverbindung zum Sender hergestellt werden. Die Inhalte können über den kombinierten Rund- und Mobilfunk über das 5G-Netz empfangen werden.
Deutlich kleinzelligere Netze
Gerald Huber, 5G Senior Program Manager bei Telefónica, relativierte in München die vermeintliche Harmonie zwischen Rundfunkanbietern und Mobilfunknetzbetreibern: "Wir möchten zunächst untersuchen, wie die 'High-Tower-High-Power'-Datenübertragungen in 5G richtig zu nutzen sind. Aus jetziger Sicht benötigt der Mobilfunk deutlich kleinzelligere Netze, um unser 5G-Angebot in der gewünschten Qualität unseren Kunden zur Verfügung zu stellen. Projekte wie 5G Today sollen uns deshalb dabei helfen, die Technologie besser zu verstehen", sagte Huber.
Holger Meinzer, Vorstandsmitglied der Deutschen TV Plattform, betonte: "5G ist für den Rundfunk natürlich eine Riesenchance, lineare wie nichtlineare Inhalte gleichermaßen in einer terrestrischen Verbreitungstechnologie auf alle Endgeräte zu bringen." Aber die Interessenlage sei divers: Während öffentlich-rechtliche Anbieter an einem beschränkungsfreien Zugang ohne SIM-Karten interessiert seien, wollten private Anbieter alle Vorteile des Targeted Advertising an klar definierte Zielgruppen optimal ausnutzen, sagte Meinzer.
Die Herausforderung bestehe dabei am wenigsten bei den Endgeräten, die schon bald und in vielfältiger Ausprägung verfügbar seien, sondern bei den Erlösmodellen. Schließlich hätten die bisherigen Mobilfunkstandards 4G und 3G bereits Broadcastdienste technologisch unterstützt, diese seien aber mangels funktionierender Modelle der Zusammenarbeit nicht eingeführt worden.
Bei der weiteren zeitlichen Ausgestaltung der 5G-Einführung seien vor 2025 keine den heutigen Rundfunkinfrastrukturen vergleichbare Netzdimensionen zu erwarten. Jüngst erworbene DAB+- und DVB-T2-Geräte könnten also noch lange weiter genutzt werden und den Anbietern gebe das etwas Zeit.
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...bis dann 6G kommt, und dann 7G und dann 8G. Also hört auf so einen Geschiss um 5G zu...
Alle behaupten immer, es würde alles sterben. Radio hat die Zeitung gekillt, Kino das...
...nicht dass es so wichtig wird wie das Schlafen und das Fortpflanzen und das Verdauen...
Möglich, vielleicht aber auch nur, weil die Files dann zu groß werden. Man bedenke, sind...
So schlimm ist das aber auch nicht, mir reicht 3G völlig aus Schön wäre ja wenn man Edge...