Ferngesteuertes Auto ausprobiert: Wenn 4G für das Autofahren nicht ausreicht
Der Carsharing-Anbieter Elmo zeigt uns seine Lösung für ferngesteuertes Fahren in Städten und stößt dabei an die Grenzen der deutschen Mobilfunknetze.

Die Botschaft der Republik Estland ist ein hübscher Altbau und liegt einen Katzensprung vom Berliner Tiergarten entfernt. Hier befand sich für einen Junitag die Steuerungszentrale des neuen Geschäftsmodells von Elmo. Der Carsharing-Anbieter mit einer Flotte von rund 140 Elektroautos in der estnischen Hauptstadt Talinn und der zweigrößten estnischen Stadt Tartu will einen Teil seiner Fahrzeuge auf Fernlenkung umrüsten und hat seinen Prototyp nach Berlin gebracht.
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Dieser besteht aus zwei Komponenten: einem umgerüsteten Nissan Leaf, der mit Kameras, Rechner, Funktechnik sowie einem Mikrofon ausgestattet ist, und einem PC samt Gamingzubehör und Breitbildmonitor für die Steuerung.
Der Nissan Leaf steht einige Kilometer weiter auf dem Gelände des ehemaligen Flughafen Tegel und ist aus Sicherheitsgründen mit dem Technikchef von Elmo besetzt - auf dem Beifahrersitz. Wir können aus der Ferne in das Cockpit schauen und schließlich sogar die Steuerung übernehmen. Bis es soweit ist, müssen jedoch noch einige Hürden genommen werden. Während die Techniker im Hintergrund hektisch über die fehlende Verbindung zum Auto beraten, erklärte CEO Enn Lansoo seine Vision für den neuen Service.
"Wir wollen einen Car-Sharing-Dienst anbieten, bei dem die Kundschaft das Elektroauto direkt vor die Haustür geliefert bekommt, dann damit fährt und es zum Beispiel in einem Wald abstellen kann. Wir übernehmen dann das Steuer aus der Ferne, bringen es zur Ladestation, laden es auf und fahren es zum nächsten Einsatzort."
Elmo profitiert von einer Gesetzeslücke in Estland: Ein Fahrzeug muss von einem realen Menschen gelenkt werden, es ist jedoch nicht festgelegt, wo sich dieser befindet. So konnte das Unternehmen seine ersten Tests ziemlich schnell auf öffentlichen Straßen durchführen und Daten sammeln. Dabei stieß man auf einige Hindernisse. So reflektierten beispielsweise hohe Gebäude das Funksignal und verursachten Verbindungsprobleme - allerdings ohne, dass es zu Zwischenfällen kam. Elmo will solche Gebiete kartieren und die Lieferrouten entsprechend planen. In Berlin beträfe das beispielsweise auch Tunnel.
Für die Verzögerung unserer Pressedemonstration war ein anderes Problem verantwortlich: Weil Elmos Prototyp beidseitig auf das 4G-Mobilfunknetz angewiesen ist, braucht er eine stabile Verbindung und mindestens 5 Mbit/s an Bandbreite. Die gibt es am Tiergarten zu diesem Zeitpunkt nicht.
Schuld ist vermutlich die tragische Amokfahrt, die sich kurz zuvor ereignet hat und wegen derer etliche Touristen und Anwohner des Gebietes rund um Zoo und Tiergarten für erhöhte Last auf dem Netz von O2 sorgen. Nach einer halben Stunde und unter Nutzung etlicher verschiedener SIM-Karten können die Techniker aber erfolgreich Bilder aus dem Auto übertragen. Enn Laansoo atmet auf und bittet uns, den Prototypen testen.
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Echt jetzt? "Scheff, ich kann nicht auf Arbeit kommen, es Regnet".
Wollte das gleiche sagen... Vay hat wohl schon eine Sondergenehmigung für Hamburg und...
Du hast gesagt, es ist keine gute Lösung. Klingt / klang für mich schon danach. Weiß ich...
Ich Frage mich bis heute, wie sowas überhaupt ernsthaft von irgendwem aufgenommen wird...
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