Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Fahrbericht VW ID.7 Tourer GTX: Das dynamischste Vertreterauto mit Elektroantrieb

Volkswagen zeigt mit dem VW ID.7 GTX ein sportliches E-Auto im Kombi- und Limousinenformat. Die Pro S-Version liefert mit über 700 km die größte Reichweite aller ID-Modelle.
/ Dirk Kunde
203 Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)
Ror vor Grün: Wir sind den VW ID.7 Tourer GTX Probe gefahren. (Bild: Dirk Kunde)
Ror vor Grün: Wir sind den VW ID.7 Tourer GTX Probe gefahren. Bild: Dirk Kunde

Es sind perfekte Kontraste: Der rote VW ID.7 GTX Tourer und die grünen Wiesen, die blaue Langstrecken-Limousine Pro S und die roten Häuser. Nur der Kontrast zwischen sportlicher GTX-Version und strengen Tempolimits in Schweden passt nicht. Volkswagen hat im Großraum Stockholm eine Route gewählt, die vor allem über Landstraßen mit Tempolimit 70 km/h führt, teilweise sind es 50 km/h.

Daran hält man sich besser, denn alle paar Kilometer stehen Blitzer am Straßenrand. Doch das gemächliche Reisetempo macht es nicht einfach, die Verbesserungen am Fahrwerk und die Sportlichkeit des ID.7 GTX zu beurteilen.

Volkswagen bietet die elektrische Limousine und den Kombi, der Tourer heißt, als GTX-Variante an. Diese hat eine höhere Motorleistung beim Allradantrieb, die nutzbare Energie steigt von 77 auf 86 kWh. Mit der größeren Batterie und einem Heckantrieb schnürt Volkswagen zudem noch ein Langstreckenpaket. Die Version ID.7 Pro S liegt bei einer WLTP-Reichweite von 709 km.

Es gibt nicht viele E-Autos, bei denen eine 7 vorn steht, schon gar nicht in dieser Preisklasse: Die Pro S Limousine sowie der Kombi starten unterhalb von 60.000 Euro. Die GTX-Varianten beginnen bei 63.155 Euro (siehe Tabelle).

Komfortabler reisen

Optional bietet Volkswagen ein Plus-Paket (1.550 Euro) für die GTX-Varianten mit einer adaptiven Fahrwerksregelung (Dynamic Chassis Control, DCC). Dazu wertet ein Fahrdynamikmanager die Daten der Längs- und Querbewegungen aus. Im Zusammenspiel mit der elektronischen Differenzialsperre (XDS+), dem Allradregler sowie dem ESC-Sportmodus werden die Stoßdämpfer an die Fahrsituation angepasst.

Ziel ist es, den Insassen eine möglichst komfortable Fahrt bei sportlicher Fahrweise zu bieten. Das Chassis darf beim Bremsen nicht nach vorn nicken oder in Kurven schwanken. Unebenheiten der Fahrbahn werden elegant kaschiert. Eine Bewertung, ob sich das Paket lohnt, muss leider entfallen. Das geringe Tempo auf schwedischen Landstraßen lässt das nicht zu.

Komfort ist in dem 4,96 m langen E-Auto ein wesentliches Thema. Platz und Reichweite sind die beiden anderen.

Platz, Komfort, Reichweite

Man kann den ID.7 als inoffizielles Pendant zum VW Passat mit Verbrennungsmotor sehen. Das Modell spielt im Flottengeschäft seit Jahren eine wichtige Rolle und das soll in der Elektromobilität so bleiben. Wer beruflich viel unterwegs sind, legt Wert auf Reichweite und Komfort. Bei Familien kommt der Platzaspekt hinzu. Darum ist der Kombi hierzulande beliebt.

Allerdings bildet Deutschland eine Ausnahme. Nur ein Drittel des Tourer-Volumens dürfte im Ausland verkauft werden, so die Schätzung eines VW-Sprechers.

Der GTX-Punch

Mit dem Zusatz GTX übernimmt VW die Sportlichkeit der GTI-Varianten in die Elektromobilität. Die Ratio entscheidet sich beim Autokauf für den geräumigen Kombi, auch die Lust auf ein sportliches Auto wird befriedigt. Die VW-Ingenieure haben den Allradantrieb so abgestimmt, dass in den ersten Sekunden die volle Systemleistung abrufbar ist; sie nennen das den GTX-Punch.

Allradantrieb mit 250 kW

In der Front arbeitet ein 80-kW-Asynchron-E-Motor. Im Heck ist ein Synchronmotor mit 210 kW Leistung (APP 550) verbaut. Die Systemleistung liegt bei 250 kW und nicht in der Addition beider Werte. Damit beschleunigt der ID.7 GTX in 5,4 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.

Die Kombiversion benötigt eine Zehntelsekunde mehr. Bei Tempo 180 km/h ist für alle Varianten Schluss. Den GTX-Versionen hätte 200 km/h als Höchstgeschwindigkeit gut gestanden.

Doch vermutlich hat man darauf mit Blick auf die Reichweite verzichtet. Mit der 86 kWh fassenden Batterie kommt man mit dem Kombi laut WLTP 584 km und mit der Limousine 595 km weit. Ein Stopp am Schnelllader dauert 26 Minuten für eine Ladung von 10 bis 80 Prozent. Die maximale Ladeleistung liegt bei 200 kW.

Spiele und Wellness

Für die Ladepause setzt Volkswagen auf Casual Games. Wie schon BMW haben sich auch die Wolfsburger für Air Console entschieden: Man steuert das Spiel nicht auf dem Bildschirm im Armaturenbrett. Das eigene Smartphone ist der Controller. So können zwei oder mehr Passagiere mit- und gegeneinander spielen. Dazu benötigt das Smartphone eine Onlineverbindung. Entweder scannt man für die Verbindung einen QR-Code auf dem Fahrzeugbildschirm oder tippt die angezeigte Zahlenkombination in die Air Console-App.

Volkswagen bietet zum Start sechs Spiele. Das Angebot wird später erweitert. Neben der Zustimmung zur Onlineverbindung über den VW Connect Plus-Vertrag muss ein im System angemeldeter Hauptnutzer im Auto sein, um ein Spiel starten zu können. Das Air-Console-Angebot wird auch auf die übrigen ID-Modelle sowie auf die neuen Versionen von Passat, Tiguan und Golf ausgerollt.

Wer im ID.7 lieber entspannen möchte, startet die Wellness-App. Ich wähle das zehnminütige Fresh-up. Es ist eine Kombination aus Musik, Licht, kühler Luft aus Klimaanlage und Sitzbelüftung sowie einer sanften Massage in der Rücken- und Sitzfläche. Während das Programm Power Break nur im stehenden Fahrzeug funktioniert, kann man Calm Down und Fresh up auch während der Fahrt nutzen.

Bewölkter Blick in den Himmel

Optional gibt es ein Glaspanoramadach, das sich mit einem Fingerwisch blickdicht schalten lässt. Allerdings weckt die Bezeichnung Smart Glas falsche Erwartungen: Es gibt nur an oder aus. Das gilt für die gesamte Fläche und nicht für einzelne Bereiche wie beim Audi A6 .

Liegt eine Spannung in der PDLC-Schicht (Polymer Dispersed Liquid Crystal) an, wird das Glas transparent - wobei das übertrieben ist. Der Blick nach oben bleibt im Vergleich zur Frontscheibe stets etwas trüb. Schließt man den Wagen ab, wird das Glas komplett milchig.

Das spart Energie, da keine Spannung anliegt, und schützt den Innenraum vor Sonneneinstrahlung. Das Smart Glas ist Teil des Plus-Pakets (2.730 Euro) mit der DCC-Fahrwerksregelung. Rechnet man den Preis für die Plus-Leistungen heraus, kostet das smarte Glaspanoramadach 1.180 Euro.

Serienmäßig kommen beide GTX-Varianten mit LED-Matrix-Scheinwerfern inklusive Begrüßungsfunktion, dynamischem Kurvenlicht und automatischem Dauerfernlicht. Das VW-Logo in der Front ist Teil des Tagfahrlichts und leuchtet weiß, das hintere leuchtet rot.

Standard sind 20 Zoll Leichtmetallfelgen im Skagen-Design. Optional werden 21-Zoll-Reifen im Mataró-Look angeboten. Für die GTX-Varianten stehen sieben Außenfarben zur Wahl, wobei das Königsrot-Metallic als Hommage an die Lackierung eines Golf GTI für Sportlichkeit steht.

Viele unbeantwortete Fragen

Wie so oft bei eintägigen Testfahrten, hat der Sprachassistent auch im ID.7 GTX Anlaufschwierigkeiten. Vom Beifahrersitz muss die Aktivierung "Hallo Ida" mehrfach wiederholt werden, bevor man seinen Wunsch äußern kann. Vom Fahrersitz klappt es besser, doch selbst bei lokalen Funktionen wie der Aktivierung einer Massage bleibt der Wunsch unerhört.

Auch die Fragen nach dem Fahrzeugalter und dem Fertigungswerk mag Ida nicht beantworten - dafür aber die Frage, wer die Wahl in den USA gewinnt, und die Frage nach einem Rezept für die Zutaten Möhre, Kartoffel und Tomate. Die werden mithilfe eines Datenzugriffs auf ChatGPT knapp, aber ausreichend beantwortet.

Der Schwarm liefert zu wenig Daten

Das optionale Paket IQ.Drive umfasst die Fahr- und Parkassistenten. Dabei hält der Travel Assist Tempo, Fahrspur und Abstand zum Vorausfahrenden. Auch der assistierte Spurwechsel bei Überholvorgängen auf der Autobahn gehört zum Angebot.

Volkswagen erweitert seinen Assistenten um Onlinedaten und nennt ihn nun Connected Travel Assist. Vor Kurven und Kreisverkehren reduziert der ID.7 vorausschauend die Geschwindigkeit, um sicher die Richtungswechsel zu absolvieren. Für die Spurführung greift das System auf Schwarmdaten aus der Cloud zurück.

Dafür wird die Position anderer Fahrzeuge aus dem Volkswagen-Konzern auf der Fahrbahn ausgewertet. Damit hält das System den ID.7 in der Fahrspur, falls Fahrbahnmarkierung oder -begrenzung nicht zu erkennen sind.

Allerdings klappt das auf der schwedischen Landstraße häufig nicht. Ohne Eingreifen des Fahrers wäre der Wagen wiederholt im Graben oder auf einer Wiese gelandet. Vermutlich standen nicht ausreichend Schwarmdaten zur Verfügung.

Sobald diese Daten verfügbar sind, sollte der Fahrer im Head-up-Display kleine Dreiecke sehen. Die waren während unserer gesamten Testfahrt nicht zu erkennen. Beim Start des Connected Travel Assist sieht man grüne Streifen am linken und rechten Fahrbahnrand als Rückmeldung, dass eine Fahrspur erkannt wurde. Die verschwinden jedoch nach wenigen Sekunden. Ansonsten gibt es keine weitere optische oder akustische Rückmeldung, ob der Assistent einwandfrei funktioniert.

Mit der Software-Version 5.0 des Betriebssystems kommt eine praktische Erweiterung im Head-up Display. Wer Android Auto oder Apple Carplay für die Navigation nutzt, sieht die Richtungsangaben von Google Maps oder Apple Karten in der Projektion.

Einparken mit Fernbedienung

Zu IQ.Drive gehört auch der Park Assist Pro. Der hilft auf Wunsch beim Einparken in eine Lücke quer oder längs zur Fahrtrichtung. Noch praktischer ist die Memory-Funktion. Wer in einer engen Tiefgarage oder einer verwinkelten Einfahrt zum Carport rangieren muss, wird die Funktion zu schätzen wissen.

Man parkt einmal als Fahrer ein und speichert den Ort mit einem Namen seiner Wahl. Das System sichert die Daten der letzten 50 gefahrenen Meter. Bei der nächsten Anfahrt kann man den Wagen an der Einfahrt verlassen und mit dem Finger auf einem Knopf in der VW Park Assist Pro-App parkt der ID.7 eigenständig ein.

Dazu darf man allerdings nicht weiter als vier Meter entfernt vom Auto stehen. Im Praxistest benötigen wir drei Anläufe, bis das Ganze fehlerfrei funktioniert. Falls beim ersten Einparken die Ultraschallsensoren Warnungen auslösen, klappt das ferngesteuerte Einparken später nicht. Die Lücke ist dem System zu eng.

Stauraum und Zuglast

Mit einem Radstand von 2,97 m haben Erwachsene auf der Rückbank ausreichend Beinfreiheit. Im Kofferraum gibt es in der Limousine 532 Liter Stauraum. Das gilt auch für den Kombi, doch hier lässt sich die Rückenlehne der Sitzbank senkrecht stellen, was VW Cargo-Position nennt. Dann stehen 605 Liter zur Verfügung.

Mit umgeklappter Rücksitzlehne kommt man auf 1.586 Liter in der Limousine und 1.714 Liter im Tourer. Die Ladefläche misst mit umgeklappter Rücklehne 1,95 m in der Länge mal einen Meter Breite zwischen den Radkästen. Wenn der Stauraum nicht ausreicht, kann ein Anhänger gezogen werden. Durch den Allradantrieb steigt die Zuglast der optionalen Anhängerkupplung (990 Euro) in den GTX-Varianten von 1.200 auf 1.400 kg.

3.570 Euro E-Mobilitätsbonus

Der Luftwiderstandsbeiwert (cW-Wert) liegt bei 0,23 bei der Limousine und 0,25 beim Tourer. Den Verbrauch gibt VW bei den GTX-Varianten mit 18,4 und 18,8 kWh auf 100 km an. Bei unserer sommerlichen Tour über schwedische Landstraßen zeigt der Bildschirm am Ende des Tages 17,1 kWh. Die GTX-Varianten und die Pro S-Version sind auf der Webseite von Volkswagen konfigurierbar. Aktuell gewährt der Hersteller auf alle Varianten einen E-Mobilitätsbonus in Höhe von 3.570 Euro.

Technische Daten zu den ID.7
ID.7 GTX /ID.7 GTX Tourer ID.7 Pro /ID.7 Pro Tourer ID.7 Pro S /ID.7 Pro S Tourer
Antrieb Allrad Heck Heck
Motorleistung 250 kW 210 kW 210 kW
Beschleunigung0 bis 100 km/h 5,4 / 5,5 Sek. 6,5 / 6,6 Sek. 6,6 / 6,7 Sek.
Batterie (netto) 86 kWh 77 kWh 86 kWh
ReichweiteLimousine / Kombi 595 / 584 km 621 / 605 km 709 / 690 km
Verbrauch pro 100 km 18,4 / 18,8 kWh 16,1 / 16,5 kWh 16,2 / 16,6 kWh
Ladeleistung 200 kW 175 kW 200 kW
Ladezeit 10 bis 80 Prozent 26 Min. 28 Min. 26 Min.
Startpreis 63.155 / 63.955 Euro 53.995 / 54.795 Euro 58.985 / 59.785 Euro

Offenlegung: Die Reisekosten nach Stockholm und die Übernachtung wurden vom Hersteller übernommen. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben seitens Dritter.


Relevante Themen