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Facebook: Zuckerberg lehnt bessere Diskussionskultur ab

Die Veränderungen am Algorithmus haben negative Effekte auf Facebooks Beitragskultur - solange die Reichweite stimmt, ist Mark Zuckerberg das egal.
/ Tobias Költzsch
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Facebook-Chef Mark Zuckerberg (Bild: Kevin Dietsch/Getty Images)
Facebook-Chef Mark Zuckerberg Bild: Kevin Dietsch/Getty Images

Die Anpassung von Facebooks Algorithmus, der den News-Feed des sozialen Netzwerks sortiert, hat zu einer Veränderung der Beiträge im sozialen Netzwerk geführt. Nachrichten mit negativen oder spalterischen Inhalten haben seitdem eine bessere Reichweite als traditionelle Beiträge, etwa mit dem Foto eines Haustiers.

Einer Analyse des Wall Street Journals(öffnet im neuen Fenster) (WSJ) zufolge hat Facebook-Gründer Mark Zuckerberg in der Vergangenheit mehrfach Bedenken seiner Mitarbeiter bezüglich des Algorithmus abgewiesen. Zuckerberg sei durch interne Teams darauf hingewiesen worden, dass der geänderte Algorithmus zwar die Interaktionen erhöhe, aber zu wesentlich negativeren Beiträgen und entsprechend negativen Reaktionen führte.

Den Informationen des WSJ zufolge habe Zuckerberg die Einwände und Forderungen nach Veränderungen mit dem Hinweis abgelehnt, dass nichts unternommen werden dürfe, was die Interaktionen der Nutzer verringere. Dies lässt sich so deuten, dass Zuckerberg die Reichweite wichtiger ist als die Qualität der Beiträge und die sozialen Auswirkungen, die diese haben können.

Facebook hatte Probleme mit der Nutzerinteraktion

Hintergrund ist, dass Facebooks Interaktionsrate bis zur Änderung des Algorithmus 2018 stetig gesunken war - ohne, dass das soziale Netzwerk herausfinden konnte, warum dies so war. Zuckerbergs Befürchtung war, dass Nutzer aufhören würden, Facebook zu verwenden.

Wie das WSJ schreibt, haben Facebook-Mitarbeiter mehrfach davor gewarnt, dass der neue Algorithmus Facebook zu einem wütenderen Ort macht. Die Änderungen am Algorithmus wurden von Zuckerberg als Möglichkeit verkauft, dass Nutzer für sie relevantere Inhalte sehen würden und mehr mit Freunden interagieren können.

Beiträge werden demnach anhand eines Punktesystems analysiert. Je mehr Punkte ein Beitrag erreicht, desto mehr Nutzern wird er gezeigt. Negative Emoji-Bewertungen geben dabei mehr Punkte. Ebenso gibt es mehr Punkte, je mehr Kommentare es unter dem Beitrag gibt. Spalterische und sehr negative Kommentare rufen meist zahlreiche Reaktionen hervor, die den Wert des Beitrags weiter steigern.

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Parteien richteten ihre Beiträge auf negative Reaktionen aus

Dem WSJ zufolge haben unter anderem mehrere Parteien in Europa, Indien und Taiwan nach der Umgestaltung des Algorithmus begonnen, ihre Beiträge absichtlich negativ zu formulieren. Dies generiere eine wesentlich größere Reichweite als positive Beiträge. Für Facebook bedeutet mehr Reichweite gleichzeitig mehr Möglichkeiten, Geld mit Werbung zu verdienen.

Im April 2019 wurden verschiedene Korrekturen am Algorithmus vorgeschlagen, die seit dem Frühjahr 2020 unter anderem im Gesundheitsbereich dazu geführt haben, dass weniger Falschinformationen verbreitet wurden. Eine Ausweitung der Änderungen auf weitere Beitragskategorien soll nach Anweisung von Mark Zuckerberg nur erfolgen, wenn diese die Nutzerinteraktionen nicht verringern.


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