Facebook-Party: Seehofer verteilt Mitgliedsanträge statt Freibier
Mit bis zu 4.000 Besuchern hatte die CSU gerechnet, gekommen sind rund 1.500. Unter den netzaffinen Gästen sorgte die Facebook-Party des bayerischen Ministerpräsidenten für mehr Verwunderung als Begeisterung. Und das lag nicht nur am ausgebliebenen Besucheransturm.

"Presse, CSU oder Piraten?" Für das sehr junge CSU-Mitglied, das mit dieser Frage ein Gespräch eröffnet, kann der Golem.de-Redakteur nur zu einer dieser Kategorien gehören. Es ist kurz vor 1 Uhr nachts, und inzwischen hat sich die Facebook-Party des bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chefs doch in das verwandelt, was sie werden sollte: ein lockerer Austausch, auch mit dem Polit-Promi. Der findet jedoch ausschließlich auf den weitläufigen Terrassen der Diskothek P1 statt, drinnen wird getanzt. Da ist es zum Reden zu laut.
Der Gesprächsauftakt zeigt dennoch das ganze Dilemma der Veranstaltung. Der Fragesteller kommt gar nicht auf die Idee, dass sein Gegenüber nur ein interessierter Bürger sein könnte. Die waren - sofern sie Mitglied bei Facebook und dort Fan von Seehofer sind - nämlich allesamt eingeladen. Rund 2.500 Personen hatten sich über das soziale Netzwerk für die Party angemeldet. Nach übereinstimmenden Schätzungen mehrerer Besucher sind über den Abend verteilt dann 1.500 Menschen erschienen.
Gerechnet hatten die Veranstalter, wie aus CSU-Kreisen zu hören ist, mit 1.000 bis 4.000 Gästen. Aber auch diese Zahlen sind angesichts des Sicherheitsaufwandes ziemlich gering. Der übliche Haupteingang zum P1, der über eine schmale Treppe führt, war gesperrt. Stattdessen sollten die Besucher über eine breite Straße an der Seite des Hauses der Kunst - dahinter liegt der Club - mit Sicherheitsschleusen Zugang finden. Diese Schleusen waren rund 100 Meter vor dem neuen Eingang aufgestellt, der Platz dahinter bot Raum für mehrere tausend Menschen. So viele hätten also zusätzlich zu den Gästen in der Diskothek Platz gehabt.
Der Zulauf war umso enttäuschender, weil die von der CSU bezahlte Veranstaltung ein so breites Medieninteresse genoss wie zuvor nur die ausgeuferten Facebook-Partys von Jugendlichen. Über 100 Journalisten drängelten sich folglich ab 19 Uhr auch auf dem Vorplatz zum Eingang. Mehr als eine Stunde brauchte Horst Seehofer, bis er den Club erreichte. Nach einer Rede auf der Bühne verlagerte sich die Party dann schnell in die Außenbereiche.
Platz für Tausende
Nach dem offiziellen Teil machte sich bei einigen Gästen schnell Unmut breit. Die CSU hatte zwar "Freibier" versprochen - dass es sich dabei aber nur um ein Gratisgetränk handelt, hatte aber offenbar kaum jemand so verstanden. Beim Einlass gab es folglich auch eine Getränkemarke, die immerhin für jedes der zehn Getränke der eigens angefertigten Karte gültig war. Darauf hatte das P1 seine Preise fast halbiert, das 0,33l-Fläschchen Bier kostete nur 3,50 Euro, sonst müssen dafür 6,50 Euro gezahlt werden.
Statt Freibier hatte die CSU den Schwerpunkt auf Bierdeckel gelegt. Mit den Aufdrucken auf den Untersetzern feierte sich die "Mitmachpartei" auf der einen Seite selbst, auf der anderen Seite gab es gleich den Mitgliedsantrag. Als ob sie zuvor davon gewusst hätte, brachte die Piratenpartei durch ihren bayerischen Landesvorsitzenden Stefan Körner für Horst Seehofer auch einen Mitgliedsantrag mit. Der Gastgeber nahm die Gegen-PR mit Humor und unterhielt sich samt Visitenkartentausch im Laufe des Abends auch mit weiteren Piraten.
Trotz aller zur Schau getragenen Souveränität wirkte das gesamte Konzept der Party sehr bemüht. Dass aus dem Motto "Horst Seehofer trifft seine Facebook-Fans" eine reine Parteiveranstaltung werden würde, kann niemanden überraschen. Dass sich die Führungsriege der Partei dann ausgerechnet beim sozialen Netzwerken die meiste Zeit in einem abgetrennten Bereich berät, dagegen schon. Transparenz sieht anders aus.
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jetzt wird's mir zu politisch ;)
Lol, definier einmal bitte die Aussage "Als jemand aus dem Teil der Deutschland...
Zeig mir mal wie man sich umringt von Sicherheitskräften "ungehindert" bewegt? ;-)
:)