Experten kontra Bundesregierung: Effiziente Energiewende kommt nicht von allein

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Schon kurz nach ihrem Amtsantritt wollte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche die Überprüfung der Energiewende vornehmen lassen. Jener Monitoringbericht(öffnet im neuen Fenster) des energiewirtschaftlichen Instituts der Universität Köln und der BET Consulting GmbH liegt nun vor, bereitgestellt vom Bundeswirtschaftsministerium.
Zur gleichen Zeit veröffentlichte das Ministerium einen Plan mit zehn Punkten(öffnet im neuen Fenster) , um die Energiewende pragmatischer, kostengünstiger und wettbewerbsfähiger zu machen. So recht zusammen passen die beiden Dokumente jedoch nicht.
Uneinigkeit schon beim Ziel
Der Expertenbericht sowie das Bundeswirtschaftsministerium halten an der Vorgabe fest, im Jahr 2030 mindestens 80 Prozent des deutschen Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen zu beziehen. Aber bereits bei der Angabe, wie hoch dieser wohl sein wird, werden die Experten ein erstes Mal ignoriert.
Im Bericht ist von 600 bis 700 Terawattstunden (TWh) die Rede. Der Verbrauch werde demnach steigen, weil Elektroautos und Wärmepumpen Strom verbrauchen, statt fossile Brennstoffe zu nutzen, deren freigesetzte Energie sich pro Jahr auf knapp 1.500 TWh(öffnet im neuen Fenster) summiert.
Im Plan des Ministeriums wird jedoch sofort die Vorgabe formuliert, dass der Verbrauch eher bei 600 TWh liegen dürfte. Eine Begründung fehlt, während der Expertenbericht warnt, dass der Mehrbedarf für Elektrolyse und potenzielle Rechenzentren noch gar nicht einkalkuliert sei. Allein für grünen Wasserstoff aus erneuerbaren Stromquellen könnten laut Experten bis 2045 über 400 TWh nötig sein.
Kluge Ideen für eine erfolgreiche Energiewende
Dass solche theoretisch möglichen Werte für einen zukünftigen Stromverbrauch kein Kopfzerbrechen bereiten, liegt daran, dass der Bericht das derzeitige Ausbautempo für ausreichend hält. Vor allem bei Photovoltaik und Windkraftanlagen an Land dürften die vorgegebenen Ziele erreicht werden. Bei den Offshore-Windkraftanlagen hingegen fehle der geeignete Netzanschluss, was wiederum der Wasserstoffhochlauf abmildern könnte, falls der Strom noch vor Ort für Elektrolyseure eingesetzt werden kann.
Dazu gibt es Vorschläge, Windkraft und Solarenergie noch besser und vor allem systemdienlicher zu nutzen. So sind zum Beispiel Solaranlagen auf Freiflächen deutlich preiswerter als die aktuell stark geförderten Dachinstallationen. Auch die Kombination mit Batteriespeichern in ausreichender Größe wäre hier problemlos möglich, wodurch Spitzen bei der Stromproduktion abgefangen werden könnten.
Dazu mahnt der Bericht an, Windkraftanlagen zu kombinieren. Anlagen für schwache und starke Winde müssten klug verteilt werden und sollten sich so ergänzen, dass eine möglichst durchgehende Stromproduktion erreicht werden könne. Eine Steuerung könnte zum Beispiel über die Höhe der Netzentgelte erfolgen.



