Bundeswirtschaftsministerium zwischen Flexibilität und Starrsinn
Im 10-Punkte-Plan des Wirtschaftsministeriums klingt das etwas anders. Hier wird lediglich von der Abschaffung der fixen Einspeisevergütung gesprochen, obwohl die längst um flexible und wirtschaftlich sinnvollere Modelle ergänzt wurde.
Auch soll unbedingt am einheitlichen Strompreis für ganz Deutschland festgehalten werden. Dabei sorgt genau die Einheitlichkeit dafür, dass an windreichen Tagen im Norden viel Strom ins Netz gelangt, die Preise sinken, und im Süden deshalb viel verbraucht wird, obwohl die Leitungen den Transport nicht bewältigen können. Am Ende muss aus den Nachbarländern importiert werden.
Das Preissignal, dort zuzubauen, wo auch der Bedarf hoch ist, wird so jedenfalls nicht gesetzt.
Bei Flexibilisierung herrscht Einigkeit
Unstrittig dagegen ist die Notwendigkeit zur Flexibilisierung. Sowohl der Verbrauch als auch das Angebot müssen sich besser an der verfügbaren Strommenge im Netz orientieren. Das kann über Batteriespeicher und Elektrolyseure gelingen.
Aber auch die weitere Verbreitung von Smart Metern soll forciert werden, damit auch die Verbrauchsseite auf den Strompreis reagieren kann. Hier bleibt der Expertenbericht zuversichtlich, weil sich das Ausbautempo im Jahr 2025 enorm gesteigert hätte. Im Bericht des Ministeriums wird dagegen nur die geringe Verbreitungsquote, bezogen auf sämtliche Anschlüsse, moniert.
Pragmatismus geht verloren
Zudem empfehlen die Experten, das Tempo des Netzausbaus nicht zu verringern, sondern eventuell sogar zu erhöhen. So sei der derzeitige stufenhafte Ausbau mitverantwortlich, dass es regelmäßig absehbare Engpässe gäbe.
Darüber hinaus wird aber auch darauf hingewiesen, dass vielerorts Netzkapazität verschenkt wird, etwa weil ein Windpark mit seiner maximalen Leistung ans Netz angeschlossen ist, diese aber nur in einem Drittel bis Viertel der gesamten Zeit erreicht. Hier könnten problemlos Anlagen ergänzt werden, die dieses Missverhältnis ausgleichen, beispielsweise Photovoltaik und Batteriespeicher.
Im 10-Punkte-Plan des Bundeswirtschaftsministeriums hingegen will man noch ganz andere Wege gehen. So sollen auch die Fusion sowie die Einlagerung von CO 2 (Carbon Capture and Storage) zur Energiewende beitragen.
Zwei Technologien also, die von einer praktischen Umsetzung mindestens so weit entfernt sind wie der erste kommerzielle Marsflug. Auch die Kosten dürften ähnlich hoch ausfallen.
Optimistisch bleiben
Festzuhalten bleibt, dass die Energiewende laut Expertenbericht keineswegs unerreichbar ist. Bei Zubau von Windkraft- und Solaranlagen stimmt sogar größtenteils das Tempo, während der Netzausbau zwar beschleunigt werden muss, aber mit Pragmatismus (Stichwort: Freileitung statt Erdkabel) und innereuropäischer Zusammenarbeit sowie Flexibilisierung durch smarten Stromverbrauch und regelbare Produktion realisierbar ist.
So gibt es laut Bericht zahlreiche Möglichkeiten, die Kosten für die Stromproduktion und den Betrieb der Stromnetze zu senken. Die zehn Punkte des Bundeswirtschaftsministeriums zählen eher nicht dazu.



