Everest Max im Test: Mehr kann man von einer Tastatur nicht wollen

Auf dem Markt der Computertastaturen sind wirkliche Überraschungen mittlerweile eher selten geworden. Hersteller konzentrieren sich darauf, neue Switch-Designs auszuprobieren oder setzen auf verschiedene Tastaturgrößen. Immer mal wieder gibt es aber Überraschungen, etwa besonders kompakte Tastaturen wie die OLKB Planck oder die sehr teure Display-Tastatur Optimus Maximus .
Zu diesen Überraschungen zählt auch die Tastatur Everest des deutschen Startups Mountain(öffnet im neuen Fenster) : Sie ist ein wahres Ausstattungsmonster mit cleveren modularen Funktionen, LCD-Tasten, voller Programmierbarkeit, guter RGB-Beleuchtung, Hot-Swap-Schaltern und einer hochwertigen Verarbeitung. Im Test zeigt die Everest keine Schwächen; bei einem Preis von 250 Euro für das Komplettpaket mit allem Zubehör(öffnet im neuen Fenster) können wir nur staunen - positiv.
Die Everest ist Angaben des Startups zufolge aus dem Umstand entstanden, dass es im Tastaturmarkt keine nennenswerten Innovationen in den vergangenen zehn Jahren gesehen habe. Also wurde die Everest entwickelt, die im April 2020 erfolgreich per Crowdfunding finanziert wurde - mittlerweile aber auch regulär über die Webseite von Mountain bestellt werden kann.
Tenkeyless-Tastatur mit ansteckbaren Modulen
Ursprünglich dürfte die Everest wohl als Gaming-Tastatur konzipiert worden sein; aufgrund der großen Switch-Auswahl, der Programmierbarkeit, des unauffälligen Designs und der Modularität ist das Keyboard aber unserer Meinung nach sehr gut im Büroalltag nutzbar. Das Grundmodul der Everest ist eine Tenkeyless-Tastatur, also ohne Nummernblock, aber mit F-Tasten. Dieses als Everest Core erhältliche Modell kann durch einen ansteckbaren Nummernblock und ein ansteckbares Media-Control-Modul erweitert werden - das ist dann das Max-Komplettpaket, das uns zum Test vorliegt.











Das Grundmodul der Everest hat eine massive Deckplatte aus Aluminium, die aus zwei Lagen besteht. Zwischen den Lagen ist ein RGB-Lichtstreifen integriert, der einmal um die komplette Tastatur herum verläuft. Der untere Gehäuseteil ist aus sehr stabil wirkendem Kunststoff gefertigt. Die Aluminiumplatte ist im Bereich der Tasten mit einem gefrästen Wellenmuster versehen, im restlichen Bereich gebürstet. Die Verarbeitung ist sehr hochwertig, die Everest macht auf uns einen sehr stabilen Eindruck.
Die Everest lässt sich in der Höhe verstellen, allerdings nicht mit herkömmlichen aufklappbaren Füßen. Stattdessen können wir die Höhe über mitgelieferte Magnetscheiben regulieren - diese sollten Nutzer besser nicht verlegen. Im Max-Paket ebenfalls enthalten ist eine Handballenauflage, die sich magnetisch befestigen lässt und die richtige Mischung aus stabiler Ablage und weicher Oberfläche bietet.
Cherry-MX-Schalter mit handgeschmierten Stabilisatoren
Unter Testgerät verwendet Cherrys MX-Red-Schalter(öffnet im neuen Fenster) , also lineare Switches mit einer notwendigen Aulösekraft von 45 cN und einem Vorlaufweg von 2 mm. Alternativ sind auch Cherry MX Brown, Blue, Speed Silver und Silent Red erhältlich. Die Stabilisatoren werden Mountain zufolge von Hand geschmiert.
Das Tippgefühl ist gut: Wir können lange Texte ohne Ermüdung schreiben, und das - wenn wir wollen - auch sehr leise erledigen. Die Cherry MX Red müssen nur die Hälfte ihres Gesamtlaufweges gedrückt werden, um auszulösen; wer sich angewöhnt, die Tasten nicht durchzudrücken, schont nicht nur die Finger, sondern auch die Nerven der umliegenden Personen. Mountain hat zwischen die Platine und das Gehäuse der Everest eine weitere Dämpfung verbaut, die Nebengeräusche minimiert; zudem sind die Stabilisatoren von Cherry sehr leise.
Wer im Nachhinein andere Switches installieren will, kann dies relativ einfach tun: Die Schalter der Everest sind hot-swappable: Sie sind nicht verlötet, sondern in die Platine gesteckt. Sie können mit einem mitgelieferten Werkzeug leicht entfernt und durch andere Switches ersetzt werden. Nutzer können natürlich auch Schalter mischen. Dadurch ergeben sich zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten, die sowohl im Gaming- als auch im Büroalltag hilfreich sein können. So könnten Nutzer bestimmte Tasten schwerer gewichten oder mit taktilen Schaltern bestücken, was ergonomische Vorteile haben kann.
Viele USB-Anschlüsse für die Module
Auffällig bei der Tastatur sind die zahlreichen USB-Anschlüsse: Das Stromkabel wird in einen USB-Anschluss gesteckt, der im Boden der Tastatur eingelassen ist; die restlichen Buchsen dienen dem ansteckbaren Zubehör: Sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite der Everest können wir das Nummernblockmodul anschließen. Die dafür notwendigen Stecker lassen sich auf der Rückseite des Nummernblocks mit Hilfe eines Schiebeschalters von der einen Seite auf die andere schieben.











Die Steckerkonstruktion hat Mountain eigenen Angaben zufolge vor der Veröffentlichung der Everest noch überarbeitet: Der eigentliche Stecker erscheint etwas locker, was Absicht ist. Beim leichten Anheben der Tastatur soll auf diese Weise sichergestellt sein, dass das Nummernblockmodul etwas Spiel hat und der Stecker nicht gleich abbricht. Im Test hatten wir nie die Befürchtung, dass die Tastatur beim Bewegen oder Hochheben kaputtgehen könnte.
Am oberen Rahmen lässt sich das Media Dock befestigen - dank jeweils eines USB-Anschlusses wahlweise auf der linken oder der rechten Seite. Damit lässt sich die Everest ideal an die Bedürfnisse des Nutzers anpassen: Wer den Nummernblock lieber links und das Media Dock rechts haben will oder umgekehrt - jede Kombination ist möglich. Im Boden der Tastatur und des Nummernblocks sind Kabelkanäle eingelassen, durch die beispielsweise das Mauskabel geführt werden kann.
Module sind hot-swappable
Die Module der Everest lassen sich im laufenden Betrieb abnehmen und auch wieder anstecken. Wenn wir also beispielsweise merken, dass wir momentan den Nummernblock nicht benötigen, können wir ihn abnehmen und haben so mehr Platz auf dem Tisch.
Ideale Anpassung an verschiedene Nutzungsszenarien
Die Modularität erlaubt es uns, die Tastatur je nach Verwendungszweck einzurichten. Beim Gaming beispielsweise haben wir in einem separaten Profil alle Tasten des Nummernblocks mit Makros belegt und verwenden das Modul als Rechtshänder auf der linken Seite - so kann unsere rechte Hand auf der Maus bleiben, während die linke die Makros leicht erreichen kann. Im Büroalltag hingegen verwenden wir das Nummernblockmodul lieber auf der rechten Seite, da wir es gewohnt sind, Zahlen mit der rechten Hand darüber einzugeben.
Der Nummernblock enthält nicht nur die üblichen Nummerntasten, sondern auch vier programmierbare Buttons. Diese sind mit einem LC-Display versehen, das je nach Funktion mit einem passenden Icon versehen werden kann. Die vier LCD-Tasten sind Membran-Buttons, es werden keine Cherry-Schalter verwendet.
In der Begleit-Software Base Camp können wir die LCD-Tasten programmieren und den angezeigten Bildschirminhalt austauschen. Dabei stehen uns zahlreiche Optionen zur Verfügung: Wir können Makros abspielen, Programme starten, Windows-Programme wie den Task-Manager oder den Explorer starten, den Rechner ausschalten oder in den Standby-Modus versetzen oder auch Webseiten aufrufen. Dabei hat unsere Everest im US-Layout aufgrund dessen, dass wir sie mit deutscher Tastaturbelegung verwenden, aber noch Probleme: Das automatisch hinzugefügte "http://" wird falsch ausgeschrieben, ein Problem, an dem die Everest-Entwickler bereits arbeiten.
Display-Tasten erlauben vielseitige Anpassungen
Wir haben uns den Taskmanager, den Windows Explorer, Lightroom und Spotify auf die vier Display-Tasten gelegt. Da die Everest insgesamt fünf verschiedene Profile erlaubt und alle Einstellungen direkt im Speicher der Tastatur abgelegt werden, könnten wir weitaus mehr Programme dort ablegen. Also selbst wer den eigentlichen Nummernblock nicht allzu häufig verwendet, wird die programmierbaren Display-Tasten möglicherweise nützlich finden. Zu beachten ist allerdings, dass manche Farben nicht besonders blickwinkelstabil sind.











Weitere Steuerungsmöglichkeiten hat das Media Dock, das der Autor dieses Tests wie den Nummernblock im rechten Bereich der Tastatur befestigt hat. Das Media Dock bietet Nutzern vier Tasten zur Mediensteuerung sowie einen Drehregler, der verschiedene Funktionen abrufen und steuern kann. Die jeweils gewählte Funktion wird über ein kreisrundes Display angezeigt, ebenso das Auswahlmenü.
Über das Drehrad können wir unter anderem die Lautstärke unseres PCs, die Helligkeit der Tastatur und den Beleuchtungseffekt ändern. Außerdem können wir uns Informationen zur CPU- und Speicherauslastung sowie zur Uhrzeit anzeigen lassen und das Profil wechseln. Benötigen wir bestimmte Funktionen nicht, können wir sie über Base Camp ausblenden lassen. Über die Software können wir auch einen eigenen Bildschirmschoner einstellen oder die Funktion direkt ausschalten sowie eine eigene Akzentfarbe wählen.
Über das Drehrad-Menü können wir zudem den Custom-Modus aktivieren. Dieser erlaubt es uns, die vier Medientasten mit alternativen Funktionen zu belegen. Insgesamt bietet das Media Dock zahlreiche Möglichkeiten, Einstellungen der Everest direkt ohne die Software abzurufen und ohne alternative Tastaturkombinationen verwenden zu müssen. Wir haben vor allem die Lautstärkeregelung, die Mediensteuerung sowie die Uhr mit Timer-Funktion verwendet. Gamer könnten die Systeminformationen interessant finden.
Übersichtliche Steuerungs-Software Base Camp
Die Software Base Camp ist übersichtlich aufgebaut und bietet eine Reihe an Einstellungsmöglichkeiten. So können wir nicht nur die Display-Tasten des Nummernblocks programmieren (etwa für oben genanntes Gaming-Szenario), sondern auch jede andere Taste. Makros lassen sich in einem separaten Bereich von Base Camp einprogrammieren. Im Unterschied zu anderen Herstellern müssen wir nach dem Einspielen eines Makros nicht direkt die Taste auswählen, auf die wir das Makro legen wollen.
Stattdessen werden die Makros mit einem Titel versehen in einer Art Bibliothek gespeichert, aus der wir bei der Tastaturbelegung wählen können. Bei der Makroprogrammierung können wir auch die Maus aufnehmen sowie eine Aufnahmeverzögerung einstellen.
Ebenfalls in Base Camp einstellbar sind die verschiedenen Profile sowie die RGB-Beleuchtung. Die Everest hat eine ausreichend helle Beleuchtung, die sich auf die Tasten sowie den Leuchtring im Rahmen erstreckt. An Effekten stehen unter anderem eine Farbwelle, ein Atmungseffekt und ein Matrixeffekt zur Verfügung - alles in allem solide Beleuchtungsmuster, aber keine besonderen Überraschungen. Bei Effekten, die in einer Richtung verlaufen, können wir diese in Base Camp ändern, ebenso wie die Geschwindigkeit und die Helligkeit. Mischen wie bei Corsair beispielsweise können wir die Beleuchtungseffekte hingegen nicht.
Mountain Everest: Verfügbarkeit und Fazit
Die Everest von Mountain kostet im Max-Paket(öffnet im neuen Fenster) mit Nummernblockmodul, Media Dock, Handballenablage und Werkzeug für den Keycaps- und Switch-Wechsel 250 Euro. Mit Cherrys MX-Silver- oder MX-Silent-Red-Schaltern kostet das Paket 260 Euro. Die Everest gibt es auch in der Core-Version(öffnet im neuen Fenster) , die nur das Basismodul der Tastatur enthält. Dann kostet sie 150 Euro; mit den etwas teureren Schaltern 160 Euro. Außerdem ist die Tastatur als Barebone-Modell(öffnet im neuen Fenster) ohne Schalter und Tastaturkappen für 130 Euro erhältlich.
Wer nicht alle Module der Everest benötigt, kann sich auch die Core-Version mit dem jeweils gewünschten Modul extra bestellen. Das Nummernblockmodul kostet einzeln 70 Euro, 80 Euro mit den teureren Schaltern. Das Media Dock ist für 60 Euro zu haben, die Handballenablage kostet 15 Euro, die magnetischen Standfüße 5 Euro. Beim Gesamtpaket Everest Max sparen Kunden entsprechend Geld. Alle jetzt bestellten Tastaturen sollen Ende November 2020 verschickt werden.
Fazit
Die Everest von Mountain im Max-Paket ist eine der vielseitigsten, interessantesten und besten mechanischen Tastaturen auf dem Markt. Dank ihres modularen Aufbaus lässt sich die Tastatur nicht nur an verschiedene Platzangebote anpassen, sondern auch an unterschiedliche Nutzungsszenarien.
Den Nummernblock können wir wie das Media Dock sowohl rechts als auch links befestigen und wahlweise auch weglassen. Alle Teile lassen sich im laufenden Betrieb wechseln und funktionieren in unserem Test nach dem Anstecken sofort tadellos.











Das Media Dock bietet nicht nur Medientasten, sondern dank des Drehreglers zahlreiche weitere Einstellungsmöglichkeiten, die übersichtlich auf dem runden Display dargestellt werden. Die vier Display-Tasten des Nummernblocks können mit verschiedenen Funktionen und passenden Icons belegt werden.
Grundsätzlich bietet die Everest umfassende Programmierungsmöglichkeiten: Jede Taste kann mit einem anderen Zeichen, einem Makro, einer Systemfunktion oder einem App-Start belegt werden. Zusammen mit den fünf verfügbaren Profilen und dem Umstand, dass alles auf der Tastatur selbst gespeichert wird, ergibt das eine Anpassung an verschiedenste Nutzungsszenarien - sei es für ein bestimmtes Spiel oder eine bestimmte Arbeitssituation.
Zusammen mit den guten roten Cherry-MX-Schaltern eignet sich die Everest daher auch sehr gut für den Büroalltag - zumal die RGB-Beleuchtung auch auf etwas unauffälligere Effekte eingestellt werden kann. Die Schalter sind einfach wechselbar, ein weiterer Vorteil der Everest.
Alles in allem bringt die Everest Max so ziemlich alles mit, was sich Nutzer von einer modernen mechanischen Tastatur wünschen können, und das noch in einer überdurchschnittlich guten Qualität. Den Preis von 250 Euro für das Komplettpaket halten wir angesichts der Qualität und der Funktionen für angemessen.
Nachtrag vom 9. November 2020, 12:37 Uhr
In der ersten Version des Textes haben wir geschrieben, dass die Switches handgeschmiert sind. Mountain wies uns darauf hin, dass lediglich die Stabilisatoren geschmiert sind. Wir haben dieses Missverständnis korrigiert.



